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0803 - Meleniks Mordnacht

0803 - Meleniks Mordnacht

Titel: 0803 - Meleniks Mordnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ich glaubte sogar, die Schreie der Menschen zu hören. Es war ein furchtbares Morden, und über allem stand Melenik und schaute diesem Massaker mit nach unten gesenktem Kopf zu.
    Er hatte die Arme angehoben und gleichzeitig ausgebreitet. Er hielt die Hände gespreizt, als wollte er sie im nächsten Moment in das Chaos unter ihm eintauchen lassen.
    Ich schaute hin.
    Das musste ich einfach tun, obgleich ich an diesen Szenen nun wirklich keinen Gefallen fand. Doch ich hatte den Eindruck, es einfach tun zu müssen, weil es wichtig für mich sein konnte, und immer wieder richtete ich den Blick auf Melenik, um dem stummen Sterben der Menschen nicht zuschauen zu müssen.
    Ich wusste auch nicht, was mit diesem Massaker bezweckt war und weshalb die Kreaturen der Finsternis, als solche sah ich sie nämlich an, über die Menschen herfielen. Es war eben eine alte Geschichte, vielleicht auch Legende, es gab möglicherweise auch einen Grund, aber Melenik war jetzt wichtiger, das spürte ich einfach.
    Bisher hatte er in die Tiefe geschaut und ziemlich lange dem Grauen zugesehen. Dann, als ich schon glaubte, dass er von seinem Felsen herab in die Tiefe springen würde, bewegte er sich. Diesmal nur den Kopf. Sehr langsam hob er ihn an.
    Ich schaute hin.
    Sekunden später starrte ich direkt in sein Gesicht!
    Über Zeit und Raum hinweg sahen sich zwei Lebewesen an, die sich fremd waren, aber plötzlich so etwas wie Erkennen zu spüren glaubten. Zumindest erging es mir so, denn ich hatte den Eindruck, dass sich mein Geist lösen und tief in die Vergangenheit hineintauchen würde, ohne dass er dort etwas Konkretes erlebte, das mir Melenik und sein persönliches Umfeld näher brachte.
    Ich sah nur ihn, und ich spürte ihn sogar.
    Wir waren Feinde, aber wir hatten auch etwas Gemeinsames.
    Sollte es doch mit einem meiner früheren Leben zusammenhängen?
    Darüber erschrak ich so, dass ich wieder zurück in die Realität eintauchte.
    In diesem Moment verzog Melenik seinen breiten Mund mit den dicken Lippen zu einem widerlichen und auch wissenden Grinsen.
    Es kam mir vor, als wollte er mir durch diese Geste zu verstehen geben, dass wir uns wiedersehen würden.
    Nicht jetzt, nicht heute, vielleicht in einer anderen Zeit und auch an einem anderen Ort.
    Ich sah das Funkeln seiner bösen Augen, in denen die abgrundtiefe Verachtung lag, die sich zudem mit dem Triumph darüber paarte, dass ich es nicht geschafft hatte, an mein Ziel zu gelangen.
    So jedenfalls interpretierte ich den Gesichtsausdruck.
    Ohne Vorwarnung drehte sich Melenik um. Im selben Augenblick verdüsterte sich das Bild. An einer bestimmten Stelle brach die Erde auf. Sie entließ Feuer, heiße Dämpfe und Asche, alles stieß sie himmelan. Der Rauch wurde so dicht, das wir nichts mehr sehen konnten, bis auf eine Szene. Eine Frau hatte versucht, vor einem Dämon zu fliehen. Es war ihr nicht gelungen.
    Diese fliegende Kreatur, die aussah wie ein gewaltiger Schmetterling mit Tigerkopf jagte nach unten und griff mit langen Krallenhänden in die Kleidung auf dem Rücken der Frau.
    Sie hatte keine Chance.
    Die Kreatur drückte sie in die Tiefe. Sie fiel in den Staub, Asche regnete auf beide nieder, machte das Bild verschwommen, und wir sahen zum Glück nicht, auf welch schlimme Art und Weise sie starb.
    Dass wir nichts mehr erkennen konnten, lag nicht allein an diesem Ascheregen, das gesamte Bild verschwand allmählich von der breiten Wand.
    Es löste sich auf, und es wirkte auf uns, als würde es von starken Kräften in die Wand gesaugt, um dort für alle Zeiten zu bleiben.
    Nichts sollte mehr daran erinnern. Der Hüter oder Wächter des Geheimnisses war tot, die Wand sollte ebenfalls kein Geheimnis mehr lüften.
    Nach der Meinung anderer Kräfte hatten wir genug gesehen.
    Aber hatten wir das tatsächlich? Ich zumindest wollte nicht daran glauben. Wenn ich es mit dem Öffnen einer Tür verglich, so hatte sich diese erst einen Spalt breit aufgeschoben.
    Suko war wieder aufgestanden. Er schaute mich ebenso an wie Bill. Beinahe zu dritt hoben wir die Schultern, auch eine Geste, dass es nun mal vorbei war.
    Auf der Wand waren letzte Eindrücke zu sehen, aber keine Einzelheiten mehr. Ein tiefes Grau, durch das die rote Farbe des Blutes schimmerte, setzte sich zusammen, bevor die Wand luch diesen Rest aufsaugte.
    Vorbei…
    Ich spürte zum erstenmal die Erleichterung nach einer so langen Zeit. Nein, die Knie wackelten mir nicht, in mir steckte nur die Freude, dass wir die Wand gefunden hatten.

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