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0803 - Meleniks Mordnacht

0803 - Meleniks Mordnacht

Titel: 0803 - Meleniks Mordnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sorte. Marie musste etwas Schreckliches erlebt haben, sonst wäre sie nicht wie eine Flüchtende in seine Arme gelaufen. Sie ließ das Glas los, schaute Cocard über den Tisch hinweg an und fragte plötzlich: »Glaubst du an Gespenster?«
    Der Küster wollte lachen. Eine dumme Frage, dachte er, aber das Gesicht der Frau war einfach zu ernst. Die Frage hatte ihn zudem aus dem Konzept gebracht, er malte mit dem Zeigefinger Figuren auf den Tisch. »Nein, ich glaube nicht an Gespenster.«
    »Aber ich!«, erklärte Marie Avide.
    ***
    Der Küster hatte sich über die Härte in der Stimme und deshalb auch über die Festigkeit der Antwort gewundert. Er kam damit eigentlich nicht zurecht, schluckte einige Male, suchte verzweifelt nach einer Antwort, aber sein Gehirn war leer.
    »Da staunst du, wie?«.
    »Ja, Marie, ja…« Der Damm war gebrochen. »Da staune ich wirklich. Das ist für mich kaum vorstellbar.« Er hob die Arme.
    »Gespenster, Himmel, so etwas ist doch unmöglich. Die gibt es nur in irgendwelchen Geschichten.«
    Marie hob die Schultern. »Vielleicht. Ich kann dich auch etwas anderes fragen.«
    »Bitte.«
    Zuerst musste sie niesen. Wie eine Explosion drang es aus ihr hervor. Sie schüttelte sich dabei und wischte dann über die Augen.
    Dann hatte sie sich wieder gefangen. »Oder an Dämonen? Glaubst du an Dämonen, Cocard?«
    »Hör auf.«
    »Warum?«
    Er schüttelte den Kopf. Der Küster war gläubig. Alles, was sich dem entgegenstellte, stemmte er weit von sich. »Du solltest dich nicht versündigen, Marie.«
    »Das will ich auch nicht. Glaub mir, es ist schrecklich, aber ich habe dich das fragen müssen.«
    »Warum denn?«
    »Weil ich daran glaube.«
    »Das ist doch…«, er winkte ab.
    »Ich habe sie gesehen, Cocard!«
    Der Küster versteinerte. »Gesehen, sagst du!«, flüsterte er nach einer Weile und schaute auf das über der Tür hängende Holzkreuz, als könnte es ihm in dieser Lage helfen. »Wo hast du sie denn gesehen?«
    »Heute, als ich auf dem Weg nach Hause war. Da habe ich sie entdeckt. Du musst mir glauben.«
    »Wo denn?«
    »Hier.«
    »Ach, du…«
    »Lass mich ausreden!«, flüsterte sie scharf über den Tisch hinweg und legte eine kleine Pause ein, um den Tropfen zu lauschen, die gegen die Fensterscheibe trommelten. »Ich habe sie auf dem Weg gesehen, verstehst du das?« Marie redete sofort weiter und sagte nur einen Satz. »An der Kirche!«
    Cocard öffnete den Mund. Eine scharfe Erwiderung lag ihm auf der Zunge. Er wollte Marie in die Schranken weisen, aber der Mund blieb offen, ohne dass er ein Wort gesagt hatte.
    Dafür nickte Marie, und sie trank auch wieder einen Schluck.
    »Ich habe sie hier an der Kathedrale gesehen. Die Figuren, verstehst du, Cocard? Sie waren nicht mehr tot. Sie lebten plötzlich. Ich sah in ihren Augen ein furchtbares Glühen. Rot wie das Feuer der Hölle. Das musst du mir einfach glauben.«
    »Figuren, he?«
    »So ist es gewesen.«
    »Marie.« Er schlug mit der Faust auf den Tisch. »Du hast dir da etwas eingebildet. Bei dem Wetter kein Wunder. Das sind Steinfiguren, okay, aber keine…«
    »Doch, sie lebten.«
    »Und wie, wenn ich fragen darf?«
    »Ihre Augen«, flüsterte Marie. »Ja, es waren ihre Augen, in denen ich das Leben entdeckte. Furchtbar, kann ich dir sagen. Ich möchte sie nicht noch einmal sehen. Durch den Regenschleier sahen sie verwaschen aus, aber ich habe mich nicht geirrt. Die Dämonen waren da. Die bösen Geister steckten in den Figuren. Sie sind doch nicht alle heilig, die da auf den Säulen stehen.«
    »Nichts ist heilig in dem Sinne. Sie symbolisieren eben nur die Heiligen oder Seligen. Auch die Mutter Maria ist oft zu sehen, aber das weißt du selbst.«
    Marie schob ihr Glas nach vorn und beugte sich ebenfalls vor.
    »Aber nicht alle sind heilig, Cocard, das weißt du selbst sehr genau. Oder irre ich mich da?«
    »Nein, sicherlich nicht.«
    »Eben. Und die nicht heiligen Figuren lebten. Ich habe es gesehen. Ihre Augen glühten. Sie kamen mir vor, als wollten sie jeden Augenblick ihre Plätze verlassen, um sich in dieses Unwetter hineinzuwerfen.«
    Cocard rieb seine Knollennase. »Das ist doch alles nicht wahr, Marie. Das hast du dir eingebildet. Seit Hunderten von Jahren hat sich da nichts getan, und wenn du an den Unfall denkst, den dein Mann erlitten hat, ja, dann war es ein Unfall. Nicht mehr und nicht weniger. In dieser Zeit geschieht vieles. Die Umwelt ist kaputt. Schadstoffe zerstören die alten Denkmäler, auch unsere Kathedrale

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