0804 - Das Teufelstor
Goldauge ab. Etwas, das so intensiv war, dass die zwei Wesen alles andere um sich herum nicht mehr realisierten. Man hörte kein Geräusch, sie sprachen kein einziges Wort miteinander, aber Dro war sicher, dass sie sich austauschten. Wie, das war ihm unverständlich. Doch es geschah. Und Dro schien der einzige der Anwesenden zu sein, der das bemerkte.
Wlady Ormoff riss wütend an dem Halsband, das er dem Goldauge wie einem Hund umgelegt hatte. Die Kreatur bäumte sich unter den Schmerzen auf, die ihr die Widerhaken verursachten, mit denen das Band gespickt war. In Dro Giroo begann sich eine unbändige Wut hochzuschaukeln. Genau die Situation, in der sich sein Denken normalerweise ausschaltete und der Kraft seiner Arme bereitwillig freien Lauf ließ. In den meisten dieser Fälle endete die Sache dann mit blutig geschlagenen Nasen, gebrochenen Knochen und blauen Augen.
Jetzt würde das nicht viel anders sein. Doch zum ersten Mal bettete Dro seine Energie in so etwas wie einen Plan. Es war klar, dass Ormoff schnell bemerken würde, was zwischen seinem Sklaven und Gryf ablief. Was dann kommen würde, stand für Dro außer Zweifel. Und es schien ihm, als benötigten der Blondschopf und das Goldauge Zeit… und die sollten sie bekommen.
Dro drehte sich zu den Söldnern um, die ihn anfeixten.
»Hört auf, mir den Rücken zu löchern. Das tut nämlich weh, wisst ihr?«
Ehe einer der Soldaten überhaupt zu einer Entgegnung kommen konnte, griff Dro blitzschnell zu. Mit einer solchen Schnelligkeit hatten die Söldner bei dem dicken Burschen nie und nimmer gerechnet. Ehe sie es sich versahen, hatte er zweien von ihnen die Lanzen aus den Händen gepflückt und ihnen mit Wucht die ehernen Blätter der Pieken auf die Helme geschlagen. Für die zwei Männer ging urplötzlich das Licht aus. Wie zwei Mehlsäcke sanken sie zu Boden.
Ihre Kumpanen nahmen sich ihren Schreckmoment - und der reichte Dro, um sie um weitere zwei Gestalten zu reduzieren.
Irgendwo hinter ihm schrie Ormoff wütende Kommandos.
»Ihr Idioten! Nun haut den Kerl doch um. Worauf wartet ihr denn? Bin ich denn nur von Schwachköpfen umgeben… verdammte Hohlköpfe!«
Hohlköpfe…
Es war genau das Wort, das Dros Wut nur noch steigerte. Neben ihm schrie Sei in höchster Not auf, denn einer der Söldner griff sie in seiner Verwirrtheit an. Und Dro reagierte wie ein Rudelführer, der seine Brut um jeden Preis beschützen wollte. Bisher hatte er die Spitzen der Lanzen in seinen Händen nicht eingesetzt, denn er wollte die Männer nicht ernsthaft verletzen. Jetzt jedoch ging es um das Leben seiner Schwester. Dro stach mit beiden Lanzen gleichzeitig zu. Doppelt durchbohrt hauchte der Söldner sein Leben aus.
Sei stand nach wie vor mitten im Gefahrenbereich, klammerte sich noch immer an den Blondschopf, der wie in Trance alles um sich herum nicht wahrnahm. Dro riss das Mädchen zur Seite und gab ihr einen mehr als unsanften Stoß, der sie viele Meter von dem-Thorn weg schliddern ließ.
»Blondie, du solltest dich beeilen. Hier wird es langsam mulmig.« Dro baute sich direkt hinter Gryf auf. Wie ein Felsbrocken hielt er die Angriffe der Söldner von dem Mann fern. Lange würde er diese Position jedoch nicht halten können. Ein gezielter Lanzenstich färbte seinen linken Oberschenkel bereits rot ein… er würde hier sterben, soviel war Dro längst klar.
Aber das wäre wohl in jedem Fall so gewesen.
***
»Komm, hebe den Block gegen mich auf. Wir sind doch keine Gegner - du bist ein Gefangener wie ich.«
Gryf bündelte die telepathische Botschaft so präzise, wie er es nur konnte. Das goldene Auge bohrte sich in sein Bewusstsein… und die Antwort kam.
»Ich kann nicht. Meine Freunde, sie müssen sterben… er wird sie töten lassen. So wie er die anderen schon getötet hat.«
Gryf sah seine Ahnung bestätigt. Ormoff erpresste das Goldauge, zwang es, ihm zu Diensten zu sein. Der Druide versuchte die Ruhe zu bewahren. Er musste Zugang zu dem Wesen bekommen, sein Vertrauen gewinnen. Doch die Zeit war denkbar knapp. Ormoff würde nicht lange brauchen, bis er bemerkte, dass Gryf diesen Kontakt hergestellt hatte.
»Ich will dir helfen - dir und deinen Freunden. Du musst mir glauben. Wer seid ihr? Woher kommt ihr?«
Ein schwaches Bild drängte sich in Gryf Bewusstsein. Ein goldener Schimmer, einem Nebel gleichend, der sich nur nach und nach zögerlich auflöste. Details konnte der Druide nicht erkennen, doch die Welt, die er sah, schien harmonisch und strahlte
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