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0805 - Krallenhand

0805 - Krallenhand

Titel: 0805 - Krallenhand
Autoren: Jason Dark
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gestellt.
    »Es wäre besser, wenn Sie das Gewehr losließen, Mister Durban.«
    Der Alte hatte mich gehört. Er wollte schimpfen, fluchen, konnte aber nur keuchen, denn zu viel Staub und Dreck waren ihm in den Mund gedrungen und hatten seine Stimme zunächst unbrauchbar gemacht.
    »Loslassen!«
    Ich brauchte den Druck meines Fußes nicht zu verstärken. Durban wusste auch so, wann er verloren hatte. Er spreizte seine rechte Hand, das Gewehr lag frei, und ich konnte es mit einem Tritt außer Reichweite befördern, bevor ich dem Mann befahl, sich zu erheben.
    Während er sich hoch quälte, entlud ich das Gewehr und schleuderte die Kugeln ins Gelände.
    Das war geschafft!
    Er stand und sah aus, als wollte er jeden Augenblick wieder umfallen. Mit beiden Händen wischte er durch sein Gesicht, um es vom Staub zu befreien. Ihm war Sand in die Augen gedrungen, deshalb waren sie auch gerötet. Die Mütze hatte er verloren, setzte sie aber wieder auf.
    Ich wartete gelassen ab. Die Beretta hielt ich nicht mehr in der Hand. Ich würde auch ohne sie mit dieser etwas traurigen Gestalt fertig werden. Während er sich reinigte, hörte ich ihn leise fluchen.
    Ich sprach ihn an. »Reicht es jetzt?«
    Er hatte mich gehört und drehte sich um.
    »So trifft man sich wieder«, sagte ich. »War keine gute Idee, auf mich zu schießen.«
    »Ich würde es wieder tun!«
    »Kann ich mir denken, Meister.« Ich hob die Schultern. »Nur – was haben Sie davon? Dankbarkeit einer gewissen Vanessa?«
    Da hatte ich ein brisantes Thema angeschnitten, denn bei Nennung des Namens schrak er zusammen. Wahrscheinlich hatte er nicht damit gerechnet, dass ich der Wahrheit schon so nahe gekommen war.
    »Ich werde sie mir holen.«
    »Das kannst du nicht.«
    »Tatsächlich? Gibt es einen besonderen Grund?«
    Seine Augen leuchteten plötzlich. »Und ob es den gibt. Vanessa ist kein Mensch mehr, sie kann also nicht von einem Menschen vernichtet werden.«
    »Was ist sie dann? Ein Geist?«
    »Noch.«
    »Ah, dann will sie wieder zurück.«
    »Richtig.«
    »Aus Geist wird Mensch.«
    »Fleisch«, flüsterte er. »Sie wird Gestalt annehmen. Sie wird sich ausfüllen. Sie ist bereits dabei, und sie wird uns dankbar sein, dass wir ihr das Haus überlassen haben. Es war kein Vertreiben, als sie uns erschien, sie wollte es haben, und sie kriegte es. Später werden wir unter ihrem Schutz stehen.«
    »Sie wird also einen Körper annehmen?«
    »Das stimmt.«
    »Wie macht sie das?«
    »Sie schafft es, den Menschen die Seele auszusaugen. Sie nimmt ihnen die Kraft, und sie baut sich damit wieder auf. So wird aus dem Geist ein Mensch, und damit sind ihre alten Zeiten zurückgekehrt. Sie wird hier herrschen, denn vor langer Zeit wurde sie von hier vertrieben.«
    »Wie weit ist sie?«
    Durban grinste verbissen und schwieg.
    Ich wollte mir das nicht bieten lassen. »Wie weit ist sie?«, fuhr ich ihn an.
    Die Schärfe in meiner Stimme machte ihn redseliger. Er sprach sehr schnell. »Weit genug. Ein Opfer hat sie heute bereits, das zweite wird folgen.«
    »Befindet es sich im Haus?«, fragte ich lauernd, denn nun wollte ich sicher gehen.
    »Ja, das schon.«
    »Eine Frau?«
    Er nickte heftig. »Mit dunklen Haaren, ich habe sie gesehen. Eine sehr schöne Frau…«
    Ich kam mir vor, als hätte mir jemand einen Eiszapfen in den Nacken geschoben. Es konnte nur Glenda sein. Mir wurde sogar heiß, und diese Hitze wechselte sich mit der Kälte auf meinem Körper ab.
    »Lebt sie noch?«
    Durban grinste. Er genoss es, mich leiden zu sehen, nur wollte ich ihm dieses Vergnügen nicht länger gönnen, denn ich war gedankenschnell bei ihm, packte ihn und schüttelte ihn durch. »Verdammt noch mal, ich will wissen, ob sie noch lebt!«
    Durban hing in meinem Griff wie ein mit Sand gefüllter Sack. Er hatte die Augen weit aufgerissen, der Mund bewegte sich, ohne dass er etwas sagen konnte, und nur ein feuchtes Röcheln huschte über die Lippen hinweg. »Ich kann es nicht sagen«, würgte er schließlich hervor. »Ich… ich weiß es doch nicht, verdammt …«
    »Was haben Sie gesehen?«
    »Sie war da…«
    »Und weiter?«
    »Ich bin gegangen.«
    »Warum?«
    »Lass mich los, verdammt!« Ich ließ ihn auch los, stieß ihn aber gleichzeitig zu Boden. Er fiel ziemlich weich, blieb auf dem Rücken liegen und bemerkte wohl nicht, dass ich die Handschellen von meinem Gürtel löste. Ich wollte nicht, dass er mir nachkam und irgendwen noch warnte. Schreien konnte er. Die Rufe würden vom Rauschen des Meeres
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