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08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

Titel: 08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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wie Bruder Adamrae schon sagte. Was ist, wenn wir nicht gehorchen?«
    »Dann hat der Kapitän das Recht, euch gefangenzusetzen.« Fidelma sprach leise, doch ihre Stimme schnitt durch das Gemurmel, das Tolas Worten gefolgt war, so daß Totenstille eintrat und jeder sie ansah.
    Bruder Tola runzelte die Stirn in sichtlicher Mißbilligung dessen, was er als ihre Anmaßung betrachtete.
    »Ach – und mit welchem Recht?« erkundigte er sich. »Und woher weißt du das?«
    Fidelma schaute Murchad an, als habe sie diese Fragen überhört.
    »Gehört dir dieses Schiff, Murchad?«
    Der Kapitän antwortete mit einem knappen Nicken, obgleich ihn die Frage verblüffte.
    »Und welches ist dein Heimathafen?«
    »Ardmore.«
    »Dann steht also das Schiff in jedem Fall unter den Gesetzen von Éireann.«
    »Das nehme ich an«, stimmte Murchad zögernd zu. Er wußte nicht, worauf sie hinauswollte.
    »Dann ist das die Antwort auf Bruder Tolas Frage«, erklärte sie, ohne ihn anzusehen.
    Bruder Tola war nicht zufriedengestellt.
    »Das ist es nicht.«
    Erst jetzt schaute Fidelma ihn ohne Freundlichkeit an.
    »Das ist es doch. In diesem Fall gelten die Muirbretha , die Seegesetze.«
    Bruder Tola machte ein erstauntes Gesicht, das er dann zu einem herablassenden Lächeln verzog.
    »Und wieso verstehst du etwas von solchen Gesetzen?«
    Fidelma seufzte und setzte zur Antwort an, doch Cian kam ihr zuvor.
    »Weil sie eine dálaigh ist, eine Anwältin bei Gericht. Weil sie den Grad eines anruth besitzt.« Sein Ton war ätzend.
    Jeder wußte, daß der Grad eines anruth der zweithöchste war, den die kirchlichen oder weltlichen Hochschulen zu vergeben hatten.
    In dem kurzen Schweigen, das auf Cians Erklärung folgte, kehrte Schwester Ainder in die Kajüte zurück.
    »Crella ruht sich aus«, verkündete sie, ohne etwas von der neuen Spannung zu ahnen. »Wir müssen bedenken, daß sie Schwester Muirgels enge Freundin und Verwandte war. Ihr Tod hat sie schwer getroffen. Unter diesen Umständen sind taktlose Bemerkungen nicht angebracht, Bruder Tola.«
    Bruder Tola machte ein finsteres Gesicht und wandte sich an Cian.
    »Was hast du von dieser Frau gesagt?«
    »Fidelma von Cashel ist Anwältin bei Gericht und genießt einen Ruf, der bis zum Hof des Großkönigs in Tara gedrungen ist.«
    »Stimmt das?« fragte Tola ungläubig.
    »Das stimmt«, schaltete sich Murchad ein. »Außerdem ist sie die Schwester des Königs von Muman.«
    Tolas Wangen färbten sich rot, und er senkte den Kopf, um seine Verlegenheit durch die genaue Betrachtung des Tisches vor ihm zu verbergen.
    Fidelma hätte es lieber gesehen, wenn ihr Rang nicht erwähnt worden wäre. Sie blickte unbehaglich in die Runde.
    »Ich wollte nur sagen, daß nach den Muirbretha , den Seegesetzen, Murchad als Kapitän des Schiffes die gleiche Stellung einnimmt wie ein König. Er besitzt sogar noch größere Macht, denn er ist nicht nur König, sondern auch Oberrichter. Mit anderen Worten, er hat den Befehl über alle an Bord. Alle . Ich glaube, ich habe die Lage deutlich erläutert. Oder hast du noch eine Frage, Bruder Tola?«
    Der hochgewachsene Mönch schaute irritiert auf.
    »Keine weitere Frage«, antwortete er frostig.
    Fidelma wandte sich an Murchad.
    »Du kannst sicher sein, daß deine Anordnungen strikt befolgt werden und jeder weiß, daß Ungehorsam bestraft wird.«
    Murchad bedankte sich mit einem unsicheren Lächeln.
    »Mir geht es nur um eure Sicherheit. Dieser … Unfall von Schwester Muirgel hätte nie passieren dürfen.«
    Er wollte den Raum verlassen, doch Schwester Gormán hielt ihn zurück.
    »Können wir … Dürfen wir wenigstens einen kurzen Bittgottesdienst für den Frieden der Seele Schwester Muirgels abhalten, Kapitän?«
    Murchad zögerte verlegen.
    »Das ist unsere Christenpflicht«, kam ihr Schwester Ainder zu Hilfe.
    »Natürlich«, knurrte Murchad. »Ihr könnt ihn am Mittag abhalten, wenn der Nebel sich hoffentlich gelichtet hat.«
    »Vielen Dank, Kapitän.«
    Murchad ging, und Wenbrit reichte Met und Wasser herum. Das Mahl wurde schweigend eingenommen, und Fidelma war froh, als sie wieder auf Deck flüchten konnte. Der Nebel wogte immer noch dick herum und hatte sich auch am Mittag nicht gelichtet.
     
    Es war ein schlichter Gottesdienst. Alle versammelten sich auf dem Hauptdeck, ausgenommen Gurvan und ein Matrose, die das Steuerruder bedienten, und eine unsichtbare Wache im nebelverhangenen Mastkorb, die darauf achten sollte, ob der Himmel aufklarte. Schon vor einiger

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