0808 - Anruf aus dem Jenseits
geschrien.«
Er zögerte, bevor er fortfuhr. »Ich glaube, er ist tot.«
Tot. So wie Claude. So wie sie alle bald tot sein würden, wenn es ihnen nicht gelang, dem unheimlichen Mörder auf die Spur zu kommen.
Vignier überlegte. Es hatte keinen Sinn, zwei Stunden tatenlos abzuwarten, um dann erst Michel aufzusuchen. Sie waren in Gefahr. Jederzeit konnte der Mörder auch bei ihnen vorstellig werden.
»Komm«, entschied er, »wir fahren gleich zu Michel. Er muss erfahren, was hier vorgeht, bevor es noch einen von uns erwischt!«
***
Pünktlich zur Mittagszeit parkte Zamorra seinen silbermetallicfarbenen BMW 740i in der Nähe des Polizeipräsidiums. Natürlich hätten Nicole und er auch über die Regenbogenblumen hierher reisen können, von denen eine kleine Kolonie im Stadtpark von Lyon wuchs. Allerdings zog der Parapsychologe es vor, jederzeit mobil sein zu können. Aus diesem Grund hatte er den Wagen genommen.
Die beiden Dämonenjäger stiegen aus und betraten das Gebäude, um sich auf den Weg zu Inspektor Robins Büro zu machen.
Dieser erwartete sie schon ungeduldig. Bei ihm waren der Polizeiarzt Dr. Henri Renoir sowie der zuständige Staatsanwalt Gaudian. Damit war Robins Büro auch schon gut gefüllt.
»Immer rein mit euch«, erklärte der Chefinspektor. »Raum ist in der kleinsten Hütte.«
Zamorra und Nicole kamen der Aufforderung nach. Die Freunde begrüßten sich herzlich. Immerhin hatten sie sich schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen.
Nachdem sie Platz genommen hatten, sahen die beiden Dämonenjäger die Anwesenden gespannt an. Robin hatte schon genug Abenteuer mit ihnen erlebt, um zu wissen, dass Magie etwas sehr Reales war. Dr. Renoir hingegen glaubte nicht an die Mächte des Übersinnlichen. Jean Gaudian, der Staatsanwalt, war zwar ebenfalls als Skeptiker bekannt, achtete jedoch Zamorras Erfolge.
»Danke, dass Sie so schnell kommen konnten«, begann er. »Ich fürchte, Sie müssen uns wieder einmal unter die Arme greifen.«
»Das tun wir doch gerne«, erwiderte Nicole mit einem charmanten Lächeln. Zwar wären sie tatsächlich lieber auf Château Montagne geblieben, um einen der seltenen Augenblicke der Ruhe zu genießen. Allerdings waren sie und Zamorra auch eine Verpflichtung eingegangen, als sie von der Quelle des Lebens gekostet hatten: nämlich die Mächte des Lichts zu unterstützen, wo immer es erforderlich war.
»Worum geht es denn genau?«, schaltete sich Zamorra ein.
Robin machte eine wegwerfende Bewegung. »Das wüssten wir auch gern«, antwortete er. »Ich habe heute Morgen noch ein bisschen recherchiert, aber viel schlauer sind wir jetzt immer noch nicht.«
Er schlug die vor ihm liegende Akte auf. »Der Tote heißt Claude Gougeon, 25 Jahre alt. Student. Wohnhaft in Lyon. Unauffälliger Typ. Die Todesursache…«
Robin verzog das Gesicht und der Polizeiarzt übernahm das Wort.
»Ich habe so etwas noch nicht gesehen«, erklärte Dr. Renoir. »Irgendetwas hat dem Mann das Hirn förmlich aus dem Schädel gebrannt.«
Der Chefinspektor förderte einen weiteren Schnellhefter zutage. »Vor ziemlich genau einem Jahr hatten wir schon einmal mit Gougeon zu tun«, erklärte er, während er die Akte durchblätterte.
Interessiert hob Zamorra eine Augenbraue.
Robin fuhr fort: »Er und ein paar seiner Freunde wurden damals im Rahmen eines Vermisstenfalles routinemäßig vernommen.«
»Mit welchem Ergebnis?«, fragte der Parapsychologe.
»Mit gar keinem. Man hat dem Trüppchen nicht nachweisen können, dass sie etwas mit dem Fall zu tun hatten. Das ist aber auch nicht das eigentlich Interessante an der Sache.«
»Nun mach’s nicht so spannend!«, schaltete sich Nicole ein.
»Bei dem Vermissten handelte es sich um einen gewissen Karl Zindler. Ein Österreicher, der in seiner Freizeit wohl gerne mal mit dem Okkulten herumexperimentierte. Er ist bis heute nicht wieder aufgetaucht.«
Zamorra rieb sich nachdenklich das Kinn. Ein verschwundener Hobby-Okkultist… Menschen, die sich leichtfertig mit dem Übernatürlichen einließen, waren imstande, unbeabsichtigt allerlei Gefahren herauf zubeschwören. Vielleicht lag genau hier eine Verbindung zu dem aktuellen Todesfall. Dennoch wollte der Parapsychologe nicht zu vorschnell seine Schlüsse ziehen.
»Ich schlage vor, deine Männer versuchen Näheres zum Thema Zindler herauszufinden«, erklärte er. »Wir werden uns in der Zwischenzeit den Toten ansehen. Vielleicht kann das Amulett herausfinden, was mit dem Mann geschehen
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