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0809 - Das Schlangenkreuz

0809 - Das Schlangenkreuz

Titel: 0809 - Das Schlangenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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vertrauliche Hinweise erhalten, und das Beschmutzen meiner Kirche deutet ebenfalls darauf hin.«
    Marsha senkte ihre Stimme. »Ja«, flüsterte sie, »wie der Name Aleister Crowley.«
    »Der tote Hexer.«
    Die Frau schüttelte sich, als ein Schauer über ihr Gesicht rann.
    »Manchmal habe ich das Gefühl, dass er nicht tot ist. Dass er noch lebt und es plötzlich hier bei mir an die Tür klopft, ich aufstehe, öffne und ihn dann sehe. Eine schreckliche Gestalt, bestehend aus Knochen und dunklen Fleischfetzen. Eine Gestalt, die aus dem kalten Grab gestiegen ist, ohne dass sie in der langen Zeit völlig verweste. Ich sehe ihn, wie er seine Hand ausstreckt und mich mit den Resten seiner kalten Totenfinger berührt, um mich zu sich in das Grab zu holen. Ich weiß, dass es Alpträume sind, aber sie kehren immer wieder. Seitdem ich eingeweiht wurde, muss ich immer daran denken.«
    »Vielleicht hätte ich Ihnen nichts sagen sollen, Marsha.«
    »Nur nicht. Sie haben genau das Richtige getan, Pater. So kann ich mich darauf einstellen.«
    »Worauf? Dass er hier erscheint?«
    »Nein, nicht er. Aber er wird einen Stellvertreter haben, denke ich. Oder sehen Sie das anders?«
    Da hatte Marsha einen wunden Punkt getroffen, »ich kann es nicht genau sagen, wirklich nicht. Es ist alles nicht wie auf Schienen gelaufen. Natürlich habe ich geforscht und einige Mitglieder kennen gelernt, aber die Bosse sind mir leider unbekannt geblieben. Sie halten sich im Hintergrund, sie sind die Personen, die wahrscheinlich mächtige Positionen einnehmen und sich als so genannte Wirtschaftslenker und Industriekapitäne bezeichnen. Jedenfalls ist diese Kirche mächtig, sie wird unterstützt, und sie hat in einer Zeit wie der heutigen alle Chancen, wo viele Menschen meiner Ansicht nach die Orientierung verloren haben. Sie lassen sich einfangen, sie sind satt, die Perspektive stimmt nicht mehr. Ihnen ist der wahre Glaube abhanden gekommen. Da haben andere Gruppen natürlich alle Chancen.«
    »Ich kann Ihnen leider nicht widersprechen, Pater.«
    Domingo stand auf. Er warf dabei einen Blick auf die Uhr. »So, für mich wird es Zeit.«
    Auch Marsha erhob sich. Sie tat es sehr langsam. Plötzlich war nichts Schrilles mehr an ihr. Die Stimme hatte sie gesenkt, und sie schaute in die graublauen Augen des Paters, als wollte sie ihn hypnotisieren.
    »Ich habe Angst«, sagte sie leise. »Ich habe schreckliche Angst.«.
    »Um wen?«
    »Um Sie!«
    »Nein, Marsha, das brauchen Sie nicht. Denken Sie daran, dass ich nicht alleine bin. Ich werde mich mit drei Männern an der alten Kapelle treffen. Wir werden uns dort auf die Lauer legen und abwarten, was passiert.«
    »Kommen die anderen denn?«
    »Keine Ahnung. Es muss jedoch irgendetwas mit den Herzen zu tun haben, davon gehe ich aus. Sie können versichert sein, dass ich mich meiner Haut zu wehren weiß.«
    Marsha hielt den Pater fest, als wollte sie ihn auf keinen Fall aus dem Haus lassen. »Sie haben sich doch aus der unmittelbaren Nähe der Kapelle zurückgezogen. Werden Sie das Gebäude jetzt wieder betreten? Oder was haben Sie sich ausgedacht?«
    »Ich werde hineingehen.«
    »Warum?«
    »Weil es dort etwas gibt, das ich unbedingt an mich nehmen möchte, denn es gehört mir, und ich bin darauf sehr stolz.«
    »Was ist es denn?«
    »Das alte Kreuz!«
    Marsha staunte. »Tatsächlich?«, hauchte sie. »Das… das Kreuz ist noch vorhanden?«
    »Ich denke schon.«
    »Aber es hat nicht verhindern können, dass diese satanischen Vandalen die Kapelle zerstörten.«
    Er schob sie zurück. »Da haben Sie Recht. Dennoch verbinde ich damit meine Hoffnung.«
    »Da muss man wohl sehr stark sein«, sagte sie leise. Ihre Stimme versickerte beinahe. »Sehr stark, Pater. Ich wäre es nicht.«
    Er lächelte. »Keine Sorge, auch ich bin kein Supermann und muss mich schon zusammenreißen.«
    »Haben Sie kein Vertrauen?«
    Pater Domingo runzelte die Stirn. Die Frau hatte ihm eine gefährliche Frage gestellt, und er musste sich die Antwort erst überlegen.
    Das Wort Vertrauen hatte für ihn die feste Plattform verloren. Es war auf einmal so schwammig geworden. Er hatte das Vertrauen in seinen Glauben gesetzt, er zählte auf Gott und die Kirche, doch in der letzten Zeit war dieses Gefühl erschüttert worden, weil er hatte mit ansehen müssen, dass satanische Mächte in seinen Bereich hineingetreten waren und ihn zerstört hatten.
    Das Vertrauen war gesunken, die Hoffnung nicht. Zudem gab er sich selbst einen Teil der Schuld.

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