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0805 - Der Echsenvampir

0805 - Der Echsenvampir

Titel: 0805 - Der Echsenvampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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erinnert sie mich ein bisschen an eine gewisse Sekretärin, die ich einmal hatte.« Zamorra grinste sie an.
    Trotz des kleinen Eklats saßen sie nach wenigen Minuten wieder am Tisch, und Andrew führte erneut seinen Bericht aus der Vergangenheit fort.
    ***
    Vergangenheit, Mainz 1465
    Jetzt erst erfuhr Arthur die Wahrheit. Zwei Tage lang hatte Johanna es vor ihm geheim gehalten. Doch von Stunde zu Stunde war deutlicher geworden, dass irgendetwas mit ihr nicht stimmte. Sie war zunehmend apathischer geworden, und ein schrecklicher Verdacht war in Arthur gereift.
    »Was ist dort oben geschehen, während ich nicht dabei war?«, fragte er sie nun direkt, und er war entschlossen, ihr keinerlei Ausweichmöglichkeit mehr zu lassen.
    »Ich sagte es dir schon«, meinte sie, in der Haltung eines Kleinkinds auf dem Bett zusammengekrümmt, das Laken weit über sich gezogen.
    »Du lügst mich an, und das trifft mich tief. Verdammt noch mal, ich kann dir helfen, wenn etwas geschehen ist!«
    »Ich lüge dich nicht an«, sagte sie kraftlos, doch dann zog unendlicher Schmerz in ihre Augen ein. »Ich schütze dich.«
    »Was hat das Monstrum dir angetan?«
    Ihre Stimme brach. »Die Verletzung an meinem Arm stammt von ihm.«
    Stille folgte, nur unterbrochen von leisen Geräuschen, die von der Gasse aus durch das Fenster zu ihnen drangen. »Ich habe es geahnt«, sagte Arthur leise.
    »Irgendetwas ist in mich gedrungen.« Sie setzte sich mühsam auf. »Es ist, als habe ein Vampir einen Menschen gebissen, der sich darum selbst in einen Vampir verwandelt.«
    »Du…«
    »Ich kämpfe dagegen an, Arthur, aber ich verliere den Kampf. Wenn ich schlafe, träume ich von Blut, und davon, es anderen zu rauben.« Sie wischte sich über die Augen. »Meine Augen brennen, Arthur, aber ich habe keine Tränen mehr, die ich weinen könnte. Ich bin kein Mensch mehr.«
    »Doch, das bist du«, sagte er kraftlos, setzte sich neben sie und legte seine Arme um sie. Ihre Haut war kälter, als sie bei einem lebendigen Menschen sein durfte.
    »Etwas wächst in mir, das ich hasse. Das du hasst. Etwas Dämonisches. Ich werde wie er, Arthur. Wie der verfluchte Echsenvampir.« Sie schob den Ärmel ihres Nachthemdes nach oben, und während Arthur auf ihre blasse Haut starrte, bildeten sich dort an einer kleinen Stelle Schuppen aus. Grüne, feuchtglänzende Schuppen.
    »Nein«, kam es über seine Lippen.
    Die Schuppen verschwanden wieder. »Noch habe ich es unter Kontrolle, doch es gibt keinen Zweifel. Ich werde verlieren.«
    »Wir werden einen Weg finden, dir zu helfen.« Andrew fühlte sich, als versteinere sein Inneres in Sekundenschnelle. Sein eigenes Herz wurde ebenso kalt, wie sich ihre Haut angefühlt hatte.
    »Diesmal nicht, Arthur. Diesmal ist es vorbei.«
    »Das werde ich nicht zulassen!«
    »Wir wussten, dass es früher oder später so kommen wird. Du hast das ewige Leben, ich nicht.«
    »Aber noch ist es nicht so weit! Ich will das ewige Leben nicht ohne dich! Was soll ich damit?«
    »Du sollst deiner Bestimmung nachgehen. Vernichte die Höllenmächte, wie es der Weg der Auserwählten ist.«
    Er schwieg, und unendliche Bitterkeit breitete sich bei diesen Worten in ihm aus. »Ich habe nicht danach gefragt, auserwählt zu werden.«
    »Du warst bei der Quelle des Lebens, und…«
    »Ich will nicht davon reden! Nicht jetzt!« Seine Gedanken rasten, und seine Verzweiflung wurde übermächtig. Warum saßen sie hier und redeten? Johanna verwandelte sich in eine Höllenkreatur! Es blieb keine Zeit, untätig herumzusitzen.
    »Bleibe bei mir, bis es so weit ist. Mehr Wünsche habe ich nicht mehr.«
    »Widerstehe noch einen Tag. Ich werde den Echsenvampir in der Druckerwerkstätte ausfindig machen, und ich werde ihn zwingen, die Magie rückgängig zu machen.«
    »Es ist nicht möglich! Ich glaube nicht daran.«
    »Aber ich!« Er stand auf und schlug mit der Faust gegen die Wand. »Ich finde ihn, und er wird dich befreien müssen!«
    »Dann geh«, sagte sie. »Aber sei in acht Stunden wieder hier.«
    »Wirst du so lange widerstehen können?« Er steckte ein geweihtes Kreuz und mehrere Amulette in die weit ausgeschnittenen Taschen seiner Hose. Zwei dünne, angespitzte Holzpfähle folgten.
    »Acht Stunden, Arthur«, flüsterte sie.
    »Ich werde da sein.« Er verließ das Zimmer in der Kaschemme und eilte die Treppe herab. Er war sich sicher, es in sechs Stunden zu schaffen.
    Er hastete durch die Gassen der Stadt. Es war früher Abend, ein letzter Rest Sonnenlicht bestrahlte

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