0809 - Dämonenverschwörung
einmal in die Runde und entdeckte seinen Nachbarn, der ihm von der anderen Straßenseite aus zuwinkte.
»Guten Tag, Adam!«, rief der Mann vom Tor seines Gartenzaunes herüber.
Adam Seth erwiderte den Gruß mit einem Kopfnicken und verschwand in seinem Wagen.
»Eine Spazierfahrt ins Blaue?«, rief ihm der andere noch zu.
Seth startete den Motor. Mit einem lang gezogenen Ächzen und Röhren, bei dem das ganze Fahrzeug vibrierte, sprang der ’53er Ford Pick-up an und lief anschließend unruhig im Stand weiter.
»Ich muss noch nach Miami, ein paar Besorgungen machen, ehe Cy zurückkommt«, erklärte er. »Wir sehen uns!«
Damit war für Adam Seth das Gespräch beendet. Er kurbelte demonstrativ das Seitenfenster hinauf und fuhr an. Stotternd holperte der Wagen über das Pflaster. Erst als er an Fahrt aufnahm, legte sich das bockige Verhalten.
Hank Wilson, der gesprächshungrige Nachbar, schaute dem davonfahrenden Ford stirnrunzelnd hinterher. Es war nicht die ausweichende und abweisende Art von Adam Seth gewesen, die ihn skeptisch machte, denn die kannte er schon seit Jahren. Vielmehr ergaben sein Handeln und seine Worte keinen Sinn, denn Seth fuhr nach Norden und die Metropole Miami lag in südlicher Richtung.
***
Biscayne Boulevard, US-1, Nähe Museum of Modern Art
Noch bevor Cyrana Seth ihre Augen aufschlug, spürte sie eine quälende Trockenheit in ihrer Kehle. Sie versuchte zu schlucken, was ihr aber kläglich misslang. In ihrem Kopf herrschte ein heilloses Durcheinander. Sie wurde das Gefühl nicht los, als schlügen kleine Männer mit mächtigen Äxten von innen gegen ihren Schädel.
Cyrana blinzelte, richtete sich halb auf und musterte ihre Umgebung. Von plötzlichem Schwindel erfasst, konnte sie im ersten Moment kaum klar sehen. Sie tastete nach ihrem Kinn und zuckte unter Schmerzen zusammen. Es war leicht geschwollen, und wenn sie es nicht berührte, fühlte es sich taub an. Während ihrer Freistunden im Fitnessstudio hatte Cyrana oft die Möglichkeit wahrgenommen, an einem Selbstverteidigungskurs mitzumachen. Ihr Trainer hatte ihr beeindruckt bescheinigt, dass sie in der Lage war, gut auszuteilen, aber nie zuvor in ihrem Leben hatte sie derartig einstecken müssen.
Dieser Mistkerl! Den Schwindel und die Übelkeit ignorierend erhob sich Cyrana. Sie lag auf einer Art Feldbett, das sich in einem kahlen Raum befand. Ein kleiner Tisch und ein hölzerner Stuhl waren die einzigen weiteren Möbelstücke hier. Selbst die Wände waren kahl, ohne jeden Anstrich oder die Spur einer Tapete. Ein einzelnes, winziges Fenster war auf der ihr gegenüberliegenden Seite nahe der Zimmerdecke angebracht. Es lag zu hoch, um es erreichen zu können.
Cyrana stand von der Pritsche auf und schlenderte mit wenigen Schritten durch den Raum. Allmählich gewann sie das Gefühl für die Wirklichkeit wieder und stellte fest, dass die paar Schritte ihrem Metabolismus gut taten und neue Lebensgeister in ihr weckten. Sie blieb vor einer Stahltür stehen. Natürlich erwartete sie nicht, die Tür unverschlossen vorzufinden, dennoch drehte sie an dem kalten Knauf. Der einzige Ausgang war verschlossen.
Seufzend ließ das Mädchen die Schultern hängen und kehrte zur Pritsche zurück, auf die es sich erneut niederließ. Cyranas Blick wanderte zum Fenster hinauf. Sonnenstrahlen drangen durch die schmale Öffnung und tänzelten gespenstisch durch das Zimmer.
Sonnenlicht? , dachte Cyrana. Dann war es bereits Tag. So hart konnte der Schlag doch nicht gewesen sein, dass er sie in eine mehrstündige Bewusstlosigkeit geschickt hatte. Offenbar war ihre Ohnmacht in Schlaf übergegangen, oder jemand hatte nachgeholfen, damit sie nicht so schnell wieder erwachte.
Cyrana Seths Gedankengänge wurden jäh unterbrochen, als ein Geräusch von der Tür her aufklang. Jemand schloss auf und Cyranas Blick richtete sich gespannt auf den sich langsam drehenden Knauf. Für den Bruchteil einer Sekunde spielte sie mit dem Gedanken, alles auf eine Karte zu setzen und einfach aufzuspringen, um herauszufinden, was Ihr Können in Selbstverteidigung wirklich Wert war. Doch sie unterdrückte den Impuls und wartete ab.
Mit einem leisen Quietschen wurde die Tür geöffnet. Die Gestalt, die den Raum betrat, war von einem Schatten umgeben. Cyrana konnte sie erst richtig erkennen, als sie knapp zwei Meter vor ihr stehen blieb.
»Payne!«, stöhnte das Mädchen auf, als sie den hageren FBI-Agenten, der ihr gestern begegnet war, identifizierte.
»Guten Morgen, Miss
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