0805 - Flucht von Intermezzo
längst abgeschüttelt hatte.
Um so größer war sein Entsetzen, als er die gedrungene, schwarze Gestalt bemerkte, die am Rand des Plateaus kauerte und eine Waffe in der Hand hielt, deren Lauf auf ihn gerichtet war.
Einen Augenblick lang stand er reglos. Der Hulkoo mußte über den Bergkamm geklettert sein, den Walik mit Hilfe des Spalts umgangen hatte. Die Geschicklichkeit der Schwarzpelze beim Klettern war unübertrefflich.
Walik wog seine Chancen ab. Er war unbewaffnet. Das hatte er Jan Speideck zu verdanken.
Andererseits bedurfte es nur eines Schrittes, und er befand sich wieder im Schutz der Felswand, hinter der er eben hervorgekommen war.
Der Hulkoo richtete sich auf. Mit vorsichtigen, watschelnden Schritten kam er auf Walik zu, wobei er sich stets am Rand des Plateaus hielt. Mitunter gab er ein bellendes Geräusch von sich.
Es mochte ein Signal für seine Genossen sein oder eine Aufforderung an Walik. Er wußte es nicht.
Walik trug keinen Translator. Die Erkenntnis, daß der Schwarzpelz ihn offenbar unversehrt gefangennehmen wollte, beruhigte Walik fürs erste. Wahrscheinlich würde er sich fügen müssen.
Aber später mochte sich eine Möglichkeit ergeben, dem Hulkoo wieder zu entkommen.
Walik hob vorsichtig die Arme und breitete sie aus, wobei er die leeren Handflächen nach oben hielt.
Jedes intelligente Wesen mußte diese Geste verstehen: Sieh her, ich bin unbewaffnet und hilflos! Der Hulkoo gab einen grunzenden Laut von sich, der fast wohlwollend klang.
In diesem Augenblick fuhr der Blitz herab.
Krachend und knatternd schlug er in die Kante des Plateaus. Felsstücke wurden wie Geschosse umhergeschleudert. Walik war einen Atemzug lang geblendet.
Das Knallen des Donners zerriß ihm fast das Trommelfell.
Es stank nach Ozon.
Dann sah er den Hulkoo wanken. Der Schwarzpelz hatte die Hand mit der Waffe emporgerissen, um das empfindliche Sehorgan zu schützen. Die Waffe war ihm dabei entfallen. Die instinktive Reaktion war viel zu spät gekommen, um noch etwas gegen die vernichtende Helligkeit des Blitzes auszurichten.
Das große Auge des Hulkoos war gelblich getrübt. Der Schwarzpelz wankte am Rand der Felsfläche.
Das alles nahm Walik in Sekundenbruchteilen wahr. Er schoß vorwärts. Der Hulkoo gab einen hellen, klagenden Laut von sich, als er den Abgrund spürte. Aber im selben Augenblick war Walik bei ihm. Er bekam ihn am Rand des breiten Gürtels zu fassen. In dem Augenblick, in dem er zupackte, stemmte sich Walik mit beiden Füßen in den felsigen Untergrund und warf sich rückwärts. Das war seine Rettung.
Das Gewicht des stürzenden Hulkoos hätte ihn sonst mit in die Tiefe gerissen. So aber riß sein eigener Schwung den Schwarzpelz wieder über die Kante der Felsplatte herüber.
Sie stürzten beide zu Boden. Sie lagen dicht nebeneinander, und Walik blickte in das große, unnatürlich blaue Auge seines Feindes. Die Trübung war zum Teil gewichen. Der Hulkoo konnte wieder sehen. Er blickte den Terraner unverwandt an.
Walik sprang auf. Ohne darüber nachzudenken, reichte er dem Schwarzpelz die Hand.
„Wir verschwinden am besten von hier", sagte er. „Diese Platte ist zu exponiert.
Der Blitz kann jeden Augenblick von neuem einschlagen."
Der Hulkoo ergriff die dargebotene Hand. Walik zog ihn in die Höhe. Von dem Plateau fiel der Fels steil in die Tiefe. Unten lag ein länglicher Talkessel.
Walik konnte nicht erkennen, ob es einen Ausgang aus dem Kessel gab. Auf jeden Fall aber waren sie dort unten besser aufgehoben als hier oben.
Er zog den Schwarzpelz zu sich heran und deutete in die Tiefe. Der Hulkoo gab ein paar unverständliche Laute von sich und wies in die entgegengesetzte Richtung, nämlich in den Spalt, durch den Walik gekommen war.
„Nein, zu gefährlich", sagte Walik und schüttelte den Kopf.
Der Hulkoo verstand ihn nicht. Walik hob die Hand und ließ sie mit den Fingerspitzen voran in die Tiefe schießen. Dazu machte er ein zischendes Geräusch, und danach ahmte er das Geräusch des Donners nach.
„Die Spalte schützt nicht vor Blitzen", sagte er dazu.
Diesmal hatte der Schwarzpelz begriffen. Er war, seitdem er seinen Blaster verloren hatte, ebenso unbewaffnet wie der Terraner. Er kletterte als erster über den Rand des Plateaus und suchte sich einen Weg in die Tiefe. Der Regen fiel noch immer wie eine Wand. Walik folgte dem Hulkoo. Er bemerkte, daß der Schwarze sich nicht mehr so geschickt bewegte, wie er es auf der anderen Seite des Berges von seinen Genossen
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