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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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und die ‚Stehlende Hand‘; den dritten kannten sie nicht. Sie straften den Mord und töteten das ‚Böse Auge‘ und den dritten. Die ‚Stehlende Hand‘ entkam, nachdem sie meinen Vater erschossen hatte. Die ‚Brennende Pfeife‘ folgte ihm, nachdem sie das Gold vergraben und die Leiche des ‚Brüllenden Büffel‘ zu sich aufs Pferd genommen hatte, konnte ihn aber nicht erreichen ‚Brennende Pfeife‘ begrub den Bruder da, wo ich ihn in zwei Tagen finden werde, und ritt allein nach Washington. Der Bruder mußte gerächt werden; ich mußte ihn rächen, denn ich bin sein Sohn. Aber es verging eine lange Zeit, weil ich noch klein war. Dann aber machte ich mich auf, um mir den Skalp des Mörders zu holen, denn dann bin ich ein Krieger und darf ein Feuerrohr tragen. Der Mörder wohnte in der Hütte des Ermordeten; er hatte das Weib desselben zu seiner Squaw gemacht; dadurch wurde die Hütte sein Eigentum und er konnte nach dem Schatz suchen.“
    Als die Frau diese Eröffnung vernahm, stieß sie einen Schrei des Entsetzens aus und fiel in Ohnmacht. Ihr zweiter Mann war der Mörder des ersten.
    „Nun sollt ihr die ‚Stehlende Hand‘ sehen“, sagte der Apache. „Folgt mir!“
    Joseph blieb bei seiner besinnungslosen Mutter zurück, welcher wir die Besinnungslosigkeit wohl gönnten. Salters und ich folgten dem Indianer zu der großen Platane. Dort lag Rollins an der Erde unter einem der wohl drei Fuß im Durchmesser haltenden Hauptäste, welcher auf ihn gefallen war und ihm die Beine bis herauf an den Leib vollständig zermalmt hatte.
    „Hier liegt er“, sagte der Apache. „Ich wollte mir seinen Skalp holen; aber der große Geist hat ihn gerichtet. Ich nehme nur den Skalp eines Mannes, den ich besiegt habe. – Diesen hier hat der Zorn des gerechten Manitou erschlagen, an demselben Ort, an welchem er den Mord beging. Verstehst du nun die Schrift, welche ich dir zu lesen gab?“
    „Vollständig“, antwortete ich.
    „‚Brennende Pfeife‘ kann nicht schreiben. Er hat die Schrift von dem großen Häuptling Intschu tschuna machen lassen, dem er alles erzählte. Du bist der Bruder dieses berühmten Kriegers, und darum will ich dir die Schrift schenken. Siehe, der Elende öffnet die Augen. Vielleicht kannst du noch mit ihm sprechen. Ich aber gehe; er ist der Mörder meines Vaters; ich hätte ihn getötet, aber sein Wimmern mag ich nicht hören. Der rote Mann hat auch ein Herz, gerade wie das weiße Bleichgesicht; er will schnell strafen, aber nicht langsam martern.“
    Er kehrte zu Joseph und dessen Mutter zurück. Wir aber hatten noch eine schlimme Viertelstunde zu überstehen, die Sterbeminuten des Mörders. Das Bewußtsein kehrte ihm zurück; er fühlte, daß der Tod ihm nahe sei, und gestand alles. Zwar fehlte ihm die Kraft zur zusammenhängenden Rede, aber er konnte unsere Fragen doch mit Ja oder Nein beantworten. So erfuhren wir, was wir uns eigentlich selbst schon ergänzen konnten.
    Er hatte bemerkt, daß der ihn verfolgende ‚Brüllende Stier‘ die Nuggets nicht bei sich führte, sie also vergraben hatte. Er führte den Indianer irre und kehrte nach dem Schauplatz des Überfalles zurück. Dort machte er unter vieler Mühe ein Loch für die Leichen, damit der Mord ein Geheimnis bleibe. Einige Tage später schoß er auch noch den Bruder des Ermordeten nieder, um sich bei der Frau als willkommener Beschützer einführen zu können. Dann konnte er mit aller Bequemlichkeit nach dem Gold suchen. Es gelang alles, nur die Hauptsache nicht; er konnte die Nuggets nicht finden. Der Durst nach dem Gold und die Qualen seines Gewissens brachten ihn dem Wahnsinn nahe. Er litt keinen Fremden, damit ja nicht durch irgendeinen Zufall etwas entdeckt werde. So waren Will und ich abgewiesen worden, und so hatte er auch den ‚Kleinen Hirsch‘ fortgejagt, welcher sich lahm stellte, um unter diesem Vorwand bei ihm Eintritt zu erhalten.
    Gott richtete ihn nach seiner Allgerechtigkeit. Gerade jetzt lag der Mörder auf der Stelle im Sterben, unter welcher die Gebeine der von ihm Verscharrten lagen, und noch in seinen letzten Augenblicken mußte er von uns erfahren, daß das so lange vergebens gesuchte Gold gefunden worden sei und in die Hände des von ihm gehaßten Knaben komme.
    Und doch verfuhr der Barmherzige noch gnädig mit ihm: Die zermalmten Glieder verursachten ihm keine Schmerzen; er schlief ein, ohne einen Seufzer auszustoßen.
    Wir meldeten seinem Weib das Geschehene. Sie mochte ihn nicht sehen und tat recht

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