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08

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Titel: 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Man stirbt nur zweimal
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bin?"
    „Oh, das Übliche. Tumult. Gewalt. Geschrei. Noch mehr Gewalt."
    „Du bist wirklich kein guter Erzähler."
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    Er senkte den Kopf. Ich wusste, ich redete in den Wind. Sinclair würde niemals zugeben, wie groß seine Angst um mich gewesen war. Lieber gab er sich cool, selbst mir gegenüber.
    „Natürlich kann dieser versuchte Mord uns nur helfen."
    „Na, vielen Dank auch. Schön, dass ich nützlich sein konnte." Ich setzte mich auf und trat mit dem rechten Fuß nach seinem Schienbein, aber er wich mir im letzten Augenblick aus.
    „Elizabeth, du weißt ganz genau, was ich damit sagen will."
    „Michael ist gedemütigt und beschämt, und das wird der Rat bemerken? So etwa in der Art?"
    „Ja. In der Art."
    „Sie waren bestimmt ganz schön überrascht, als ich wieder aufgestanden bin."
    Er grinste. „In der Tat. Als ich das Stuhlbein aus deinem Brustbein herausgezogen habe, bist du sofort aufgewacht - und die Wunde heilte ebenso schnell."
    „Schön, dass ich helfen konnte. Diese Sara war nett. Sie war fast die Einzige, die nett war."
    Er zuckte die Achseln und schlüpfte aus seiner Jacke. „Lass ihnen Zeit. Dein ganz besonderer Charme wird seine Wirkung auf sie nicht verfehlen."
    „Diese Heuchler. Irre ich mich oder hat in der Zeit, in der Antonia bei uns wohnte, wirklich keiner von den Typen sie jemals angerufen oder besucht?"
    „Du irrst dich nicht. Aber tröste dich mit dem Gedanken, dass Antonia in ihrem letzten Lebensjahr Liebe und Glück bei uns gefunden hat. Etwas, das sie hier anscheinend nicht bekommen konnte."
    Das war traurig. Diese Blödmänner waren doch ihre Familie. Aber allen war sie egal gewesen - bis sie gestorben war. Sie hatten ja noch nicht einmal gewusst, dass sie eine feste Beziehung

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    mit einem Vampir gehabt hatte - Garrett, der sich, nur vier Sekunden nachdem er begriffen hatte, dass die Liebe seines Lebens tot war, umgebracht hatte.
    Ich wollte nicht mehr daran denken; es war einfach zu furchtbar. Für einen Moment beneidete ich Jessica, die in ihrem dunklen Schlafzimmer lag und diesen ganzen schlimmen Schlamassel verschlief.
    Aber so konnte es nicht weitergehen. In der Vergangenheit zu leben war keine Lösung. Das Leben ging weiter - auch wenn es bedeutete, dass ein paar Leute auf der Strecke blieben.
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    Liebes Ich,
    es fällt mir wirklich schwer, dies niederzuschreiben. Ich schäme mich und bin wütend auf mich selber. Aber ich muss es einfach loswerden.
    Ich kann genau den Moment festmachen, an dem ich begrif , dass die Kacke echt am Dampfen war. Das war am nächsten Morgen, lange nachdem sich Tina zurückgezogen hatte. Ich schlang, nichts Böses ahnend, eine Schale Special K hinunter und las den neuesten Roman von John Sandford, als Laura hereingetänzelt kam.
    Sie war besser gelaunt als gewöhnlich, was eine nette Abwechslung war, weil sie schrecklich angespannt gewesen war, seitdem Betsy und Sinclair fort waren. Gekleidet in einen butterblumengelben Pullover und ausgewaschene Jeans, das blonde Haar in den ewigen Pferdeschwanz zurückgebunden, die großen Augen strahlend, und funkelnd, sah sie sogar noch hübscher aus als sonst - und Laura war wirklich ein hübsches Mädchen.
    „Guten Morgen!", flötete sie und setzte sich mir gegenüber. „Hat jemand für mich angerufen?"
    „Nein? Erwartest du einen Anruf?"
    „Ja. Ich hatte eine tolle Idee, und dafür muss ich mich bei dir bedanken. Heute erfahre ich hof entlich, ob es geklappt hat."
    Liebes Ich, schon da hätte ich misstrauisch werden sollen. Aber nein, ich dachte, sie würde an irgendeinem Kirchending arbeiten oder an einem Projekt für die Uni. Ich bin Notfallme
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    diziner, kein Psychiater. Woher sollte ich wissen, dass sie den Verstand verloren hatte?
    Ja, ich weiß. Das sind alles blöde Entschuldigungen, hange Rede, kurzer Sinn: Ich hätte aufmerksamer sein sollen.
    „Das wird eine Menge Probleme lösen", fuhr Laura fort, und ich gebe zu, dass ich nur mit halbem Ohr hinhörte. „Ich hatte solche Angst um Betsy, seitdem sie beinahe gestorben ist, als Antonia erschossen wurde."
    „Betsy stirbt immer beinahe." Ich war ein wenig zuversichtlicher als sie, was die Zähigkeit von Vampiren anging; seit Betsy mich vor ein paar Jahren davon abgehalten hatte, mich selbst zu töten, hatte ich viel Merkwürdiges erlebt. „Sie ist wie Kenny."

    „Kenny?"
    „Aus South Park. Oh, Popkultur-Referenz. Tut mir leid." Laura sah sich vor al em Nachrichten und Kochsendungen an. Schon eine einzige Episode von South Park

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