0805 - Der Echsenvampir
entkommen war, nicht wirklich geantwortet hatte. Wollte er nicht darüber reden, oder hatte er Zamorras Einwurf als rhetorische Frage angesehen, deren Beantwortung eigentlich nicht notwendig war?
»Ihr wolltet mir das Schloss zeigen«, lenkte Andrew ab. »Vielleicht erzähle ich euch bei einem Rundgang, was ich über das weitere Schicksal des Echsenvampirs herausgefunden habe.«
»Wir haben bislang nie von einer derartigen Kreatur gehört«, meinte Zamorra.
»Er hat lange im Verborgenen existiert.«
»Hat existiert? Das klingt, als habe sich das geändert.«
»Das hat es auch.« Andrew stand auf.
Nicole, die ahnte, welche Gefühle in Andrew arbeiteten, verstand den Wink, den er gab. »Du solltest den einen oder anderen kennen lernen, der mit uns auf dem Château wohnt.«
Zamorra schlug in dieselbe Kerbe. »Im Keller gibt es auch etwas, das ich dir zeigen möchte.«
Andrew war sichtlich dankbar, dass der Informationsdruck von ihm genommen wurde. »Es ist nicht einfach, wenn alle nur darauf warten, was du zu sagen hast«, meinte er.
»Zuerst in den Keller«, meinte Nicole.
Andrew staunte, als sie den unterirdischen Bereich des Châteaus betraten. »Wie weiträumig ist die Unterkellerung hier denn noch?«
Zamorra lachte. »Wenn wir das wüssten.«
»Auf alle Fälle ist sie, gelinde gesagt, riesig«, warf Nicole ein.
»Bis heute ist es uns nicht gelungen, alles zu erforschen, was sich hier unten befindet. Das Château hat seine ganz eigene Geschichte, die wir euch irgendwann einmal erzählen sollten.«
»Aber erst einmal sei euch ein ganz besonderes… Wunder gegönnt.«
»Mit Wundern hat das alles nichts zu tun«, meinte Zamorra beiläufig.
Nicole seufzte. »Es klingt aber besser, als wenn ich sage: Aber erst einmal sei euch ein ganz besonderes magisches Dingsbums gegönnt.«
Diana lachte, und zufrieden bemerkte Nicole, dass auch Andrews ernste Miene sich ein wenig aufheiterte. Also setzte sie noch hinterher: »Oder hat Herr Professor Dr. Erbsenzähler Zamorra de Montagne etwas dagegen einzuwenden?«
In diesem Moment geschah etwas, das sämtliche Farbe aus Andrews Gesichts weichen ließ. Ein Drache trat aus einem der zahlreichen Kellerräume hervor. »Zamorra hat nicht nur den Professor, sondern auch noch den Doktor? Wieso wusste ich das nicht?«
»Was machst du hier unten?«, fragte Zamorra konsterniert.
»Ein… Drache.« Andrew war in Abwehrstellung gegangen, entspannte sich aber sichtlich, als er sah, dass weder Zamorra noch Nicole über das Auftauchen des ungewöhnlichen Gastes erstaunt waren.
»Er ist eine Art Haustier«, sagte Nicole beruhigend. »Sein Name ist Fooly.«
»Ein - Haus - tier?« Fooly blähte die Nüstern auf und schaffte es, seinen wenig imposanten Körper um mindestens fünf Zentimeter zu strecken. »Ich - bin - em - pört!«
Diana beobachtete das ganze Geschehen merklich ruhiger als ihr Gefährte. »Ein prächtiges Geschöpf«, meinte sie.
»Seht her«, sagte Fooly und beruhigte sich wieder. »Eine Dame mit Verstand! Nie käme sie auf die Idee, mich als Haustier zu titulieren.«
Zamorra schaffte es in den nächsten fünf Minuten, eine neutrale Beschreibung Foolys abzugeben, die, wie Andrew erstaunt äußerte, »höchst ungewöhnlich und fantastisch« war.
»Nach diesen Notwendigkeiten stellt sich allerdings noch eine Frage«, meinte Fooly. »Professor Doktor Zamorra? Was wäre eigentlich gewesen, wenn Zamorra damals durch die Prüfung gefallen wäre? Hätten wir dann alle immer Doc sagen müssen statt Prof?«
»Wir haben wirklich Besseres zu tun, Fooly«, antwortete Zamorra leicht ärgerlich. »Wir zeigen unseren Freunden einige Besonderheiten des Châteaus.«
»Gibt es etwa noch mehr solche Überraschungen wie lebendige und friedliche echte Drachen aus dem Drachenland?«
»Es fängt gerade erst an«, meinte Nicole.
»Doktor Zamorra, der Meister des Übersinnlichen«, murmelte Fooly im Hintergrund.
»Gehen wir also zu den Regenbogenblumen.« Zamorra hob eine Augenbraue und signalisierte Nicole damit, dass es wohl am Besten wäre, Fooly für den Augenblick loszuwerden.
»Regenbogenblumen?« Andrew wirkte aufgeregt. »Ich hörte davon, dass es sie geben soll. Man munkelte allerorten davon, damals. Ihr… ihr habt einmal welche gesehen?«
Nicole grinste. »Gesehen ist gut.«
»Wissenschaftliche Hilfskraft Zamorra, der Meister des Übersinnlichen…«
»Fooly, lass es gut sein«, sagte Zamorra leicht genervt. »Dir ist wohl nicht klar, was hier vor sich
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