0800 - Luzifers Höllenfestung
den Höllenthron in Besitz genommen, und seltsamerweise hatte LUZIFER nicht dagegen protestiert und sie gewähren lassen. Diese stillschweigende Anerkennung verschaffte ihr Autorität.
Aber jetzt, da jemand das Gerücht in Umlauf gebracht hatte, es gäbe LUZIFER nicht mehr, sah sie ihre Position plötzlich gefährdet. Was, wenn man ihr vorwarf, den obersten Herrn der Hölle beseitigt zu haben, damit er sich nicht zu ihrer Machtergreifung äußern konnte? Es war fraglich, ob es ihr gelang, das Gegenteil zu beweisen, und das Tribunal, vor das man sie zerrte, würde sie zum Tode verurteilen. Sie wäre nicht der erste hochrangige Dämon, der auf diese Weise ausgeschaltet wurde.
Calderone half ihr ganz sicher nicht. Er hatte einen anderen Weg genommen, sich die Macht zu erschleichen, und er würde einer der ersten sein, die gegen Stygia stimmten. Auch wenn sie gezwungen waren, in vielen Dingen zusammen zu arbeiten, waren sie doch Todfeinde.
Allmählich wurde ihr klar, dass es ein Fehler gewesen war, unisono mit Calderone zu erklären, es gäbe LUZIFER tatsächlich nicht mehr. So oder so konnte man ihr einen Strick daraus drehen. Dem Ministerpräsidenten zwar auch, aber der fand eher eine Möglichkeit, den Kopf wieder aus der Schlinge zu ziehen.
Sie hatten nicht in der eigenen Hölle gesucht! Sie hatten beide eine mögliche Konfrontation mit dem vielleicht doch noch lebenden LUZIFER gescheut. Deshalb blieb dieses Rätsel immer noch ungelöst. Statt dessen waren sie in die Spiegelwelt vorgedrungen und hatten sich in der dortigen Hölle umgesehen.
Und der dortige LUZIFER war tot.
Glaubten sie.
Sie ahnten nicht, dass ihnen etwas vorgespielt worden war. Und mit der Botschaft, LUZIFER sei tot, hatten sie beide versucht, ihre Auftraggeber zu beruhigen.
Doch die Dämonen zweifelten. Sie konnten sich nicht vorstellen, dass die Hölle ohne ihren Kaiser LUZIFER überhaupt auf Dauer Bestand haben konnte. Aber es gab keinerlei Auflösungserscheinungen. Bedeutete das nicht, dass sowohl das Gerücht als auch die Nachricht Stygias und Calderones falsch waren?
Aber irgendwann begannen die Zweifel. Was, wenn doch etwas daran stimmte?
Stygias Unruhe blieb. Ihr konnte nur daran gelegen sein, wenn es LUZIFER noch gab, oder wenn wenigstens die Zweifel ihn imaginär am Leben hielten. Ja, es war wirklich ein Fehler gewesen, die Todesbotschaft zu überbringen und sie dabei aus der Spiegelwelt auf die richtige Welt zu übertragen…
Wie auch immer: Diesmal sicherte sie sich ab; der niedere Dämon würde Astaroth über den Eindringling aus der Spiegelwelt informieren, wenn Stygia in Gefahr geriet. Pikant daran war, dass es ausgerechnet einer seiner eigenen Hilfsgeister war!
Als Fürstin der Finsternis indessen konnte auch Stygia über ihn verfügen. Und das nutzte sie aus. Einem der seinen würde Astaroth sicher eher Glauben schenken als dem Angehörigen eines anderen Clans.
Und nun bewegte sie sich dorthin, wo sie die fremde Aura verspürte.
Sie musste erfahren, was Lucifuge Rofocale hier wollte!
***
»Wo ist das Biest geblieben?«, rätselte Zamorra. So unübersichtlich war sein Büro nun wirklich nicht, dass die Katze sich irgendwo verstecken konnte. Nicht einmal eine Maus hätte das geschafft - außer vielleicht in einer satten Katze. Und einen weiteren Zugang außer dieser Tür gab es nicht!
Irgendwann gaben sie auf. Zamorra schloss die Tür.
»Bist du sicher, dass sie die nicht aufkriegt?«, fragte Nicole. »Ein Sprung an den Türgriff, um ihn runterzudrücken, und schon…«
»Die Tür geht nach innen auf«, erinnerte Zamorra. »Von der anderen Seite her könnte es klappen, aber nicht von innen. Warten wir’s einfach ab. Da ich morgen noch einiges im Büro zu erledigen habe, werden Katze und Professor sich zwangsläufig begegnen.« Er legte einen Arm um Nicoles Taille. »Im Speisezimmer steht ein guter Wein. Lass uns ein Glas genießen, und dann erzähl mir, wie der Tag… die halbe Nacht… verlaufen ist.«
»Später«, sagte Nicole und küsste ihn. »Erst sei lieb zu mir…«
***
Später, als bereits der Morgen graute, kam Nicole endlich auf ihren Ausflug zu sprechen. Auslöser war Zamorras müde Frage, was mit ihrem Auto passiert sei. Das Motorblubbem bei ihrer Rückkehr stammte zwar von einem amerikanischen Straßenkreuzer, aber garantiert nicht von Nicoles Cadillac.
»Mostache war so nett, mich zum Château zu bringen«, murmelte Nicole faul. »Ich fühlte mich nicht mehr so ganz fahrtüchtig.« Wieder summte sie
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