0800 - Das Orakel
Informationen zu bieten hatten.
Nicht viel, wenn er es mit dem zuerst aufgeschlagenen Buch verglich. Da drehte es sich um andere Dinge. Zumeist um Stämme und deren Verbindungen bis hin in die Gegenwart.
Auch das in den letzten Jahrzehnten so berühmt gewordene Qumran war einige Male erwähnt worden, doch dieses Kapitel interessierte Suko nicht, er ließ es links liegen.
Leise Schritte näherten sich seinem Platz. Als er hochschaute, sah er den Mann mit der Nickelbrille. Er blieb neben Suko stehen und fragte: »Kommen Sie zurecht?«
»Ja, so einigermaßen.«
»Darf ich mal stören?«
»Warum nicht?«
»Da ist ein Anruf für sie. Eine Mrs. Perkins will sie sprechen.«
Suko blieb sitzen. Er bekam sofort ein schlechtes Gefühl. Eine Nachricht aus dem Büro konnte nie etwas Gutes bedeuten. Das roch förmlich nach Ärger.
Er stand auf, und der Mann mit der Fliege trat hastig zurück.
»Wo kann ich den Anruf entgegennehmen?«
»In meinem Büro.«
»Okay.«
Der Knabe ging vor. Er wiegte sich dabei in den Hüften wie ein Mannequin, das den Laufsteg abschreitet. Das Büro war kein Büro, sondern mehr eine Ecke innerhalb des Raumes, die abgeteilt worden war. Eine im Ziehharmonikamuster aufgebaute Wand schützte den Schreibtisch vor neugierigen Blicken, Das Telefon stand neben dem Computer, auf dessen Bildschirm Zahlenkolonnen flimmerten. Suko nahm den Apparat hoch und sagte nur ein knappes »Ja«
»Habe ich dich sehr gestört?«, erkundigte sich Glenda Perkins.
»Es geht.«
»Hör zu: Ich will dir nur Bescheid geben, es ist wirklich nichts Dringendes, aber Jane rief an und erklärte, dass John noch nicht eingetroffen ist.«
»Hm. Ist das schlimm?«
»Keine Ahnung, Suko. Ich würde es zumindest als ungewöhnlich bezeichnen. Bis auf das Aussuchen eines Blumenstraußes für Sarah Goldwyn hätte er eigentlich nicht aufgehalten werden können.«
»Aber du machst dir Sorgen?«
»Stimmt.«
Suko räusperte sich leise. »Bei mir ist nichts Außergewöhnliches geschehen. Hier ist alles ruhig, aber nehmen wir mal an, dass John etwas passiert ist. Was könnte es sein?«
Glenda lachte relativ laut in den Hörer. »Du machst mir vielleicht Spaß. Das weiß ich doch nicht! Wir arbeiten an einem bestimmten Fall, das steht fest. Es dreht sich um die Kreaturen der Finsternis, darüber wissen die doch auch Bescheid.«
»Abgesehen davon, dass du zum Glück daran nicht mitarbeitest, kann ich mir nicht vorstellen, dass sie uns so plötzlich auf der Spur sind. Johns Begegnung mit diesem Shiram liegt einige Wochen zurück, wie er mir erzählte. Warum sollten sie gerade jetzt eingreifen? Das hätten sie schon vorher tun können.«
»Das weiß ich nicht. Aber so konzentriert habt ihr noch nie daran gearbeitet. Jedenfalls wollte ich dir nur Bescheid geben. Jane und Sarah machen sich eben Sorgen.«
»Ich danke dir.«
»Rufst du wieder an?«
»Wenn sich etwas Neues ergibt, schon. Ach so, da ist noch etwas. Du könntest mir mal einen Gefallen tun. Ich habe hier zwei Namen. Der eine lautet Robert Morse, der andere Ben Hubert.«
»Schon notiert. Was ist mit den beiden?«
»Sie haben ein Buch geschrieben, das mich interessiert. Versuche bitte, ihre Adressen herauszufinden. Das Buch ist in diesem Land erschienen. Ich denke mir deshalb, dass sie auch Engländer sind.«
»Geht klar.«
»Dann melde ich mich wieder. Schönen Tag noch.« Er hörte ihr Lachen und legte auf.
Der Mann mit der Fliege schaute zu ihm. »Alles in Ordnung, Inspektor?«
»Im Prinzip schon. Warum?«
»Sie machen ein so nachdenkliches Gesicht.«
»Das lässt sich manchmal eben nicht vermeiden.« Suko schnippte mit den Fingern. »Da wäre aber noch etwas.«
»Bitte…?« Der Mann lächelte und saß auf seinem Stuhl wie auf dem Sprung.
»Ich möchte mir ein Buch ausleihen. Ist das möglich?«
Der Bibliothekar hielt beim Lachen die Hand vor den Mund, sodass nur ein grunzendes Kichern zu hören war. Später, als der Mund wieder frei war, nickte er. »Aber natürlich ist das möglich, Inspektor. Wer kann denn der Polizei schon eine Bitte abschlagen? Ich am allerwenigsten.«
»Na, da bin ich aber froh.«
Fröhlich sagte der Bücherkundige: »Sie brauchen das Buch nur zu mir zu bringen. Ich tippe dann ein paarmal auf die Tastatur meines Computers, und alles ist in Ordnung.«
»Wie lange darf ich es denn behalten?«
»Oh, das liegt an Ihnen.«
»Danke.« Suko drehte sich vom Schreibtisch weg. Er war bis zum Ende der eingedrückten Wand gekommen, als er die
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