0806 - Der Voodoo-Club
erwerben. Ich zertrat sie und schleuderte die einzelnen Teile in einen Putzeimer.
Suko schüttelte den Kopf, bevor er sprach. »Da scheint es doch einige zu geben, die nicht wollen, daß wir uns auf dem alten Kreolenfriedhof umschauen.«
»In der Tat.«
Suko klopfte gegen seine Innentasche. »Okay, den Stadtplan habe ich noch. Die Dusche brauchen wir nicht. Worauf warten wir?«
»Auf nichts.«
»Dann los…«
Er ging schon vor, ich warf noch einen letzten Blick auf das bewusstlose Zimmermädchen. Meines Erachtens war die Kleine kein direktes Mitglied dieser Voodoo-Sekte. Wahrscheinlich war sie von den beiden Frauen zunächst gezwungen worden, unsere Zimmertüren zu öffnen, um sie anschließend zu hypnotisieren oder anderweitig unter Druck zu setzen, damit sie sich mit uns beschäftigte.
Plötzlich haßte ich diesen Personenkreis, der nicht davor zurückschreckte, auch unschuldige Menschen in sein teuflisches Spiel mit einzubeziehen. Ich spürte die Wut in mir hochsteigen, die sich immer stärker auf einen Namen konzentrierte – Roberta Miller…
***
Und genau diese Person hatte alles arrangiert, sie war relativ zufrieden. Mit ihrem Buick hatte sie den Innenstadtbereich verlassen. Ihr Ziel war der alte Kreolenfriedhof. Dort würde man auf sie warten, dort hatte sie ihre Freundinnen hinbestellt, genau an diesem Ort wartete die Voodoo-Clique.
Diese Nacht würde nicht nur eine besondere werden, sondern eine entscheidende, denn der letzte Schritt, vor dem selbst Roberta gezögert hatte, war getan worden.
Sie würden den großen Versuch wagen.
Den Versuch mit dem Herzen!
Bei diesem Gedanken fieberte sie. Sie wußte, daß ihre beiden Freundinnen es schaffen würden. Sie wäre noch davor zurückgeschreckt, den Befehl zu geben, hätte sich ihr Vater anders verhalten und hätte er nicht auf die anderen beiden Männer, sondern einzig und allein auf sie gehört. Dann wäre alles okay gewesen, sie hätte sich auch etwas anderes einfallen lassen. So aber hatte das richtige Schicksal seinen Lauf genommen, und die Nacht der Nächte konnte beginnen.
In ihrem Innern jubilierte sie, während sie ihren Wagen durch die schon ländliche Gegend lenkte. Die ersten Hinweisschilder auf die Zuckerrohr-Plantagen sah sie am Wegesrand. In der flirrenden Abendhitze entdeckte sie am Horizont den Regenwald. Dort lag ihr Ziel, und es war nicht sehr weit von dem Ort entfernt, wo Gabor, der Verräter, gestorben war.
In dieser Nacht würde es wieder Tote geben, und bereits Verstorbene würden eine unerklärliche Unruhe in ihren leblosen Körpern spüren. Einen unheimlichen und magischen Drang, die letzten Ruhestätten zu verlassen. Herauszukommen aus den tiefen, feuchten Gräbern, in denen sie nichts zu suchen hatten, denn die Welt der Lebenden wartete auf sie.
Voodoo hieß das Zauberwort.
Allerdings Voodoo in seiner schrecklichsten Art.
Kein Zauber, um jemanden besondere Kräfte zu verleihen oder um Kranke zu heilen, auch kein Zauber, um jemand zu bestrafen oder zu verletzen. Nein, dieser Zauber würde die Toten aus den Gräbern kommen lassen…
Allmählich verwandelte sich die Sonne in einen kompakt wirkenden, leicht rötlich schimmernden Ball. Abenddämmerung.
Danach kam die Nacht.
Die herrliche, die unheimliche Nacht, die voller Geräusche und schlechter Gedanken war. Wo der Zauber sich verdichtete und die Menschen erreichte, die auf ihn gewartet hatten.
Mit dem Klang der Trommeln war es dann soweit. Da wurden die alten Kräfte aus der Erde hervorgeholt, da ließ der Rhythmus den Toten keine Ruhe mehr, und damit verstärkte sich deren Drang auch, in die Welt der Lebenden zurückzukehren.
Die Welt um sie herum verschwand in einem schattigen Grün. Es war nicht der normale Weg zum Ziel, Roberta nahm aber einen längeren in Kauf, denn sie hatte es nicht eilig und wollte zudem über gewisse Pläne nachdenken, von denen sie hoffte, daß sie in Erfüllung gingen. Sie hatte gefährliche Fallstricke ausgelegt, in denen sich die beiden Männer aus England verfangen sollten. Das Zimmermädchen stand auf ihrer Seite. Es hatte kaum Widerstand entgegengesetzt. Vielleicht schaffte es die Kleine, Sinclair und seinen Freund aufzuhalten. Ihre beiden Freundinnen hatten jedenfalls ihr Bestes getan.
Roberta hoffte darauf, daß auch die zwei anderen erfolgreich gewesen waren, denn dann konnte nichts mehr schief gehen.
Große Wagen kamen ihr entgegen. Auf den Ladeflächen hockten die Arbeiter dicht an dicht. Auf den Plantagen war für diesen
Weitere Kostenlose Bücher