0805 - Der Echsenvampir
Tatort bis zu seinem aktuellen Aufenthaltsort zu verfolgen. Doch allzu oft lief es nicht so einfach. Dass Dinge dazwischenkamen und Pläne auf den Kopf stellten, schien ein Grundgesetz des Universums zu sein.
»Dann müssen wir nur noch herausfinden, wo der Mord geschehen ist.« Nicole hob fragend die Augenbrauen.
»Darüber ist hier nichts zu lesen.« Zamorra legte die Zeitung enttäuscht nieder. »Wäre ja auch zu schön gewesen.«
»Wovon redet ihr denn überhaupt?«, fragte Andrew.
»Weißt du, wir haben da so unsere Methoden, die du noch kennen lernen wirst«, meinte Zamorra schmunzelnd. Er erklärte kurz die Möglichkeiten, die die Zeitschau ihnen bot.
»Es kommt mir immer mehr so vor, als wärt ihr besser dran als ich damals.« Andrew schüttelte leicht den Kopf.
»Es ist eine andere Zeit«, wiegelte Zamorra ab. »Doch in der Tat haben sich im Lauf unserer Abenteuer einige erstaunliche Möglichkeiten angesammelt.«
Andrew hatte begonnen, wieder in der Zeitung zu blättern, die Nicole für ihn mitgebracht hatte. Es handelte sich um ein kleines Sensationsblatt, das seinen Sitz in Frankfurt hatte und vor allem über die unmittelbare Umgebung berichtete. »Hier! Ich habe etwas gefunden.«
»Lies vor!«
»Unter ›Letzte Meldungen‹ findet sich ein Artikel. ›Wieder ein Opfer der Bestie‹. Furchtbare Überschrift. Fällt denen denn nichts Besseres ein? Aber der Reporter hat es auf irgendeine Art und Weise geschafft, noch vor Druckbeginn der Ausgabe ein Bild zu organisieren.«
Zamorra riss ihm die Zeitung fast aus der Hand. Eine in einem Plastiksack steckende Leiche war fotografiert worden - doch man konnte auch die Fassade des Hauses erkennen, vor dem der Tote gefunden worden war.
»Da das Haus nicht gerade alltäglich aussieht, haben wir gefunden, was wir brauchen!«
Sie bewaffneten sich mit ihren Dhyarra-Kristallen, drückten Andrew einen Dynastie-Blaster in die Hand, den dieser sofort unter seiner Jacke verschwinden ließ, und gingen nach unten. An der Rezeption knallte Zamorra die Zeitung auf den Tresen und deutete auf das Foto. »Erkennen Sie dieses Haus?«, fragte er forsch.
Der Hotelangestellte räusperte sich diskret. »Und wieso wollen Sie das wissen, Monsieur Zamorra?«, fragte er näselnd.
»Es ist besser, wenn Sie keine Fragen stellen«, antwortete Zamorra und legte für einige Sekunden seinen Sonderausweis neben das Foto. Dieser war vom britischen Innenministerium ausgestellt und verlieh ihm dort einen polizeiähnlichen Status. Hier in Deutschland war er natürlich nichts wert - aber Zamorra vertraute ganz darauf, dass das dem Hotelboy nicht auffiel. »Besser für Sie, mein Junge«, ergänzte er jovial und bedachte ihn mit einem sezierenden Blick. Er konnte beinahe spüren, wie Nicole ein breites Grinsen mit aller Macht unterdrückte.
»Natürlich.« Beflissen und ein wenig ehrerbietig nickte der Angestellte. »Entschuldigen Sie. Lassen Sie mich noch einmal sehen… Ja, in der Tat, ich kenne die Fassade. Es ist hier in der Innenstadt.«
»Selbstverständlich ist es das«, sagte Zamorra, »sonst hätte ich Sie ja nicht gefragt. Geht es bitte ein bisschen genauer?«
Kurz darauf verfügten die drei Dämonenjäger über die genaue Adresse, und sie stiegen in einen Linienbus, der sie in knapp zehn Minuten den Weg bis dahin brachte.
Im Stadtzentrum hielten sich am frühen Nachmittag etliche Menschen auf, die geschäftig aussahen und in aller Hast ihren Tätigkeiten nachgingen.
Zamorra, Nicole und Andrew wandten sich in Richtung Fußgängerzone - im Hotel hatten sie sich eine genaue Wegbeschreibung von der Bushaltestelle aus geben lassen. Sie gingen direkt am Dom vorbei, der alles um ihn herum dominierte. Der rötliche Stein schien zu leuchten, als sich die Wolkendecke ein wenig lockerte und Sonnenstrahlen darauf fielen. Ein Lichtspiel, das die Pracht des Gebäudes unterstrich.
Andrew blieb einen Moment lang erschüttert stehen. »Er stand damals schon. Ein eigenartiges Gefühl. Nicht weit weg von hier befand sich die Druckerwerkstätte Hartmanns.«
»Gibt es das Gebäude heute noch?«
»Ich habe mit einem Historiker der Universität telefoniert«, erwiderte Andrew. »Es gibt hier die seltsame Fachrichtung ›Buchwissenschaft‹, wisst ihr? Der Institutsleiter dort, ein gewisser Professor Hassel, beschäftigt sich unter anderem intensiv mit Gutenberg und der frühen Druckzeit. Er sagte mir, er wisse selbstverständlich von der alten Druckerwerkstätte, doch heute sei von dem Gebäude
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