0805 - Der Echsenvampir
ihres Blutes auf Arthurs Handrücken. »Du bist verletzt.«
»Es passierte, als ich die Zierstange aus dem Geländer brach«, antwortete Johanna. »Es ist nicht weiter schlimm.« Doch ein sorgenvoller Ausdruck auf ihrem Gesicht strafte die Leichtigkeit, die aus ihren Worten sprach, Lügen.
***
In der Druckerwerkstatt, in einem verborgenen Raum, den kein Mensch mehr betreten hatte, seit er erbaut worden war, zuckte ein Dämon zusammen. Klauen krümmten sich, und ein böses Zischen erfüllte den Raum.
Der Echsenvampir spürte den Tod seines Dieners.
Um die erbärmliche Kreatur war es nicht schade, doch ihr Tod bedeutete, dass ein Gegner der Höllenmächte den Weg nach Mainz gefunden hatte. Denn daran, dass sein Diener von einem unbedarften Menschen vernichtet worden war, glaubte er nicht.
Ob Gryf ap Llandrysgryf, der verfluchte Druide vom Silbermond, seine Spur gefunden hatte? Der Echsenvampir hatte eine Begegnung mit dem Jahrtausende alten Vampirhasser vor wenigen Jahren nur mit Mühe überlebt, und das Versprechen des Druiden, ihn ausfindig zu machen, klang nach wie vor in seinen Ohren nach.
Aber der Echsenvampir hatte sorgfältig darauf geachtet, keine Spuren zu hinterlassen. Keine Armee aus Dienerkreaturen, die irgendjemanden auf sein Treiben in Mainz hinweisen konnte.
Denn die Dinge, die hier vorgingen, waren zu wichtig. Asmodis selbst hatte ihn hierher geschickt, um zu beobachten, was in den Druckerwerkstätten vor sich ging. »Die Menschen erschließen sich völlig neue Wege, Dinge zu verkünden«, hatte der Höllenfürst zu ihm gesagt. »Wir sollten genau darüber im Bilde sein.«
Deswegen war er hier - im direkten Auftrag seines Herrn und Meisters, des ewigen und schrecklichen Asmodis, dessen Verderbtheit nur noch von der LUZIFERS selbst übertroffen wurde und von der Lucifuge Rofocales, des Ministerpräsidenten. Asmodis selbst hatte ihn zur Unauffälligkeit gemahnt.
Deswegen vernichtete der Echsenvampir seine Opfer, ehe sie sich wieder erheben konnten, um seine herrliche Saat weiterzutragen. Nur einmal hatte er eine Ausnahme gemacht, denn einen einzigen Diener hatte der Höllenfürst ihm zugestanden.
Doch seine Wahl war schlecht gewesen. Es war eine minderwertige, nichtsnutzige Kreatur gewesen, die sich vernichten ließ wie ein Stück hirnloses Vieh.
Also beschloss der Echsenvampir, sich selbst um das zu kümmern, was vorgefallen war. Wer auch immer den Weg hierher gefunden hatte, er würde es bereuen. Bereuen und sterben. Oder möglicherweise den frei gewordenen Platz als sein Diener einnehmen.
Der Echsenvampir verließ den Geheimraum und machte sich auf den Weg dahin, von wo er den Tod seines Dieners gespürt hatte. Wie ein Schatten eilte er durch die verlassenen Gassen der Stadt. Einmal näherte er sich einer Gruppe von Menschen, doch sie bemerkten, dass etwas an sie herankam, und zogen sich ängstlich in einen dunklen Winkel zurück.
Diese Narren! Als ob er sie dort nicht sehen könnte!
»Vielleicht ist es der Mörder, der allen das Gesicht auf den Rücken dreht!«, hörte er eine vor Angst zitternde Stimme.
»Der Mörder? Der Dämon, meinst du wohl! Kein Mensch wäre zu solchen Taten fähig!«
Einen kleinen Augenblick lang überlegte der Echsenvampir, sich den Menschen zu zeigen und sich an ihrem Blut gütlich zu tun, doch dann entschied er sich anders. Er wollte keine Zeit verlieren. Derjenige, der seinen Diener vernichtet hatte, entfernte sich womöglich bereits vom Tatort.
Bald erreichte er eine Gasse, die von alten Gebäuden gesäumt wurde. Windschief standen sie da, als könnten sie jeden Moment in sich zusammenzubrechen. Hier war es geschehen. Er konnte den genauen Ort mühelos lokalisieren…
Zwei Gestalten näherten sich von dort. Ein Mann und eine Frau. Wütend ging er auf die beiden zu, um sie zur Rechenschaft zu ziehen.
Doch als er den Mann erkannte, zügelte er seinen Zorn. Er ballte seine Klauen und zwang sich zu unauffälliger Beobachtung. So entdeckte er ein winziges Detail, das seinen Ärger minderte, ja sogar ein leises Lachen in ihm emporsteigen ließ.
Er beschloss, Asmodis aufzusuchen. Der Fürst der Hölle würde zufrieden sein.
***
Der Thronsaal in den Schwefelklüften
»Es ist der Auserwählte«, erstattete der Echsenvampir Meldung. »Er hat die Spur nach Mainz gefunden.«
»Habe ich dir nicht gesagt, du sollst unauffällig bleiben?« Asmodis’ Stimme bebte vor Zorn. »Aber nein, du musst Berge von Leichen hinterlassen, die über die Grenzen der Stadt
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