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08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

Titel: 08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Gezeiten und erkennst die Warnzeichen, die die ›Ringelgans‹ vor Gefahren bewahren? Es ist kein Geheimnis dabei, Murchad. Jeder hat ein Gedächtnis und kann sich Dinge einprägen. Wichtiger ist, daß man auch nach dem handelt, was man weiß.«
    Sie ging über den Niedergang zum Messedeck, um sich Wasser zu holen. An der Tür traf sie Wenbrit. Er war nicht zum Gottesdienst an Deck gekommen und hatte sich mit seinen Pflichten entschuldigt. Jetzt fiel ihr auf, wie blaß und bedrückt er aussah. Er schien erleichtert, als sie auftauchte.
    »Lady, ich muß …« Er brach ab und blickte auf etwas über und hinter Fidelmas Kopf.
    Sie schaute ihn stirnrunzelnd an.
    »Was ist, Wenbrit?«
    »Ach …« Er sah einen Moment verwirrt aus. »Ich wollte dich nur daran erinnern, daß gleich das Mittagsmahl serviert wird.«
    Er schob sich an ihr vorbei zu den Kajüten hin und flüsterte ihr dabei kaum hörbar zu: »Komm zu mir in die Kajüte der toten Schwester. Sobald du kannst.«
    Hinter ihr hüstelte jemand. Sie schaute auf und sah, daß Cian ihr den Niedergang hinunter gefolgt war. Er stand ein paar Stufen über ihr und beugte sich vor.
    »Ich muß einmal richtig mit dir sprechen, Fidelma.« Er zeigte immer noch dieses zuversichtliche Lächeln. »Gestern sind wir zu keinem Abschluß gekommen.«
    Fidelma wandte sich ab, um ihren Zorn zu verbergen. Offensichtlich hatte Wenbrit dringend mit ihr sprechen wollen, aber nicht in Gegenwart Cians.
    »Ich habe zu tun«, erwiderte sie schneidend.
    Cian schien nicht beeindruckt von ihrem Ton.
    »Du hast doch keine Angst davor, mit mir zu reden?«
    Sie starrte ihn mit offener Abneigung an. Sie konnte seiner Gegenwart nicht entfliehen. Es hatte keinen Zweck, weitere Entschuldigungen vorzubringen, früher oder später mußten sie sich aussprechen. Vielleicht lieber früher als später. Die Fahrt würde noch viele Tage dauern. Sie hoffte, Wenbrits Neuigkeit könnte warten. Sie hatte mit ihren Erinnerungen zu tun.
     

K APITEL 8
    Grian hatte ihr die Nachricht bringen müssen. Sie war in die Herberge gekommen, in der Fidelma wohnte, und hatte ihr Zimmer betreten, ohne anzuklopfen. Fidelma lag auf ihrem Bett und starrte an die Decke. Sie zog ärgerlich die Brauen zusammen, als sie Grian erblickte.
    »Ich hoffe, du willst mir nicht wieder was vorpredigen«, sagte sie streitlustig, bevor ihre Freundin zu Wort kam.
    Grian setzte sich auf das Bett. »Wir vermissen dich alle, Fidelma. Wir möchten dich nicht in dieser Lage sehen.«
    Fidelma verzog das Gesicht, ihr Ärger nahm zu.
    »Es liegt nicht an mir, daß ich nicht im Unterricht bin«, entgegnete sie. »Es war Morann, der sich in mein Leben einmischte. Er war es, der mich ausgeschlossen hat.«
    »Er tat es zu deinem Besten.«
    »Es ging ihn nichts an.«
    »Er meint, doch.«
    »Ich mische mich auch nicht in sein Privatleben ein. Also sollte er mich ebenfalls damit verschonen.«
    Grian war sichtlich unglücklich.
    »Fidelma, ich fühle mich für das verantwortlich, was geschehen ist. Es war meine Dummheit …«
    »Tu bloß nicht so, als hättest du mir was zu sagen, nur weil du mich mit Cian bekannt gemacht hast«, erwiderte Fidelma scharf.
    »Das mache ich auch nicht. Ich habe gesagt, ich fühle mich verantwortlich. Was ich getan habe, hat vielleicht dein Leben zerstört. Das kann ich nicht ertragen.«
    »Morann hat mein Studium unterbrochen, nicht du.«
    »Aber Cian …«
    »Erzähl mir nichts von Cian. Ich weiß, er benimmt sich manchmal unreif, aber seine Absichten sind gut. Er wird sich ändern.«
    Grian schwieg einen Moment, dann sagte sie leise: »Du zitierst doch gerne aus Publilius Syrus. Hat er nicht geschrieben, daß ein zorniger Liebhaber sich viele Lügen einredet? Dasselbe gilt wohl auch für Frauen, wenn sie verliebt sind. Liebende wissen, was sie wollen, aber nicht, was sie brauchen. Du brauchst Cian nicht, und er will dich nicht.«
    Fidelma wollte zornig aus dem Bett auffahren, doch Grian drückte sie zurück in die Kissen. Fidelma wußte gar nicht, daß ihre Freundin solche Kraft besaß.
    »Du hörst mir jetzt zu, auch wenn es das letzte Mal sein sollte, daß wir miteinander reden. Ich tue das zu deinem eigenen Besten, Fidelma. Heute morgen hat Cian Una geheiratet, die Tochter des Verwalters des Großkönigs, und sie werden in Aileach bei den Cenel Eoghain leben.«
    Grian sprach so rasch, daß Fidelma keine Gelegenheit hatte, sie zu unterbrechen.
    Fidelma sah ihre Freundin mehrere lange Augenblicke verständnislos an. Es war

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