0805 - Der Echsenvampir
benötigte einen Zeugen für seinen Tod.
Immer deutlicher wurde ihm, was er zu tun hatte. Sein Plan war nur dann Erfolg versprechend, wenn er sich der Methoden seiner Gegner bediente, magischen Kräften, an denen er bis heute niemals gerührt, die er immer verabscheut hatte.
Nach langen Überlegungen war er überzeugt davon, dass es funktionieren konnte. Er brauchte nur ein Vehikel, in das er die schwarzmagische Entladung steuern konnte.
Das Druckersiegel in der Presse! Es war dazu prädestiniert, die entfesselten Kräfte aufzunehmen und weiterzuleiten. Arthur lachte. Hartmanns Rose, in das Metall des Siegels eingearbeitet, gab ihm die Möglichkeit, alle zu überlisten.
Die Rose würde brennen…
***
Am nächsten Tag hörte Arthur, dass es in der Nacht wieder einen Toten gegeben hatte. Es ließ ihn auf eigenartige Weise kalt. All die Jahre, all die Jahrzehnte, hatte er mitgelitten, hatte er sich verantwortlich gefühlt, die Last der Welt auf seinen Schultern getragen…
Damit war es nun vorbei. Nach wie vor hasste er die Dämonen, doch sein Hass konzentrierte sich auf eine einzige der finsteren Kreaturen, bündelte sich, um an ihr seine Rache zu vollziehen.
Dennoch würde er gerade ihn, gerade den Echsenvampir entkommen lassen. Das war der Preis, den er zu zahlen hatte, um die Last der Erwählung abzuschütteln. Um die Hüterin und jeden anderen, der sein Leben beobachten mochte, zu täuschen. Um frei zu sein.
Eine Woche musste er warten… denn eine Woche dauerte laut Asmodis der Bann an, der ihn daran hinderte, die Druckerwerkstätte zu betreten. Der erste Tag dieser Frist war abgelaufen. Es blieben sechs Tage, um die notwendigen Vorbereitungen zu treffen. Ausreichend Zeit.
Er besorgte sich ein Pferd und ritt aus der Stadt. Die Reise nahm fast einen kompletten Tag in Anspruch, dann endlich erreichte er sein Ziel.
Er stieg durstig und mit schmerzendem Rücken vom Pferd, gönnte sich jedoch keine Ruhepause und klopfte an die Tür des düster aussehenden Hauses. Arthur wusste, dass er vor einem ehemaligen Klostergebäude stand, doch von der einstmals spürbaren Heiligkeit des Gemäuers war nichts geblieben.
Im Gegenteil. Eine mysteriöse, dunkle und böse Atmosphäre strömte auf Arthur ein, Schwermut legte sich wie Blei auf sein Inneres. Dies war zu einem Ort der Dunkelheit geworden, an dem Dämonen ein- und ausgingen.
Nichts rührte sich auf sein Klopfen hin, also wiederholte er es.
Eine Krähe landete krächzend nur wenig mehr als einen Meter von ihm entfernt. Rasch gesellten sich zwei weitere zu ihr. Die Vögel umtänzelten bald seine Füße, hackten einmal sogar nach ihnen.
Arthur wusste, dass er bereits bemerkt worden sein musste. Er war lange nicht mehr hier gewesen, doch keinesfalls konnte man sein Gesicht in der Zwischenzeit vergessen haben. Zu stark war die Niederlage, die er damals dem hier ansässigen Zirkel der Schwarzen Magie verursacht hatte.
»Ich komme nicht als Feind!«, rief er.
Augenblicklich wurde die Tür knarrend geöffnet. »So?«, fragte ein großer Mann, ein Hüne von Gestalt, dessen Kopf völlig kahl geschoren war. »Du wirst immer mein Feind sein, aus welchem Grund du auch hier sein magst.«
»Ich benötige Hilfe.«
Der Glatzköpfige lachte. »Hier findest du Hilfe, wenn du sterben willst.« Er wollte die Tür schließen, stoppte seine Bewegung jedoch, als er Arthurs Erwiderung hörte.
»Mein Wunsch ist nicht weit davon entfernt.«
Obwohl er die Tür nicht schloss, blieb der Hüne skeptisch. »Mit welcher List versuchst du uns Schaden zuzufügen?«
»Ich werde euch nicht schaden. Nie wieder. Hilf mir, und ich werde für immer von der Bildfläche verschwinden.«
»Sag, was du vorhast. Und ich warne dich: ertappe ich dich bei einer Lüge, werde ich alles daransetzen, dich zu töten.«
»Das wäre nichts Neues. Ich überlebte mehr als einmal deine Attacken. Doch heute hat sich alles geändert.«
»Rede!«
Arthur erklärte sein Vorhaben, ohne allzu weit ins Detail zu gehen.
»Du willst dich also zurückziehen.« Der Glatzköpfige verschränkte die Arme vor der Brust.
»Für immer. Sodass weder die Dämonen noch irgendwelche anderen Mächte wissen, dass ich noch existiere. Für mich ist das Spiel beendet.«
»Was du sagst, hat allerdings einen Haken. Fast hätte ich dir Glauben geschenkt, doch was sollte mich daran hindern, den Dämonen eine Nachricht zukommen zu lassen?«
In der Tat hatte der Dämonenanbeter damit den einzigen Schwachpunkt seines Plans offen
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