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0809 - Dämonenverschwörung

0809 - Dämonenverschwörung

Titel: 0809 - Dämonenverschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kay
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gestorben war, hatte er sich grundlegend verändert. Cyrana war damals erst zehn und konnte noch nicht so richtig begreifen, was es hieß, niemals wieder ihre Mutter zu sehen. Umso weniger wurde sie damit fertig, dass nun auch ihr Vater gegangen war. Wahrscheinlich für immer, auch wenn seine Abschiedsworte eher Gegenteiliges ausdrückten.
    Cyrana spürte einfach, dass sie ihn nie wieder sehen würde, nicht nach allem, was in der Zwischenzeit gewesen war.
    Gott, warum hat er mir all das angetan? , fragte sie sich. All die Jahre von allen Nachbarn verhöhnt zu werden, einen Spinner zum Vater zu haben.
    Es hatte alles angefangen mit diesen merkwürdigen Versuchen. Adam Seth verfiel dem Okkultismus und tarnte seine Experimente mit dem Mantel der Wissenschaft. Doch alles, was er erforschte, war Hokuspokus, dem kein nüchtern denkender Mensch Glauben schenkte.
    Ein greller Lichtschein stach durch die Vorhänge des Wohnzimmers und riss Cyrana abrupt aus ihren Gedanken.
    Vater! , war ihr erster Impuls.
    Cyrana sprang vom Sofa auf und rannte zum Fenster. Sie schob den Vorhang beiseite und prallte erschrocken zurück, als sie von gleißendem Licht geblendet wurde. Das waren nicht die Scheinwerfer eines Wagens, sondern die Lichtflut einiger Dutzend Autos. Im stechenden Weiß machte Cyrana auch das Rot und Blau von Polizeileuchten aus. Hatte man ihren Vater gefunden?
    »Adam Seth, hier spricht das Fort Lauderdale Police Department!«, ertönte mit einem Mal eine Stimme über Megafon. »Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus. Widerstand und Flucht sind zwecklos, Ihr Haus ist umstellt!«
    Cyrana glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. Erneut schob sie den Vorhang am Fenster ein wenig beiseite und lugte mit zusammengekniffenen Augen hinaus. Da waren sechs, vielleicht sieben Streifenwagen und eine Ambulanz. Was, zur Hölle, war hier los?
    »Letzte Warnung, Mr. Seth! Geben Sie auf, oder wir werden das Haus stürmen!«
    Trotz ihrer inneren Aufgewühltheit versuchte Cyrana einen klaren Gedanken zu fassen. Was konnte ihr schon geschehen? Es war die Polizei. Sie hatte sich nichts zuschulden kommen lassen. Was immer ihr Vater angestellt haben mochte, sie hatte damit nichts zu tun und konnte sich stellen.
    Cyrana Seth atmete tief durch, trat dann an die Tür und drehte den Knauf herum. Doch ehe sie hinaustreten konnte, wurde ihr die Tür gewaltsam aus der Hand gerissen. Jemand packte sie an den Schultern. Sie spürte einen harten Ruck, versuchte ihre Augen mit den Händen vor dem blendenden Licht zu schützen, und als sie endlich etwas sehen konnte, starrte sie in die Mündungen zweier Pistolen.
    Zwei Deputys des County-Sheriffs nahmen sie in Gewahrsam und führten sie über den Rasen zu den zahlreichen Wagen. Entsetzt musste Cyrana von dort aus mit ansehen, wie ein Dutzend Polizeibeamter in das Haus eindrang.
    Hinter den Fenstern, auch im Obergeschoss, wo sich die Schlafräume befanden, flammte Licht auf. Wenn ihr Vater da gewesen wäre, so hätten sie ihn spätestens jetzt gefunden.
    Die Hektik um Cyrana nahm zu. Sie spürte unerträglichen Druck in sich aufsteigen. Etwas lähmte sie, schnürte ihr die Kehle zu und verdammte sie zur Untätigkeit. Sie hatte ihrer Panik Luft machen wollen, doch sie blieb stumm und starrte wie in Trance zu ihrem Haus, ohne wirklich zu registrieren, was um sie herum geschah. So bemerkte sie auch nicht die Gestalten, die an ihre Seite traten und ihr Fragen stellten. Erst eine schallende Ohrfeige holte sie schmerzhaft in die Wirklichkeit zurück.
    Cyranas Blick klärte sich. Jemand hatte ihr zweimal ins Gesicht geschlagen. Der brennende Schmerz auf ihrer Wange trieb ihr Tränen in die Augen, oder war es das Entsetzen, das sie fast zu einem Weinkrampf trieb? Wie durch einen Nebelschleier hindurch nahm sie die Silhouetten zweier Männer direkt vor sich wahr. Derjenige, der sie geschlagen hatte, trat beiseite und machte dem anderen Platz, bei dem es sich offensichtlich um seinen Vorgesetzten handelte. Cyrana blinzelte und ihr Blick klärte sich.
    Der Mann war hoch gewachsen, vielleicht Ende vierzig und besaß ein markantes, scharf geschnittenes Gesicht. Er trug einen dunklen Anzug, und Cyrana hätte sein Gesicht bestimmt nach wenigen Stunden vergessen, wenn da nicht etwas in seinem stechenden Blick gewesen wäre. Es waren seine Augen, die Cyrana faszinierten. Sie blickte ihn schweigend an und musterte das Spiel der Farben in seiner Iris. Es gab keinen bestimmten Ton, auf den sich die Augen festlegen wollten. Jedes

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