0802 - Der Wächter
wie fette Schlangenkörper in das Gesicht des Wächters unter dem Helm.
Der Ritter hatte es noch immer nicht geschafft, das Schwert freizubekommen, zu überrascht war er von diesem Treffer worden. Für einen Moment noch umklammerte er den Griff, dann ließ er ihn los.
Die Waffe polterte zu Boden, ohne von ihrem Besitzer wieder aufgehoben zu werden, denn der Ritter taumelte mit eckigen Bewegungen zurück.
Suko griff nicht mehr ein. Er kannte die Wirkung der Peitsche, die auch diesmal eingetreten war, denn aus dem vorn offenen Helm quoll eine stinkende Rauchfahne hervor, die den Weg der zurücktaumelnden Gestalt begleitete.
Der Boden war einfach zu uneben, als dass sich der Ritter hätte halten können. Irgendwann einmal musste er fallen.
Und er stolperte auch.
Keiner war da, der ihn noch abstützte. Mit der Hacke blieb er hängen, starr und schwer kippte er nach hinten, ziemlich nahe dem Knochenhaufen, in den er hineinfiel.
Unter seinem Gewicht brachen die restlichen Gebeine ebenfalls zusammen. Wieder spritzten Knochensplitter in die Höhe, abermals entstand mehliger Staub, in den Suko mit seiner Lampe hineinleuchtete. Innerhalb des Scheins bewegten sich die Wolken.
Staubreste flimmerten, aber aus der vorderen Öffnung des Helms drang der stinkende Rauch hervor, ein Zeichen, dass auch der Rest verweste.
Suko ging näher an die Gestalt heran. Er wollte sehen, was mit der teigigen Gesichtsmasse geschehen war, die jetzt aus einer verbrannten, lappigen Haut bestand, unter der sich ein bleiches Knochengerüst abzeichnete.
Gleichzeitig passierte etwas anderes.
Suko hörte einen Schrei. Er fuhr herum, schwenkte die Lampe mit. Er richtete den Strahl dorthin, wo er den Schrei gehört hatte.
Das war die Wand.
Wieder hatte er Glück, als das Lichtende das dunkle Gesicht traf.
Es sah anders aus, es hatte sich verzerrt. Der Mund stand offen, ein Schrei drang nicht mehr hervor.
Einen Augenblick später war das Gesicht nicht mehr zu sehen. Es war verblasst, nicht mehr da, es hatte sich zurückgezogen, weil die Verbindung zwischen den beiden Punkten nicht mehr existierte.
Suko ließ die Lampe sinken. Er fühlte sich nicht gut und fragte sich, ob er alles richtig gemacht hatte. Wahrscheinlich nicht, die Wand hatte er zwar gefunden, doch…
»Darf ich dir gratulieren, Suko?«, fragte jemand.
Der Inspektor fuhr herum. Er war freudig erregt, denn er hatte seinen Freund John Sinclair gehört und gesehen, der zusammen mit Bill Conolly erschien…
***
Wir hatten es also geschafft und diese Trennlinie durchschritten. Es war tatsächlich eine magische Mauer gewesen, ein besonderer Schutzwall, nicht für jeden so leicht zu durchschreiten, doch ich hatte mein Kreuz genommen.
Ob es nun wichtig gewesen war oder nicht, das konnte ich nicht sagen, jedenfalls hatten wir Suko gefunden, und wie es aussah, hatte er nicht verloren.
»Das ist er gewesen«, sagte Suko, als er auf den Ritter deutete, dessen behelmter Schädel von einer stinkenden Wolke umgeben war.
»Wer war es?«, fragte ich.
»Ein Wächter.«
»Das wissen wir wohl, aber…«
»Der Wächter einer mächtigen Königin, praktisch ein Sklave, John.«
»Die Königin von Saba?«. fragte Bill.
»Ja.«
Der Reporter schaute mich an, aber auch ich wusste keine Antwort. Da war uns Suko einen Schritt voraus, ich wandte mich deshalb an ihn. »Was hast du erlebt?«
Er hob die Schultern. »Viel zu wenig auf der einen und viel zu viel auf der anderen Seite.«
»Fang mit dem Ersten an, bitte.«
Er deutete auf die Rüstung. »Ich musste ihn töten, John. Hätte ich es nicht getan, wäre ich irgendwann seiner verdammten Klinge wohl nicht mehr entkommen. Er wollte verhindern, dass wir das Geheimnis dieser Höhle kennen lernen. Er hatte darin Routine. Schau dir die Gebeine an. Ich denke mir, dass sie den Personen gehörten, die den gleichen Weg gegangen sind wie wir.«
»Klar, das ist möglich.« Ich kam dann auf das wichtigste Problem zu sprechen. »Was ist mit der Wand, Suko? Gibt es sie?«
Er nickte. »Soll ich sie dir zeigen?«
Im Gegensatz zu uns, die wir aufgeregt waren, schien er die Ruhe selbst zu sein. Mich wunderte dies. Zwar kannte ich Sukos Beherrschung, aber hier standen wir vor einer einmaligen Entdeckung, und dennoch zeigte mein Freund keine Emotionen. Das kam mir irgendwie seltsam vor. Ich hielt mich zurück und kümmerte mich zuerst um ihn, denn die Wand lief uns nicht weg. »Was hast du? Du siehst so enttäuscht aus.«
»Das bin ich auch,
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