0806 - Der Voodoo-Club
einen der drei Portiers. Ich hörte, wie er die beiden Frauen beschrieb und von dem Mann mit dem glatten Haar wissen wollte, ob sie ihm aufgefallen waren.
Der Portier schüttelte den Kopf.
»Haben Sie die beiden überhaupt bemerkt?«
»Nein, Sir.«
»Aber ich«, sagte sein Kollege.
Suko ging einen Schritt zur Seite. »Tatsächlich?«
Der Mann kam nickend zur Rezeption. »Ja, ich habe sie gesehen.«
»Und?«
»Sie wohnen nicht hier?«
»Kannten Sie die Frauen?«
»Nein, deshalb habe ich auch nicht weiter auf sie geachtet.«
»Sie wissen also nicht, ob sie das Hotel mittlerweile verlassen haben?«
»Das ist mir unbekannt.«
»Jedenfalls danke ich Ihnen für die Auskünfte.«
»Bitte sehr, Sir.«
Suko drehte sich wieder um, sah mich und hob die Schultern.
»Hast du es gehört?«
»Ja.«
»Kommen, schießen, verschwinden. Drei verflucht gefährliche Tätigkeiten. Egal, wir werden sie finden.«
»Alles auf dem Friedhof.«
»Sicher. Bevor ich hinfahre, möchte ich mich frisch machen.«
Da hatte er mir aus dem Herzen gesprochen. Wir wohnten im fünften Stock. Von unserem Zimmer aus konnten wir in den herrlichen Hotelgarten schauen. Es waren großzügige Räume, sehr luftig und mit leichten Möbeln eingerichtet.
Als wir den Fahrstuhl verließen, sahen wir den Schatten einer Frau in unserer Nähe. Ich machte einen Schritt auf die Person zu, griff dabei nach der Beretta und hörte einen spitzen Schrei, denn die Frau – ein Zimmermädchen – hatte sich erschreckt.
»Pardon, tut mir leid. Ich wollte nicht…«
»Schon gut, schon gut.« Sie ging hastig wieder weg, als hätte sie ein schlechtes Gewissen.
»Reagiert so eine Hotelangestellte, wenn sie einem Gast begegnet?« fragte Suko.
»Wohl kaum.«
»Da kann etwas faul sein«, sagte mein Freund. »Nicht daß ich Angst davor hätte, mein Zimmer allein zu betreten, aber du könntest mit mir kommen.«
»Das hätte ich sowieso getan.«
Suko hielt den Schlüssel bereits in der Hand. Er schloß die Tür auf, drückte sie nach innen, ohne allerdings den Raum zu betreten. Wir warfen zunächst einen Blick hinein.
Nichts deutete darauf hin, daß er von einer fremden Person betreten worden war. Hinter dem großen Fenster lag ein ebenfalls breiter Balkon. Die zum Fenster gehörige Tür war nicht ganz geschlossen.
Der warme Wind wehte in den Raum und zerwühlte die leichten, bunt bedruckten Vorhänge.
Wir nickten uns zu und traten endgültig über die Schwelle. Sicherheitshalber mit gezogenen Waffen.
Suko ging nach links, ich zur anderen Seite hin. Dieses Zimmer war anders eingerichtet als die üblichen Hotelräume. Es bestach nicht nur durch seine Großzügigkeit, auch das Bad war vom Zimmer aus direkt zu erreichen, nicht durch einen Flur.
Suko öffnete die Tür.
Als ich sein Pfeifen hörte, wußte ich, daß ihm etwas aufgefallen war. Ich sah sein Winken, ging schneller und folgte Sukos ausgestreckter Hand mit meinen Blicken.
Er deutete auf das großzügige Waschbecken. Und dort genau saß die Puppe. Sie lehnte mit dem Rücken an der Wand, die Arme hingen zu beiden Seiten herab, die angedeuteten Hände berührten den Boden, die Beine glichen Stümpfen.
Suko und ich traten bis dicht an den Rand des Waschbeckens heran, um die Puppe genauer betrachten zu können. Sie war sehr primitiv gefertigt worden, aber wir erkannten an den dunklen Farbstrichen im Gesicht, wen sie darstellte.
Es war oder es sollte Suko sein!
Es kam noch etwas hinzu.
Nadeln mit bunten Federn steckten im Körper der Puppe. Das wiederum war ein untrügliches Zeichen dafür, daß wir es mit Voodoo zu tun hatten. Der unheimliche Zauber hatte uns nicht nur eingeholt, er war auch gegen uns gerichtet.
Mein Freund hob die Puppe aus dem Waschbecken. Er schaute sie genau an, reichte sie mir weiter und meinte: »Schau dir mal die Herzgegend genauer an. Fällt dir was auf?«
Nicht sofort. Erst beim zweiten Hinsehen erkannte ich das kleine Loch, das in das Holz hineingebohrt worden war. Es befand sich an der linken, der Herzseite der Brust.
Ich legte die Puppe wieder an ihren Platz zurück. »Sie haben uns voll im Visier.«
»Zumindest mich.«
»Abwarten.« Sehr schnell hatte ich Sukos Zimmer verlassen. Mein Zimmer lag direkt neben dem seinen. Ich schloß die Tür auf, war diesmal nicht ganz so vorsichtig und ging direkt ins Bad.
Auch mich hatte man mit einer Puppe beglückt, und ich wußte sofort, daß ich damit gemeint war. Mein Körper war ebenfalls mit kleinen Pfeilen gespickt, wobei
Weitere Kostenlose Bücher