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0805 - Krallenhand

0805 - Krallenhand

Titel: 0805 - Krallenhand
Autoren: Jason Dark
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überlagert werden.
    Leider musste er in eine unbequeme Lage hinein. Ich band ihm die rechte Hand mit dem rechten Fußknöchel zusammen, immer noch besser als eine Mordanklage am Hals zu haben, nur sah der alte Durban dies nicht so, denn er fuhr mich mit krächzender und böser Stimme wütend an. »Du verdammter Hund, du! Meine Söhne werden dich massakrieren und aufschlitzen, wenn sie dich erwischen.«
    »Ach – wo sind die denn?«
    »Sie holen dich.«
    »Sind sie im Haus?«
    Er spie aus. Zum Glück gelang es mir, den Kopf rasch zur Seite zu neigen. Als fluchendes Bündel ließ ich ihn zurück, denn ich hatte genug erfahren.
    Ich musste also noch mit seinen beiden Söhnen rechnen. Wahrscheinlich hatte die Familie Durban einen Wachring um das weiße Haus gezogen, um unangemeldete Besucher abfangen zu können.
    Deshalb war ich noch vorsichtiger, als ich den letzten Rest der Strecke ging, doch meine Gedanken beschäftigten sich mit dem, was ich über das Totengesicht gehört hatte. Es hieß Vanessa, es war ein Geist gewesen, der höchstwahrscheinlich in einer Zwischenwelt existiert hatte und nun seine Rückkehr vorbereitete.
    So etwas war mir neu. Normalerweise kannte ich nur den umgekehrten Vorgang, da hatte ich es mit reinen feinstofflichen Wesen zu tun, die gar nicht daran dachten, ihren Zustand zu verändern.
    Hier aber nicht, und das wiederum wunderte mich. Ich würde sehen, wie es weiterging und ob ich überhaupt in der Lage war, diesen verdammten Geist zu stoppen.
    Vanessa saugte ihre Opfer aus. Sie nahm ihnen die Seele, um sich selbst damit aufzufüllen. Das war erschreckend und kaum zu fassen, aber leider auch eine Tatsache.
    Von den beiden Söhnen hatte ich bisher keinen zu Gesicht bekommen. Vor mir lag die Rückfront. Keine Bewegung sah ich dort.
    Nur der Wind trieb hin und wieder die unzähligen feinen Sandkörner gegen die Planken.
    Ich hatte mich geduckt und konzentrierte mich dabei auf die Fenster. Leere, kalte, düstere Vierecke waren es. Totenhöhlen in einem geometrischen Gebilde aus bleichen Knochen. Das Dach war mit grauen Schindeln bedeckt, die sich farblich kaum von der Färbung des Himmels abhoben.
    Allmählich verblasste der Tag. Die Vorboten der Dämmerung sickerten ein. Noch war die Fassade hell genug, um mich Einzelheiten erkennen zu lassen, sehr bald schon würde alles in einem aschigen Zwielicht verschwimmen. Bis es dazu kam, wollte ich das Haus längst betreten haben, nur sah ich an der Rückseite keine Tür.
    Also doch von vorn versuchen.
    Durban hatte von seinen Söhnen gesprochen. Wenn sie das Haus unter Kontrolle hielten, dann kam eigentlich nur die Seeseite in Frage, und dort schlich ich auch hin.
    Ich hielt mich dabei dicht an der Holzwand, als wäre ich ein Lauscher. Nur konnte ich aus dem Innern des Hauses nichts hören.
    Es blieb alles still, zudem überdeckte das Rauschen der See viele Geräusche.
    Ich erreichte die Ecke. Meine Füße hatten sich bisher über Gras bewegt und weniger über Sand. Wahrscheinlich hatten frühere Bewohner hier der Natur einen Rasen abgetrotzt, von dem noch einige Reste übrig geblieben waren.
    Ich blieb stehen und lugte um die Ecke.
    Gegen zwei Rücken blickte ich. Sofort zog ich mich wieder zurück. Es waren die beiden Söhne. Sie hatten auf den Zehenspitzen gestanden, um bequem durch ein Fenster schauen zu können. Da sahen sie dann, was sich im Innern des unheimlichen Hauses abspielte.
    Ich zog meine Waffe und ging so leise wie möglich weiter. Es klappte, zudem waren die beiden Durbans von den Vorgängen im Innern des Hauses so sehr fasziniert, dass sie an nichts anderes dachten.
    Immer näher glitt ich heran.
    Um meinen Mund hatte sich ein hartes Lächeln gelegt. In meine Augen war eine Spannung getreten wie nur in extremen Situationen. Beide Männer drängten sich dicht zusammen. Sie berührten sich mit ihren Schultern und hatten sich von mir weggedreht.
    Noch immer waren sie ahnungslos.
    Ich nutzte die Gelegenheit aus, kam noch näher an sie heran. So nahe, dass ich ihre Stimmen hörte.
    Einer sprach. »Jetzt passiert es. Die macht sie fertig. Sie saugt ihr das Leben aus…« Seine Stimme zitterte vor Erregung.
    Meine dagegen war sehr kalt. So kalt wie die Mündung, die der Sprecher im Nacken spürte. »Ich glaube nicht, dass es dazu noch kommen wird, meine Freunde…«
    ***
    Wenn ein Mensch zu Eis werden konnte und ein anderer – ich in diesem Falles mitbekam, so geschah dies vor mir. Der Junge war erstarrt, er hatte überhaupt nicht
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