080 - Am Tor zur Hölle
er sich mir wieder zuwandte, machte ich ihm den Garaus.
Er verendete innerhalb weniger Augenblicke, und Tucker Peckinpah quetschte sich bleich zwischen den Felsen hervor. Ich sammelte die magischen Wurfsterne ein. Der Industrielle zeigte mir seine Daumen und sagte: »Ich habe sie mir für Sie fast kaputtgedrückt.«
»Danke, Partner. Sie waren mir eine große Hilfe«, sagte ich grinsend und wischte mir die Schweißbäche vom Gesicht.
Wir begaben uns zum Wasserbecken. Ich wollte Peckinpah den Vortritt lassen, doch er schüttelte den Kopf, obwohl er mehr noch nach dem kühlen Naß lechzte als ich.
»Sie zuerst, Tony. Sie haben sich einen großen Schluck redlich verdient.«
»Nun machen Sie schon«, sagte ich gespielt unwirsch. »Oder wollen Sie die Höflichkeit so weit treiben, daß das Wasser inzwischen verdunstet?«
Abermals sank der Industrielle auf die Knie, und dann trank er.
»Lassen Sie sich Zeit«, riet ich ihm. »Nicht zuviel auf einmal. Sonst gibt's eine Kolik.«
Er befolgte meinen Rat. Auch ich trank zunächst nicht viel. Es war eher ein Lippen- und Mundbefeuchten, dann ein paar kleine Schlucke, später mehr…
Wir tankten auf wie Kamele, und allmählich begannen wir uns wieder besser zu fühlen.
Wir lehnten in der Nähe der Quelle an einem Felsen und streckten die müden Glieder von uns.
»Ich hatte noch nicht oft Gelegenheit, Sie kämpfen zu sehen, Tony«, sagte Tucker Peckinpah.
»Jetzt erst habe ich eine Erklärung dafür, wieso Sie bisher so viele Auseinandersetzungen gewonnen haben. Sie lassen sich nicht unterkriegen. Selbst wenn Sie auf verlorenem Posten stehen und niemand mehr einen Penny für Sie gibt, kämpfen Sie weiter - und siegen.«
Ich grinste. »Ich würde Ihnen dennoch nicht empfehlen, jemals Ihr gesamtes Vermögen auf mich zu setzen. Sie könnten es verlieren.«
»Sie meinen, weil der Ausgang eines solchen Kampfes niemals von Beginn an feststeht.«
»So ist es, Partner.«
»Ich würde trotzdem jederzeit auf Sie setzen, und ich weiß besser als Sie, daß Sie mich nie enttäuschen würden.«
»Ich denke, Sie haben mir genug geschmeichelt. Nun sollten Sie sich ausruhen, schlafen und zu neuen Kräften kommen. Wir müssen sobald wie möglich weiter. Nach dem Durst wird sich irgendwann der Hunger einstellen.«
»Was meinen Sie… Ob der Höllenaffe genießbar ist?«
»Ich würde es lieber nicht versuchen. Es ist nicht ratsam, Dämonenfleisch zu essen.«
»War das denn ein Dämon?«
»Welche Farbe hatte sein Blut?«
»Äh - schwarz…«
»Na also.«
***
VALERIAN
Drei Tage schon hing ich am Pfahl der tausend Qualen, und immer zur selben Stunde kam Cheetas, um mich zu geißeln. Ich kann nicht beschreiben, wie sehr mich die Silberstacheln peinigten. Die Schmerzen waren manchmal so unerträglich, daß ich ohnmächtig wurde.
Am ersten Tag schütteten sie mir Wasser ins Gesicht, damit ich wieder zu mir kam, und dann machte Cheetas weiter, bis ich wieder das Bewußtsein verlor. Es gelang ihnen, mich abermals mit Wasser zu wecken, denn ich war noch stark.
Auch am zweiten Tag konnten sie mich mit Wasser aus der Ohnmacht zurückholen.
Am dritten Tag nicht mehr.
Niemand durfte zu mir, am allerwenigsten Gismina und Beato. Hunger und Durst quälten mich, und mein Rücken schien in Flammen zu stehen. Die Schmerzen ebbten kaum noch ab, und meine Angst verdoppelte sich vor jeder neuen Geißelung.
Am fünften Tag konnte ich nicht mehr. Ich brüllte schon, bevor Cheetas begann, aber das hinderte ihn nicht, mich wieder zu schlagen.
Lange war ihm dieses Vergnügen jedoch nicht gegönnt. Ich wurde sehr schnell ohnmächtig und blieb es sehr lange. Als ich zu mir kam, meldete man es ihm, und er fragte mich: »Wie lange glaubst du, hältst du das noch aus, Valerian?«
»Nicht mehr«, flüsterte ich. »Ich bin am Ende… Dieses Silber… Ich ertrage es nicht mehr…«
»Habe ich endlich deinen Willen gebrochen? Weißt du endlich, wozu du geboren wurdest?«
»Ja«, stöhnte ich. »Ja, ja, ja…«
Cheetas lachte höhnisch. »Ich sagte dir, ich würde dich klein kriegen.«
»Du hattest recht.«
»Wenn ich mich wieder auf die Jagd begebe, wirst du an meiner Seite reiten.«
»Ja«, sagte ich, damit er mich nicht wieder schlug.
»Und du wirst der eifrigste Seelenjäger von allen sein.«
»Ja, alles, was du willst, Cheetas. Ich kann nicht mehr.«
Er lachte zufrieden. Meine Worte und ihr Klang verrieten ihm deutlich, wie sehr er mich besiegt hatte. Er zerstörte gern, und mich hatte er
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