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0806 - Der Voodoo-Club

0806 - Der Voodoo-Club

Titel: 0806 - Der Voodoo-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Tag Feierabend. Die Wagen brachten die Arbeiter zu ihren Behausungen, zumeist nur kleine Hütten.
    Die schmale Abzweigung war kaum zu sehen. Man mußte sich schon auskennen, um sie zu finden. Früher hatte hier einmal das Zuckerrohr hoch gestanden, dann aber war das Feld abgebrannt, und auf dem Boden lagen nur mehr verkohlte Reste.
    Die Sicht war gut. Roberta konnte bereits den Dschungel besser erkennen, während die Reifen des Fahrzeugs über einen dicken matschigen Schmier rutschten, der vom Brand zurückgeblieben war. Eklige Reste, die manchmal wie verbrannte Haut wirkten.
    Etwas Weißes geriet in ihren Sichtbereich. Kantige Klötze und auch Mauern. Dort hatte einmal die alte Kreolenkirche gestanden, die von den Spaniern errichtet worden war. Sklaven hatten den Dschungel gerodet, damit die Kirche errichtet werden konnte. Sie war schließlich bei einer Revolution zerstört worden, aber es standen noch einige Mauern, ein Teil des Dachs war ebenfalls vorhanden, und der abgebrochene Glockenturm ragte wie ein mahnender Finger in die Höhe.
    Neben der alten Kirche lag ihr Ziel. Dort breitete sich der Friedhof aus. Die alten Grabsteine standen noch da wie vor über hundert Jahren. Nur hatte es der Regenwald geschafft, sich immer weiter vorzuarbeiten, und er kroch allmählich dem Gelände des Friedhofs entgegen und breitete sein Dach an einigen Stellen über den Grabsteinen aus, als wollte er die vermoderten Gestalten in der Erde schützen.
    Es war heiß, es war stickig, und es wurde auch allmählich feucht, denn der Dschungel dampfte. Die Zeit war gekommen. Unzählige Insekten flirrten durch die träge, schwüle Luft, die kaum mehr zu atmen, dafür aber zu trinken war.
    Auch der Untergrund veränderte sich. Er war nicht mehr so glatt wie zuvor. Zahlreiche lange Baumwurzeln hatten es geschafft, sich aus der Erde zu drücken. Sie bildeten Wellen, über die der Buick fuhr und dabei mit seinem langen Heck auf- und nieder schwang, als wären die Stoßdämpfer kaum noch vorhanden.
    Insekten klatschten gegen die Scheibe, verwandelten sich in Matsch, der an vielen Stellen blutig war.
    Weiter ging die Fahrt.
    Hohe Büsche deckten den auffälligen Buick zur linken Seite hin ab.
    Das Dickicht schützte auch den Kreolen-Friedhof vor ungebetenen Blicken, und als vor ihr ein Licht zweimal aufblinkte – Sonnenstrahlen hatten sich auf einer Spiegelscherbe gefangen –, da wußte Roberta, daß alles in Ordnung war.
    Sie atmete auf.
    Unterwegs schon hatte sie angehalten und sich umgezogen. Sie trug jetzt die Voodoo-Tracht. Diese bestand aus einem langen, blauen Kleid, das bis zu ihren Knöcheln reichte und auch einem roten, mit Tierblut getränkten Tuch. Sie hatte es sich um den Kopf gewickelt. Der Geruch des alten Blutes umschwebte sie und zeigte fast die Wirkung eines Aufputschmittels.
    Die letzten Meter fuhr sie langsam, riß dann das Lenkrad nach links und fuhr mit der langen Kühlerschnauze auf eine Wand zu. So sah das Hindernis zumindest aus.
    Tatsächlich aber bestand es aus Pflanzen, die so etwas wie den Zugang zu einem Garagentor bildeten. Der Wagen verschwand beinahe darin.
    Ein besseres Versteck hätte Roberta für ihren Buick nicht finden können. Sie war auch entsprechend zufrieden, als sie ausstieg, sich reckte und die Tür zudrückte.
    Die letzten Schritte legte sie gern zu Fuß zurück, um sich schon von dieser so anderen Atmosphäre um- und auch einfangen zu lassen. Es war die weiche Luft, die ihr gefiel. Es war das Summen der Insekten, das einfach dazugehörte, es war der Krach der Tiere aus dem nahen Dschungel, der sie anmachte, es war auch der Geruch nach Blut, der eigentlich über allem schwebte und nie vergehen sollte.
    Es war die Welt des Voodoo und auch der Toten, in die sie mit leisen Schritten hineinglitt.
    Schatten hüllten sie ein. Sie fielen von oben auf sie herab, denn die Kronen der Bäume hüllten sie ein wie ein fließendes Tuch. Sie wollten sie nicht mehr loslassen, sie begleiteten die Frau, ohne ihr allerdings Kühlung zu bringen.
    Unter den Schatten stand die Luft in einer schon nebligen Dichte, und sie wurde auch von keinem Windhauch bewegt.
    Roberta Miller schlenderte allmählich nach rechts, wo sich der alte Friedhof ausbreitete. Noch konnte sie keine Einzelheiten erkennen, aber die hellen Grabsteine stachen aus den Schatten hervor, die über dem Friedhof lagen.
    Ein Feld der Düsternis und der Toten. Es schien, als würden die verfluchten Seelen der hier Begrabenen zwischen den Steinen

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