08
ja auch provoziert. Vergessen wir die Sache. Was ist jetzt eigentlich mit dem Rat? Wann sollen wir mit ihm reden?"
„Morgen", sagte Michael, der mich mit einem Blick ansah, den ich noch nie an ihm gesehen hatte. Widerstrebende Bewun
68
derung? Zweifel an meiner Zurechnungsfähigkeit? Viel eicht musste er auch einfach nur dringend auf die Toilette. „Um Mitternacht."
Ah ja. Um Mitternacht. Wie kitschig. Aber das behielt ich für mich - für einen Abend hatte ich meine Klappe schon weit genug aufgerissen.
„Wir werden kommen. Aber lasst uns für heute Schluss machen. Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich hatte genug Aufregung für einen Tag. Eine Nacht. Was auch immer."
Sara lachte. Sie war die Einzige. Aber wenigstens schienen die anderen mir stillschweigend zuzustimmen, denn sie zogen sich zurück und ließen Sinclair, Baby Jon und mich allein in unsere Suite gehen.
„Geht es dir gut?", murmelte ich aus dem Mundwinkel, während ich Baby Jon den Hintern tätschelte. Hoho! Der Junge brauchte dringend eine frische Windel.
„Ich bereue es zutiefst, dass ich deinem Angreifer nicht meine Faust in den Schädel gerammt habe", erwiderte Sinclair mit unbewegtem Gesicht.
„Keine Sorge. Morgen ist auch noch ein Tag."
Sinclair schnaubte, doch diese Aussicht schien ihn aufzumuntern. Ich war erleichtert. Sicher waren die Werwölfe alles harte Typen, aber keiner von ihnen käme gegen meinen Mann an, der nicht nur a) der König der Vampire war und b) alt und schlau, sondern es auch c) nicht tolerierte, wenn sich jemand mit mir anlegte.
Wenn sie das nach heute Nacht nicht gelernt hatten, gab es für sie keine Hoffnung und auch keine Hoffnung auf Versöhnung. Und was wäre dann?
Krieg vielleicht. Krieg zwischen Vampiren und Werwölfen.
Na toll.
69
28
Mein König,
hier läuft alles erwartungsgemäß gut. Ich habe den Vierteljahresbericht der Holding in Los Angeles geprüft, und es scheint, als würde das neue Sicherheitssystem für den Webserver des Unternehmens einwandfrei funktionieren.
Laura empfängt in eurer Abwesenheit anscheinend viele Gäste; immer sind irgendwelche Fremden im Haus. Weder Marc noch Laura sagen mir, wer sie sind, also respektiere ich ihre Privatsphäre. Wahrscheinlich füllen sie die Leere aus, die du und die Königin hinterlassen haben.
Ich hoffe, dir und Ihrer Majestät geht es gut. Wenn ich irgendetwas für dich tun soll, dann kontaktiere mich bitte sofort. Bis dahin schicke ich dir mit FedEx Kopien der Kaufverträge für die kürzlich erworbenen Immobilien. Bitte prüfe sie, wenn du die Zeit hast, unterzeichne, wenn alles zu deiner Zufriedenheit ist, und schicke sie an mich zurück. Ich werde dann die nächsten Schritte einleiten.
In Liebe und Treue für euch beide,
Tina.
„Siehst du?", jammerte ich. „Warum kann ich nicht solche E-Mails bekommen? Klar und deutlich und in einer allgemein verständlichen Sprache!"
„Meine Liebste, wovon um alles in der Welt sprichst du?"
„Guck!" Ich zeigte mit dem Finger auf Marcs letzte Ergüsse.
69
Hallo Süße, vermisse dich ganz dolle. hier ist die Lage eher so lala, aber ich habe al es im Grif , laura sagt Hi und wil , dass du WNHK AS AP. sag deinem unglaublich leckeren ehemann dass ertinas maus beantworten sol , das mädel DSD! bis denne, marc
„Ich habe keine Ahnung, was er mir damit sagen will", murmelte ich. „Das könnte auch genauso gut in Französisch geschrieben sein."
„Was ist DSD?", fragte Sinclair, der den Ausdruck der Mail studierte.
„Sag ich doch! Woher soll ich das wissen? Wenn ich eine E-Mail versende, dann schreibe ich die Wörter auch aus. Und benutze Zeichensetzung."
„Licht meines Lebens, obwohl ich mit Freuden der nie endenden Litanei deiner Beschwerden lausche, haben wir doch Dringenderes zu besprechen.
Zum Beispiel den versuchten Mord an dir. Und dein Erscheinen vor dem Rat."
„Ja, ja. Aber über das Thema E-Mail sprechen wir noch."
Zurück in unserer Suite hatte Sinclair mir als Erstes das ruinierte Kostüm ausgezogen und mich sorgfältig von Kopf bis Fuß untersucht - was reine Zeitverschwendung war. Mir ging es gut. Aber manchmal war mit dem Dickkopf, den ich geheiratet hatte, einfach nicht zu reden.
„Na, dann schieß mal los." Ich hatte Baby Jon für ein Mitternachtsschläfchen hingelegt und lag nun in unserem Bett. Heimlich tastete ich hin und wieder meine Brust ab - nein, es waren tatsächlich keine Löcher zu spüren. „Was ist passiert, nachdem ich gepfählt worden
Weitere Kostenlose Bücher