0806 - Der Voodoo-Club
werden dir dein Herz nehmen…«
Miller brach fast zusammen. Nur mühsam hielt er sich auf den Beinen, schüttelte den Kopf, faßte sich ein Herz und drehte sich nach rechts. Er wollte etwas tun, zumindest eines der beiden Weiber packen, doch er ließ es bleiben.
Er sah das Messer!
Woher die Frau es geholt hatte, wußte Miller nicht. Jedenfalls hielt sie die Klinge so hoch, daß er sich darin spiegeln konnte. Sein Gesicht war zu sehen, ein schwacher Abdruck, aber auch die Angst in seinen Augen. Sie erinnerte ihn an einen flackernden Spiegel, was an ihm persönlich lag und nicht an der Klinge, denn sie stand nach wie vor starr. Die Hand der Frau zitterte nicht.
Der Weg war ihm versperrt.
Und der andere?
Miller drehte sich.
Auch die zweite hielt ein Messer in der Hand. Beide waren sicherlich keine Zwillinge, doch durch die bleiche Schminke sahen sie eben wie Geschwister aus.
Plötzlich war ihm klar, daß seine Chancen auf den Nullpunkt gesunken waren. Aus seinem eigenen Haus kam er nicht raus. Er merkte, wie sich die Haut auf seinem Rücken zusammenzog, wie die Brust eingeklemmt wurde und sein Herz nicht mehr normal schlug, sondern immer wieder seinen Rhythmus veränderte. Das jedenfalls glaubte er, und Miller spürte bei jedem Schlag auch die Schmerzen wie leichte Stiche.
Er kämpfte dagegen an, ohne jedoch einen Erfolg zu erreichen.
Sein Kopf steckte voller Gedanken, gleichzeitig drückte sich die Angst immer höher und raubte ihm die Stimme.
Zwei Frauen, zwei Messer…
An einer Klinge schimmerte sogar noch Blut. Trotz seiner prekären Lage kam ihm ein schrecklicher Gedanke. Unter Umständen war gerade mit der Klinge Dan Gabor getötet worden.
Die nächsten Worte rang er sich ab. Sie drangen stockend über seine Lippen, und er hörte sich an, als würde ein Fremder sprechen.
»Was… was habe ich euch denn getan?«
»Uns nichts.«
»Dann…«
»Aber der Sache«, hörte er die Stimme in seinem Rücken.
Er wirbelte wieder herum. Plötzlich konnte er sich schnell bewegen, aber auch die Klinge war schnell. Sie huschte wie ein schräger Spiegel heran und erwischte ihn.
Plötzlich tropfte das Blut aus der schrägen Halswunde. Sie zeigte einen fingerlangen Einschnitt. Der Schmerz drang erst nach wenigen Sekunden in das Bewusstsein des Mannes. Miller stand bewegungslos. Er dachte noch daran, wie kühl Blut doch eigentlich sein konnte, da erwischte ihn die zweite Frau mit einem Schnitt.
An der anderen Seite des Halses öffnete sich die Haut.
Miller schwankte. Er sah aus wie eine große schwarze Puppe. Es schüttelte ihn durch, seine Adern waren mit einer eisigen Kälte gefüllt, gleichzeitig trieb die Hitze Schwaden in ihm hoch. Plötzlich verwischten auch die Bilder vor seinen Augen. Die Wohnung wurde wie von dichten Nebelschleiern umweht.
Er kam nicht mehr von der Stelle. Seine Beine waren schwer geworden. Den Gedanken an Flucht hatte er längst aus seinem Hirn vertrieben. Wiederum suchte er verzweifelt nach Worten, damit er die Frauen davon überzeugen konnte, ihn in Ruhe zu lassen.
Es war nicht zu schaffen.
Der Druck preßte ihn zusammen. Hinter der Stirn tuckerte es, aus den beiden Halswunden rann noch immer das Blut. Die Enden der Streifen liefen in sein Hemd und saugten es voll.
Die Beine gaben nach.
Zuerst spürte er es in den Knien. Er konnte sich nicht mehr halten.
Der Körper war einfach zu schwer geworden, wirkte wie ein mit Blei gefüllter Sack, aus dem allmählich nur das Gewicht entlassen wurde.
Immer tiefer sackte er in die Knie. Und er beugte dabei auch seinen Kopf nach vorn.
Das Kinn berührte die Brust. Der Hals brannte, und mit beiden Kniescheiben schlug er auf. Der schmale Tisch verhinderte seinen Fall auf den Boden. So prallte er mit dem Oberkörper auf die grüne Marmorplatte und blieb dort liegen.
Er wünschte sich plötzlich, tot zu sein. Nichts mehr zu sehen, nichts mehr zu hören, auch nichts mehr zu fühlen. Einfach nur wegtreten, raus aus dieser verfluchten Welt und hineinzugleiten in das Reich der Toten, wo alles so anders war und es keine Sorgen mehr gab.
Er jammerte.
Der Mund stand offen.
Speichel tropfte daraus hervor und klatschte auf den Tisch. Er stierte auf die nassen Flecken, dann sah er die roten Punkte, die neben dem Speichel zerplatzten, und er wußte sofort, daß es sein eigenes Blut war, das sich einen anderen Weg gebahnt hatte.
Zwei Hände legten sich auf seine Schultern. Finger krümmten sich und griffen zu.
Für einen Augenblick sah der massige
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