0807 - Universität der Dämonen
nennen!«
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Es war ein Übergang, wie Zamorra mit einem gewissen Erstaunen feststellte, und es war dann doch etwas anders, als er erwartet hatte. Nixhusen hatte seine Schritte genau auf das flammende Pentagramm geführt, und Zamorra hatte einen körperlichen Schlag gespürt, obgleich ihn niemand berührt hatte.
Ihm wurde bewusst, dass das Zimmer der Studentin Cora ein Übergang in eine andere Daseinsebene darstellte. Zamorra befand sich jetzt nicht mehr in der Realität menschlicher Wahrnehmung. Und das Gefühl der Hilflosigkeit schien sich in dieser Umgebung nur noch zu potenzieren.
Zamorra wusste, wie es in der Hölle aussah - zumindest hatte er im Laufe seiner zahlreichen Abenteuer eine sehr konkrete Vorstellung entwickelt; immerhin war er ja häufig aus den unterschiedlichsten Gründen in ihre Randgebiete vorgestoßen -, und das hier war nicht genau das, was man zu erwarten hatte. Es kam Zamorra mehr wie eine Projektion vor. Oder wie eine Halbwelt, irgendwo dazwischen. Es war eigenständig, wie eine Existenzebene, die nur zu einem speziellen Zweck erschaffen worden war.
Es half ihm nicht weiter, und sein aktuelles Problem war ein anderes. Das seltsam muffige, gedämpfte Empfinden, das er bei dem Versuch gefühlt hatte, das Amulett zu benutzen, hatte sich hier um ein Vielfaches verstärkt. Zamorra kam es vor, als sei sein Schädel in Watte verpackt.
Mühsam vermochte er zu erkennen, dass Dumuel/Nixhausen vor ihm stand, doch es kam ihm vor, als sehe er seine Gestalt durch eine schlecht funktionierende 3D-Brille. Es war, als würden zwei Silhouetten leicht versetzt aufeinander liegen. Eine hatte einen blassblauen Ton und wirkte verkümmert, eine andere erstrahlte in einem kräftigen Tiefrot und wirkte dominant.
Es bedurfte keiner besonderen Geisteskraft, um herauszufinden, was dort vor sich ging. Nixhausen war besessen, und zwar von einem Dämon namens Dumuel.
War es für Zamorra ohnehin schon schwierig, einen gut getarnten Dämon in Menschengestalt - dazu noch ohne konkreten Verdacht und mehr oder weniger arglos - zu entlarven. Bei Besessenen potenzierte sich dieses Problem noch einmal, weil ein geschickter Dämon, der sich auf seinen Wirt womöglich in jahrelanger Arbeit eingestellt hatte, sich hinter dem Ich seines Opfers regelrecht verstecken konnte.
Natürlich konnte Zamorra einen Besessenen mit Hilfe von Merlins Stern entlarven - aber nicht ohne Weiteres, nur auf konkreten Verdacht hin und mit einem gehörigen Maß an Konzentration.
Hier musste er niemanden entlarven, das äußere Erscheinungsbild sprach für sich. Außerdem unterschied sich dieses noch in anderer Hinsicht von der normaler Menschen: Gewisse körperliche Eigenheiten schienen, möglicherweise orientiert an charakterlichen Ausprägungen, besonders zu dominieren. Dumuel/Nixhusen zeichnete sich bei genauerer Betrachtung dadurch aus, dass sein Kopf viel zu groß für den Körper war, mit einer sehr dominanten Stirn. Ob dies ein Hinweis auf eine übergroße Intelligenz war, vermochte Zamorra jedoch nicht zu beurteilen.
Sein Blick fiel auf die Studentin, die ihn in die Falle gelockt hatte, und es wunderte ihn nun nicht mehr, dort das gleiche verschobene Bild präsentiert zu bekommen. Immerhin, Cora wirkte alles in allem auch hier relativ normal, eine schmale, gut aussehende junge Frau.
Die ganze Umgebung, der Raum, wirkte dunkler, und es war, als würden sich die Dimensionen zueinander seltsam verschieben. Ein rechter Winkel sah für einen Augenblick perfekt rechtwinklig aus, doch wanderte Zamorras Aufmerksamkeit weiter, schien er sich am Rande seines Blickfeldes zu verbiegen, wie durch eine schlechte Linse betrachtet. Fokussierte der Professor wieder zurück, war der Winkel einwandfrei, nur andere Dinge in seinem Sichtfeld wurden… nun, eben anders.
Zamorra bemerkte, dass er seine Rechte um Merlins Stern geklammert hatte. Durch die Watte um seinen Kopf konzentrierte er sich auf das Amulett, richtete seine Kraft auf Dumuel, der völlig unbeeindruckt vor ihm stand und schlicht abzuwarten schien.
Er sieht mich an wie ein Wissenschaftler, der den ersten Höhepunkt eines Experiments erwartet, schoss es Zamorra durch den Kopf. Schweiß trat ihm auf die Stirn, als er seine Gedanken fokussieren wollte. Er spürte die Präsenz seines Amuletts, aber es war, als würde seine Aufmerksamkeit an der Hülle abgleiten, keinen Halt finden.
Zamorra riss sich zusammen, ignorierte das Zittern seiner Hände. Dann entlud sich seine Konzentration, und die
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