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0803 - Meleniks Mordnacht

0803 - Meleniks Mordnacht

Titel: 0803 - Meleniks Mordnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Es war also nicht umsonst gewesen, und darauf war es uns letztendlich angekommen.
    Bill schrie auf. Nicht aus Schmerz, aus Überraschung. Sein Arm schnellte nach vorn, der Finger wies gegen die Wand, und ein letztes Gemälde schimmerte durch.
    Ja, es sah so aus wie ein Bild auf der Leinwand, bei der der Rahmen fehlte. Dieses hatte überhaupt nichts mit dem zu tun, was wir zuvor gesehen hatten, auch wenn es nicht besonders klar war und sich nur Umrisse ohne Einzelheiten abhoben.
    »Ein, ein Schloss«, flüsterte Bill.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Was dann?«
    »Nein, Bill, das ist kein Schloss. Das ist eine… eine …«, mir wollte das nächste Wort nur schwer über die Lippen gehen. »Das ist eine Kathedrale.«
    »Du bist verrückt.«
    »Bestimmt nicht. Zwei prägnante Türme, der mächtige Bau, gotisch würde ich sagen und…«
    »Kennst du den Dom?«
    Während sich das Bild auflöste, nickte ich. »Ja«, sagte ich sehr leise, »ich meine doch, ihn schon einmal gesehen zu haben. Weiß nur nicht wo. Aber bekannt ist mir die Kathedrale schon.«
    »Hast du davor gestanden?«
    »Nein.«
    »Überleg mal.«
    Ich ging einen Schritt zur Seite und ballte die rechte Hand zur Faust. »Es fällt mir nicht ein, ich habe keine Ahnung, aber ich werde Nachforschungen anstellen, darauf kannst du dich verlassen. Das ist eine katholische Kirche gewesen.«
    »Da wirst du bei uns auf der Insel nicht viel Glück haben.«
    »Wer sagt dir denn, dass ich dort suche…« Ein peitschend klingendes Knacken unterbrach mich.
    Auf einmal war der Riss in der Wand zu sehen. Er lief als gezackte Linie von oben nach unten und hatte sogar die Breite eines Fingers angenommen.
    Wieder das Knacken.
    Der nächste Riss!
    Diesmal quer!
    Das Gefüge ächzte. Nichts hielt mehr so richtig, nichts würde so sein wie sonst. Dieses Stück einer eigenen Welt brach vor unseren Augen zusammen.
    Das Knacken wiederholte sich in immer schnelleren Abläufen. In der Mauer oder Wand waren Kräfte freigesetzt worden, von denen wir keine Ahnung hatten.
    Erste Staubwolken quollen aus den Spalten. Sie vernebelten unsere Sicht, dann flog plötzlich der erste Stein in unsere Richtung. Wir zogen die Köpfe ein, keiner wurde getroffen, aber wir suchten so gut wie möglich Deckung.
    Die gab es in dieser unterirdischen Krypta nicht. Es blieb uns nichts anderes übrig, als uns flach auf den Boden zu werfen und darauf zu hoffen, von den umherfliegenden Trümmern nicht erwischt zu werden.
    Wir hatten Glück.
    Keiner von uns schaute hoch. Ein jeder hörte zu, was geschah, und es schien so etwas wie ein Gewitter in diesem Raum stattzufinden, denn immer wieder klangen die peitschenden Schläge durch den dicken wolkenartigen Staub.
    Die Wand starb, sie brach, eine letzte geheimnisvolle Bastion eines Klosters, von der ich so gut wie nichts wusste. Wer hatte hier gelebt? Waren es vielleicht Diener König Salomons gewesen oder seines Sohnes Melenik?
    Alles konnte stimmen, alles konnte verkehrt sein. Warnas Kloster Gamala nur eine Spur gewesen, die in eine andere Richtung führte?
    Zwar auch hinein in die tiefe Vergangenheit, doch da knickte sie schon ab und lief in verschiedene Richtungen weiter.
    So und nicht anders sah es aus, und auf dieser Basis, falls es eine war, mussten wir weiter aufbauen.
    Die donnernden, berstenden Geräusche waren verstummt. Durch die bedrückend wirkende Stille schwebte der durch das Zusammenbrechen der Mauer aufgewirbelte Staub wie ein träges Meer, das aber nicht nur den Staub mitbrachte, sondern auch einen kalten oder kühlen Luftzug, der die Fahnen durcheinander wirbelte.
    Bill Conolly stand als Erster auf. Er wäre beinahe über einen großen Mauerstein gestolpert, weil er nur nach vorn schaute und sich dann mit rudernden Armen durch den sich allmählich senkenden Staub bewegte. Auf den Resten der Mauer blieb er stehen, schaute uns entgegen, deutete aber mit dem rechten Daumen über seine linke Schulter hinweg in die kühle Luft. »Das ist es, Freunde!«, rief er. »Verdammt, das ist es. Die Mauer ist weg. Der Weg in die Freiheit ist geschafft.« Er schlug sich auf beide Oberschenkel und lachte. »Das ist die Lücke, das ist der Gang, auf den wir gehofft haben.«
    Auch für Suko und mich gab es kein Halten mehr. Wir liefen mit rudernden Armen vor, wobei Bill uns noch immer lachend entgegenschaute. Er sprang von seinem Platz hinab, wir hatten unsere Lampen hervorgeholt und leuchteten dorthin, wo einmal die Wand gestanden hatte.
    Da war nichts mehr.
    Eine

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