0809 - Mensch aus dem Nichts
und Leuchterscheinungen ausbreitete. Diesmal schien es am schlimmsten zu sein. Vermutlich schlugen die Strahlen unmittelbar in der Nähe des Hangars ein.
Der Boden kippte nach vorn und nach hinten. Mit gräßlichem Knirschen, unhörbar im Vakuum, bogen sich Strahlträger und rissen. Verkleidungsteile wurden gequetscht, ehe sie sich von den Trägern losrissen und wie Papierfetzen davonflogen. Die meisten Teile drifteten von der Station weg, gerieten in den Schußbereich und verwandelten sich in auflodernde Gasbälle.
Einige Sekunden lang gelang es Aslinnen, sich festzuhalten. Immer wieder schrie er ins Helmmikrophon.
„Aufhören ... die Station ist von einem defekten Rechner geleitet... ich bin allein ... helft mir ... ich bin wirklich ein Mensch ... hier in dem leeren Hangar ..."
Die anderen ließen ihn allein.
Nur Aslinnen erduldete die vielfältigen Angst - und Schrecksituationen, die der Körper miterlebte. Die Hand wurde schließlich vom Rohrstück losgerissen, der Körper überschlug sich auf dem Boden, wurde zur Decke hochgeschleudert, und dann verwandelte sich plötzlich der Fall in eine Art hilfloses Schweben.
Die Schwerkrafteinrichtungen waren ausgefallen. Irgendwo in nächster Nähe detonierte eine energieerzeugende Maschine, denn plötzlich verwandelte sich eine Wand des Hangars in eine rotglühende, sich aufblähende Fläche, die weißglühend wurde und dann aufriß.
Etwas packte den Körper, drehte und wirbelte ihn herum und schleuderte ihn wie einen Ball durch die Öffnung der Schleusentore.
Der nächste Schuß riß den Hangar völlig auseinander und schleuderte die riesigen und kantigen Trümmer in den Weltraum hinaus. In diesem Moment hörte der Hypersender zu arbeiten auf - was Aslinnen natürlich nicht registrieren konnte.
Er war noch immer allein, als er die Orientierung wiederfand.
Der Körper war zusammengekrümmt wie ein Embryo. Immer wieder überschlug er sich über zwei Achsen. Die Sterne rund um den Helm vollführten einen chaotischen Reigentanz.
Ein Geräusch wurde deutlicher und peinigender. Es waren die eigenen, qualvollen Atemzüge. Mit beträchtlicher Mühe streckte Aslinnen den Körper aus und spreizte Arme und Beine ab.
Er zwang sich innerlich zur Ruhe und bewegte sich weiter.
Aus dem unkontrollierten Trudeln wurde eine Art Segelflug.
„ ... helft mir! Hier bin ich, ich treibe durch den Raum ... ihr müßt mich doch sehen ... helft mir ...", schrie er keuchend immer wieder. Auch seine eigene Stimme verwandelte sich in dem engen Gefängnis des Helmes in eine Lautfolge, die er nicht mehr zu erkennen vermochte. Dann trieb ein dunkler Gegenstand vor seine Sichtblende.
Er erkannte sie in dem ununterbrochenen Feuerwerk, das aus den Strahlen einiger Stationsgeschütze und aus denen des Raumschiffs stammte, und aus Stellen, die innerhalb der Relaisstation sich in vielfarbiges Feuer auflösten: es war die Waffe, mit der er sich gegen die Roboter verteidigt hatte.
Sie schwang, am Riemen über der Schulter gehalten, vor seinen Kopf. Er griff danach und änderte abermals die Lage seines Körpers in der Schwerelosigkeit. Seine tastenden Finger fanden den Abzug.
Dann merkte Aslinnen, wie er sich der Schwelle des Wahnsinns näherte.
Er schrie und weinte. Er stammelte ununterbrochen irgendwelche Wörter, die er unabhängig von seinen Gedanken und seinem Willen formulierte. Und er merkte nicht, daß er ebenso pausenlos aus der Waffe Schüsse abgab. Dreimal drückte sein Zeigefinger zu, krümmte sich reflexhaft, dann schien ihn etwas aufzuhalten, und wieder lösten sich drei winzige, nadelfeine Strahlen aus dem Projektor. Sie zuckten nach allen Seiten, weil sich der Körper langsam drehte und langsam von der Station wegdriftete.
Ohne jede Warnung traf ihn plötzlich ein harter Schlag in den Nacken.
Alle sieben Bewußtseine waren ausgeschaltet.
Hinter dem Mehrfachmenschen detonierten die letzten Energiestationen von SI-RS-290. Nur ein weißglühendes Gerüst blieb übrig, in dem schwarze, zerstörte Massen wie Nester klebten.
6.
Trintir spürte, wie seine Erregung verebbte. In einer langgezogenen Kurve schnitt der Diskus durch den Raum, der noch immer von Trümmern, den Leuchtinseln der Detonationen und der vielfarbigen Helligkeit der brennenden Station erfüllt war.
„Funkkabine! Der Sender, denke ich, ist ausgefallen?"
„Ja, Trintir. Aber es gibt ein merkwürdiges Hintergrundgeräusch. Hörst du...?"
Die Lautsprecher waren noch immer auf den Translatorkreis
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