0801 - Sirenen des Alls
Anblick von Raumfahrzeugen gewöhnt, denn neben den Schiffen der choolkschen Leibwache erschienen auch häufig solche von anderen Hilfsvölkern der Kaiserin am Himmel über Drackrioch.
Vielleicht trugen Dollgs jüngste Erlebnisse dazu bei, daß der Nektar in seinem Bewußtsein merkwürdige Effekte hervorrief, vielleicht war auch die Tatsache dafür verantwortlich, daß Dollg zum erstenmal in seinem Leben die Wirkung der Droge zu spüren bekam.
Auf jeden Fall weilte ein Teil von Dollgs Bewußtsein nicht mehr auf Dackrioch, sondern auf einer anderen Welt - auf dem vierten Planeten Lugh-Pure.
Dabei hatte Dollg eine schreckliche Vision. Er sah ganz deutlich, wie Daitra von einer schwarzen Substanz angegriffen und eingehüllt wurde. Plötzlich tauchten andere ältere Kelsirenweibchen auf, und es fielen Namen wie Zamya-Lo und Halle der Ruhe.
Dollg schrie gepeinigt auf, da verblaßte das Bild, und er fand sich in seinem Garten wieder. Zitternd richtete er sich auf. Der Eindruck, den die Vision auf ihn gemacht hatte, war so nachhaltig, daß Dollg fast in blinder Flucht in den Wald gerast wäre:Er beherrschte sich jedoch.
Schwankend ging er zur Blütengrenze seiner Nachbarin Ponty-Tar und rief ihren Namen.
Ponty-Tar war ein junges, stilles Weibchen, das es bisher immer vermieden hatte, ihre Überlegenheit gegenüber Dollg herauszukehren.
Dollg sah, daß sie aus ihrem Haus trat.
„Hilf mir!" rief er ihr zu. „Die Gralsmutter soll kommen!"
Sie bewegte sich durch die Pflanzen ihres Gartens auf ihn zu.
Dabei schienen sich verschiedene Blüten in ihre Richtung auszustrecken, um sie zärtlich zu berühren.
Wahrscheinlich überkam Ponty-Tar beim Anblick des zitternd zwischen seinen Disteln stehenden Dollg ein Gefühl von Mitleid, denn sie sagte ohne jeden Unwillen: „Ich würde Quoytra gern rufen, doch sie ist jetzt mit anderen Dingen beschäftigt. Die Ankunft der fremden Raumfahrer steht bevor.
Die Gralsmutter will sie empfangen."
Diese Auskunft war für Dollg völlig unbefriedigend. Er fürchtete, daß die Vision jeden Augenblick zurückkehren konnte. Er wollte gewappnet sein. Nur die Gralsmutter konnte ihm sagen, wie er sich vor dem Verlust seines Verstandes schützen konnte.
„Es ist wichtig", jammerte er. „Ich würde die Gralsmutter selbst aufsuchen, doch ich fürchte, daß ich außerhalb meines Gartens die Kontrolle über mich verlieren könnte."
„Was ist geschehen?" fragte Ponty-Tar mit erwachtem Interesse.
Dollg preßte beide Hände an den Kopf.
„Ich weiß es nicht genau, aber es hat irgend etwas mit Daitras Verschwinden zu tun. Sie ist auf Lugh-Pure und befindet sich dort in großer Gefahr."
Die Erwähnung des vierten Planeten schien Ponty-Tar geradezu zu elektrisieren, denn sie zwängte sich zwischen den Blüten hindurch und betrat Dollgs Distelfeld.
„Was weißt du darüber?"
„Stimmt es, daß alle älteren Kelsirenweibchen nach Lugh-Pure gebracht werden?"
fragte Dollg dagegen. „Was spielt sich dort ab?"
Er war zu verwirrt, um die Bestürzung der jungen Frau zu registrieren,"Ich will versuchen, dir zu helfen", versprach sie. „Warte hier!"
Die Eile, mit der sie sich entfernte, bewies Dollg, daß sie seinen Sorgen große Bedeutung beimaß.
Trotz seines erbärmlichen Zustands empfand Dollg Stolz darüber, daß er eine bestimmte Wichtigkeit erlangt hatte. Für ein Männchen, das ständig im Schatten der dominierenden Frauen stand, war dies durchaus erstrebenswert.
Dollg stellte Überlegungen an, wie er die Situation in dieser Hinsicht für sich ausnutzen konnte. Das war ein sicheres Zeichen, daß es ihm bereits wieder besser ging.
Er hörte Geräusche und blickte auf.
Ungläubig sah er, daß die Gralsmutter mit allen acht Jüngerinnen auf sein Haus zukam.
Ponty-Tar bog vorher ab und kehrte in ihr eigenes Anwesen zurück. Beunruhigt sah Dollg, daß die junge Frau sich sofort in ihr Haus zurückzog, als fürchtete sie, Zeuge einer unangenehmen Szene werden zu müssen.
Dollg verwünschte seine Voreiligkeit.
Offensichtlich hatte er an Dinge gerührt, über die ein Mann nicht sprechen durfte.
Dollg spürte, daß die Gralsmutter ärgerlich war.
Die Jüngerinnen blieben zurück, während Quoytra auf Dollg zukam.
„Was hast du Ponty-Tar erzählt?" fuhr sie ihn unwillig an.
„Es ... es geht um Daitra!" stotterte Dollg. Er überlegte, wie er aus dieser Sache herauskommen konnte, ohne größeren Schaden zu erleiden.
„Du glaubst noch immer, daß man sie nach Lugh-Pure gebracht hat
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