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08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

Titel: 08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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totenstill, während ihr langsam die Bedeutung der Worte Grians aufging. Dann erstarrte ihr Gesicht, als sei es zu Stein geworden.
    Grian wartete auf eine Reaktion ihrer Freundin, und als keine kam, setzte sie hinzu: »Ich hab schon vorher versucht, dich zu warnen. Du mußt doch gewußt oder wenigstens geahnt haben …?«
    Fidelma hatte das Gefühl, sie wäre aus der Wirklichkeit herausgeschleudert und in kaltes Wasser geworfen worden. Sie war wie betäubt und vollkommen sprachlos. Grian hatte sie gewarnt, und ehrlich gesagt, sie selbst hatte vermutet – und gefürchtet –, daß sie recht hatte. Sie hatte versucht, sich selbst zu täuschen und es abzuleugnen. Schließlich vermochte sie einen der vielen Gedanken, die ihr im Kopf herumwirbelten, in Worte zu fassen.
    »Geh weg und laß mich allein«, rief sie mit vor Erregung brüchiger Stimme.
    Grian schaute sie besorgt an. »Fidelma, du mußt verstehen …«
    Im nächsten Moment fuhr Fidelma schreiend, schlagend und kratzend auf ihre Freundin los. Wäre Grian nicht erfahren in der Kunst der troid-sciathaigid , der Selbstverteidigung, gewesen, hätte sie ernste Verletzungen erlitten. Aber Grian beherrschte diese Technik, die vor Jahrhunderten entwickelt worden war, als die Gelehrten der fünf Königreiche sich gegen Angriffe von Dieben und Banditen schützen mußten. Da sie es für Unrecht hielten, Waffen zu tragen, mußten sie eine andere Art der Selbstverteidigung erfinden. Jetzt wurden viele Missionare, die in andere Länder gingen, darin ausgebildet.
    Grian fiel es nicht schwer, Fidelmas unbeherrschte Wut zu bezwingen, denn ungesteuerte körperliche Kraftanstrengung führt zu nichts. Grian hatte sie schnell mit einem ihrer Griffe wehrlos gemacht und mit dem Gesicht nach unten in die Kissen gedrückt.
    In diesem Moment platzte der Herbergswirt herein und wollte wissen, was das für ein Lärm sei, der seine Gäste störte. Seine entsetzten Blicke blieben sofort an den Töpfen und dem Stuhl hängen, die zu Bruch gegangen waren, bevor Fidelma von ihrer Freundin überwältigt worden war.
    Grian schrie ihn nur an, er solle verschwinden, der Schaden werde bezahlt.
    Eine lange, lange Zeit hielt sie ihre Freundin fest, bis die Wut und die Erregung aus ihrem Körper wichen, die Spannung verebbte und ihre Muskeln sich lockerten.
    Schließlich sagte Fidelma in ruhigem und vernünftigem Ton: »Ich bin wieder in Ordnung, Grian. Du kannst mich loslassen.«
    Widerstrebend gab Grian nach, und Fidelma richtete sich auf.
    »Es wäre mir lieb, wenn du mich eine Weile allein läßt.«
    Grian warf ihr einen forschenden Blick zu.
    »Du brauchst dich nicht zu sorgen«, sagte Fidelma leise. »Ich mach keinen Unsinn mehr. Du kannst zur Hochschule zurückkehren.«
    Grian zögerte noch, sie zu verlassen.
    »Geh schon«, beharrte Fidelma, die ihr Schluchzen kaum noch zurückhalten konnte. »Ich hab’s versprochen – reicht dir das nicht?«
    Nun glaubte Grian, daß der Anfall von Wahnsinn vorbei war, und erhob sich.
    »Denk daran, Fidelma, daß du Freunde in der Nähe hast«, sagte sie.
     
    Es dauerte noch mehr als einen Monat, bis Fidelma in Brehon Moranns Unterricht zurückkehrte. Der Alte bemerkte sofort die feinen Linien um die Winkel ihrer Augen und ihres Mundes. Sie verrieten eine Härte, die vorher nicht dagewesen war.
    »Kennst du Aischylos, Fidelma?« fragte der Brehon ohne weitere Vorrede, als sie sein Zimmer betrat.
    Sie schaute ihn verständnislos an und antwortete nicht.
    »›Wer, außer Göttern, bleibt denn sein ganzes Leben lang von Leid verschont?‹«
    Sie schwieg einen Moment. Dann sagte sie, ohne auf seine Worte einzugehen: »Ich möchte mein Studium wieder aufnehmen.«
    »Ich für mein Teil würde mich freuen, wenn du das tust.«
    » Darf ich mein Studium wieder aufnehmen?« fragte sie ihn ruhig.
    »Hindert dich etwas daran, Fidelma?«
    Fidelma hob mit ihrer alten trotzigen Geste das Kinn. Nach einigen Sekunden antwortete sie entschieden: »Nichts.«
    Der Alte seufzte traurig, kaum vernehmbar.
    »Wenn du Bitterkeit in deinem Herzen trägst, ist das Studium kein Zucker, der sie versüßt.«
    »Haben die alten Barden nicht gesagt, daß wir durch Leid lernen?« erwiderte sie.
    »Das ist richtig, aber nach meiner Erfahrung denkt der Leidende entweder zuviel oder zuwenig über seinen Schmerz nach. Ich fürchte, du denkst zuviel darüber nach, Fidelma. Wenn du zurückkommst, mußt du dich auf das Studium konzentrieren und nicht auf das Unrecht, das du deiner Meinung nach

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