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0805 - Krallenhand

0805 - Krallenhand

Titel: 0805 - Krallenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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doch bitte an meine Frau. Sie ist in der Küche, weil sie mir einen Kaffee kochen will. Er wird bestimmt auch für uns beide reichen.«
    Einen Kaffee wollte ich mit dieser Person nun nicht gerade trinken, aber reden musste ich mit ihr, und zwar nach meinen Regeln.
    »Okay«, sagte ich und nickte, »gehen wir…«
    Er schien erleichtert zu sein, als er meinen Vorschlag hörte. Mir kam es vor, als hätte er darauf gelauert, endlich mit mir in die verdammte Küche gehen zu können. Was sollte das? Hatte er vor, mich in eine Falle zu locken, gemeinsam mit seiner Frau?
    Dem glaubte ich nicht so recht. So etwas konnte ich mir nur schwer vorstellen, aber ich würde trotzdem auf der Hut sein. Er hatte von dem Kaffee gesprochen. Vielleicht war er vergiftet. Jedenfalls nahm ich mir vor, keinen Schluck zu trinken.
    Hurt hatte auch kein Interesse daran gezeigt, sich das Zimmer mal aus der Nähe anzuschauen. Er hatte die zerbrochene Scheibe hingenommen und damit basta.
    Bevor er sich umdrehen konnte, hielt ich ihn fest. »Wo waren Sie eigentlich, Mister Hurt?«
    »Soll das ein Verhör sein?«
    »Nur eine Frage.«
    »Ich war im Ort. Dort habe ich mich mit einigen Kollegen getroffen. Die Saison beginnt praktisch in wenigen Tagen. Schon jetzt sind Touristen hier, aber der große Sturmlauf fängt erst an. Bis dahin muss noch einiges geregelt werden.«
    »Aha. Sie waren nicht in dem weißen Haus auf der Düne?«
    Nach meiner Frage zuckte er kurz zusammen. Hatte ich ins Schwarze getroffen?
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Hätte ja sein können.«
    »Dort geht niemand hin.«
    »Warum nicht?«
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Das Haus steht also leer.«
    »Natürlich.«
    »Wem hat es denn gehört?«
    »Die Familie Durban hat darin gewohnt. Das sind die, die Liegestühle vermieten.«
    »Tatsächlich?«, staunte ich. »Die Familie kenne ich. Zwei erwachsene Söhne gehören dazu.«
    »Richtig. Blainy und Steve.«
    »Warum sind die Durbans ausgezogen?«
    »Das müssen sie die Leute schon selbst fragen, Mister Sinclair. Mich interessiert es nicht.«
    »Weiß denn Ihre Frau mehr?«
    »Das kann sein.« Er drehte sich um und ging die wenigen Schritte auf die Küchentür zu.
    Ich blieb dicht hinter ihm. Mein Misstrauen war längst nicht verflogen. Ich hatte in ein Wespennest gestochen, und darin lag noch einiges versteckt. Ich rechnete mit bösen Überraschungen. Das untote Kind war nur der Beginn gewesen.
    James Hurt drehte mir den Rücken zu. Er stand etwas gebeugt, während er die Küchentür öffnete und zögerte noch einen Augenblick, als würde er einen fremden Raum betreten.
    »Dinah«, rief er wie zur Kontrolle.
    »Ja.«
    »Wir sind hier.«
    »Gut.«
    Er ging hinein. Ich blieb dicht hinter ihm und schaute an ihm vorbei. Es war alles normal, ich betrat eine Küche, nichts wies auf eine Gefahr hin.
    Hurt bewegte sich jetzt schneller. Er ging auf den Holztisch in der Raummitte zu. Ich folgte ihm und war verwundert, dass ich Dinah nicht sah, gehört hatte ich sie ja.
    »Ssssttt…«
    Das Geräusch hörte ich rechts von mir. Summend, eigentlich harmlos, in dieser Situation aber für mich wie ein Alarmschrei wirkend. Es gefiel mir auch nicht, dass ich das Geräusch in meinem Rücken hörte. Instinktiv warf ich mich vor, genau in dem Augenblick, als sich James Hurt umdrehte, so dass ich in sein schreckensbleiches Gesicht schaute.
    Das Summen verwandelte sich in ein hässliches, böses und tödliches Kreischen. Etwas fegte über meinen Rücken hinweg, sägte und zupfte an meiner Kleidung, dann fiel ich gegen Hurt, drückte ihn zurück und den Tisch gleich mit. Ich hörte ihn fluchen, er suchte nach Halt, was ich ebenfalls tat, und ich drehte mich herum, als ich es schaffte, mich an ihm festzuklammern.
    »Ssssttt…«
    Es kreischte in meinen Ohren, es schwebte vor und gleichzeitig über mir, und erst jetzt sah ich, woher das verdammte Geräusch stammte. Und ich erkannte, welch ein Glück ich gehabt hatte.
    Vor mir zitterte die Sägeklinge eines Tranchiermessers, und gehalten wurde es von Dinah Hurt…
    ***
    Sie stand vor mir, als wäre sie aus einem der zahlreichen Horrorfilme entsprungen, die in den siebziger Jahren so große Furore gemacht hatten. Da waren die Killer mit Kettensägen und anderem Zeug durch die Gegend gelaufen, auf der Suche nach Opfer. Das Messer lief auf Batteriebetrieb. Sie hielt es halb hoch und hatte den klobigen Griff mit beiden Händen umklammert. Dahinter schimmerte das hasserfüllte Gesicht, und mir war klar, dass

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