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0803 - Meleniks Mordnacht

0803 - Meleniks Mordnacht

Titel: 0803 - Meleniks Mordnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Beine in die Hand, sinnbildlich ausgedrückt. Sie rannte schreiend wie eine Furie über den großen Platz. Ihre Füße hämmerten auf das Pflaster, sie spürte das Böse im Nacken, dämonische Kräfte jagten sie. Es war einfach das Andere in ihr, das sich nicht mehr vertreiben ließ.
    Sie wusste nicht einmal, wohin sie der Weg führte. Marie wollte nur diesem Grauen entfliehen, wobei es ihr schon wie ein Wunder vorkam, dass sie nicht ausrutschte oder über ihre eigenen Füße stolperte. Eine intervallweise eingeschaltete Sirene begleitete sie. Das glaubte Marie zumindest, bis ihr bewusst wurde, dass sie es ja war, die schrie, aber immer erst nach einem erneuten Luft holen.
    Die dunkle Welt um sie herum führte einen makabren Tanz auf.
    Alles befand sich in einer ständigen Bewegung, es rotierte, es tanzte. Sie sah irgendwo Lichter, zwischen denen sich tiefe Schattenschluchten aufgetan hatten, und noch immer lief sie weiter.
    Bis sie die Arme auffingen.
    Sie fiel und federte hinein. Die Arme hielten die Frau fest, die sich plötzlich verzweifelt wehrte und um sich schlug.
    Ein schriller Pfeifton gellte in ihren Ohren. Der Mann, der sie festhielt, fluchte, er sprach auf sie ein, während er gleichzeitig sein Gesicht schützte.
    Ein anderer Schatten kam hinzu, etwas Kaltes legte sich um ihre Handgelenke, und Marie wusste nicht, dass es Handschellen waren. Sie merkte auch, dass man sie abführte. Sie kam erst wieder zu sich, als sie in der Polizeiwache saß und von besorgten Gesichtern angeschaut wurde.
    Man reichte ihr Kaffee und einen Cognac.
    Sie trank ihn, und plötzlich konnte sie reden. Sie sagte nur einen Satz, der aber trieb den Polizisten den Schrecken in die Gesichter.
    »Cocard ist tot. Die Figur hat ihn erschlagen. Er liegt vor der Kathedrale…«
    ***
    Das Licht war so grell, dass Marie nicht hineinschauen konnte.
    Deshalb stand sie außerhalb und schaute zu, wie die Männer der Mordkommission ihrer Arbeit nachgingen. Bisher hatte sie das nur in Filmen gesehen. Das in der Realität zu erleben, erschreckte sie schon, auch deshalb, weil sie unmittelbar damit zu tun hatte. Sie wunderte sich gleichzeitig darüber, woher die Menschen gekommen waren, die den Schauplatz des Geschehens umstanden.
    Man hatte ihr einen Klappstuhl gegeben und ihr gesagt, dass sie sich zur Verfügung halten sollte. Wie ein Häufchen Elend hockte die da, umweht vom Wind der Nacht, der an ihrem Kopftuch zerrte.
    Sie dachte, und sie dachte doch nicht. Bilder entstanden vor ihren Augen, zerflossen wieder, kehrten zurück, und sie sah immer wieder das Blut, das aus dem Kopf des Toten geströmt war und einen roten Spiegel um die Haare gelegt hatte.
    Blut, so rot wie die Augen des Mörders. Das Licht der Hölle, an das sie sich nicht mehr erinnern wollte, was allerdings kaum möglich war, denn immer wieder stiegen die schrecklichen Bilder hoch.
    Sie schrie.
    Es musste hinaus, sie konnte nicht mehr, bis ihr die Stimme versagte, sich auch ein Arzt um sie kümmerte, der ihr eine Spritze gab, die augenblicklich wirkte.
    Marie wurde ruhiger. Sie fühlte sich auch wieder besser. Ihr Atem ging normal, der große Druck der Angst war verschwunden, und einer der Uniformierten blieb so lange bei ihr, bis der Chef an ihre Seite trat und sich bei ihr erkundigte, wie es ihr ging.
    Sie hob nur die Schultern.
    »Können Sie reden, Madame?«
    »Was wollen Sie wissen«
    »Alles!«
    Sie hob den Kopf und schaute in das Gesicht des Polizisten. »Und Sie werden mir auch glauben?«
    »Das wird sich herausstellen, Madame.«
    Maries Aussage in der Polizeistation war nicht vergessen worden. Der Mann, der sich als Inspektor Gramur vorstellte, kam darauf zu sprechen. »Sie sollen gesagt haben, Madame, dass der Mann von einer Figur erschlagen worden ist. Ich meine, er sieht ja schlimm aus, aber das wird Sie sicher nicht interessieren. Habe ich mich da geirrt?« Er hatte seine Fragen etwas holprig gestellt, da er mit gewissen Dingen nicht zurechtkam. Für ihn war das alles recht dubios. Er konnte sich auch vorstellen, dass Madame Avide an irgendwelchen Einbildungen litt.
    »Ja«, sagte die Frau schlicht.
    Gramur räusperte sich. Es zischte durch die Zähne. »Also von einer Figur.«
    »Ja.« Wieder nur das eine Wort.
    »Figuren oder Skulpturen leben bekanntlich nicht, Madame, das ist auch Ihnen bekannt.«
    »Sicher.«
    »Woher kam die Figur?«
    »Als wir uns drehten, stand sie vor uns. Sie musste ihren Platz auf dem Sockel über dem Portal verlassen haben.«
    Gramur

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