081 - Draculas Rache

entkommen waren, würde er in der kommenden Nacht keinen Stein auf dem anderen lassen, um unser habhaft zu werden.
    Wir waren hier nicht sicher. Die drei stimmten mir bei. Wenn wir die Nacht heil überstehen wollten, mußten wir ein paar Vorbereitungen treffen.
    Der Raum gefiel uns nicht. Die Fenster waren zu groß, zu zerbrechlich. Wenn sie in Massen kamen, würden diese Fenster sie nicht aufhalten können. Was würde sie überhaupt aufhalten können? Stahltüren vielleicht.
    Ich schreckte vor diesem Gedanken zurück. Wir konnten uns doch nicht hier verkriechen und darauf hoffen, daß es am Morgen noch Menschen in Wien gab!
    Was Kommissar Urban geschafft hatte, war ein Anfang. Ob mit Lügen oder mit der Wahrheit, es mußte doch möglich sein, diese ungeheure Gefahr so deutlich zu machen, daß die Welt aufgerüttelt wurde. Es ging ja nicht nur um Wien.
    Wien schien mir nur ein Kräftemessen. Es mußte auch noch in anderen Teilen der Welt Vampire geben. Wenn sie erst erfuhren, was hier vorging …
    » Aber was können wir tun? «fragte Krauss hilflos.
    » Sie ausrotten «, knurrte Freddie.
    » Wie? Wir bleiben keine Stunde auf den Beinen. Sie haben dem Arzt nicht zugehört. «
    » Wir könnten den Bunker sprengen «, meinte Freddie.
    » Womit? «
    » Das Zeug dazu müßten Sie doch beschaffen können. Sie sind doch bei der Polizei. «
    » So einfach ist das nicht. «
    » Dieser Kommissar hat doch alle Vollmachen. Sie brauchen ihm die Sache nur schmackhaft zu machen. «
    » Seien Sie nicht albern! Dieses Gebäude wäre längst gesprengt, wenn nicht die akute Gefahr bestünde, daß ein paar der umliegenden Häuser dabei Schaden nehmen. «
    » Die nehmen auch so Schaden. Lesen Sie keine Zeitung? «
    Ich fuhr dazwischen.
    » So eine Traumidee ist das nicht, Freddie «, versuchte ich ihm klarzumachen.» Was sind die paar hundert Ausstellungsstücke gegen die Tausende, die draußen herumschwirren? Nein. «Ich schüttelte den Kopf.» Da müßte schon etwas Entscheidenderes geschehen. Die Bevölkerung muß gewarnt werden, nicht nur, daß sie die Straßen meidet. Sie sollen Fenster und Türen verrammeln und Kruzifixe und Feuer zur Hand haben, wenn es draußen klopft. «
    » Bei dieser Art von Selbstverteidigung steht bis zum Morgen ganz Wien in Flammen «, meinte Krauss zweifelnd.
    » Besser, als wenn ganz Wien eine Stadt der Vampire würde «, antwortete ich wütend und warf einen Blick auf meine Uhr.» In etwa zweieinhalb Stunden ist Sonnenuntergang. Bis dahin müßte es möglich sein, wenigstens die Menschen im gefährdeten Bezirk aufzuklären und zu warnen. Können Sie Kommissar Urban erreichen? «
    Krauss nickte.» Ich kann es zumindest versuchen. «
    » Dann tun Sie’s! Die Leute sollen ihre Spiegel zu Hilfe nehmen. Wenn sie erst einmal selbst gesehen haben, daß die Bestien keine Spiegelbilder haben, wird sie das genügend überzeugen, daß sie auch den Rest fressen. Und auf das Feuer soll verwiesen werden und die Wirkungslosigkeit anderer Waffen. Fackeln eignen sich wahrscheinlich am besten. Benzin haben sicher die meisten zu Hause. Möglicherweise hilft es auch, den Bestien den Kopf abzuschlagen, aber das werden wohl nur die wenigsten fertigbringen. Machen Sie schon! Wenn Sie Urban nicht erreichen, probieren Sie es mit Ihren eigenen Untergebenen! Ein oder zwei Lautsprecherwagen könnten reichen, um wenigstens die nähere Umgebung aus dem Schlummer zu reißen. Ich werde mich inzwischen um unsere Bastion hier kümmern. «
    » Was hast du vor? «fragte Freddie.
    » Ich werde mir die Schwester vornehmen «, erklärte ich und läutete.
    Gleich darauf erschien Schwester Lotte. Während Krauss telefonierte, machte ich ihr klar – oder versuchte es wenigstens – daß wir hier alle in Lebensgefahr schwebten.
     

    Sie holte den Arzt, da sie sich für so eine Sache nicht kompetent fühlte. Der Arzt war überraschenderweise schnell für unsere Absichten zu gewinnen. Er hatte sich in der Zwischenzeit über unsere seltsamen Bißwunden genug Gedanken gemacht. Und – für einen Arzt sicher eine ungewöhnliche Sache – er war abergläubisch. Die Schwester meinte nachher, wir sollten seine Worte nicht allzu ernst nehmen, er wäre schon immer ein wenig seltsam gewesen. Er hatte zum Beispiel nie am 13. Eines Monats operiert. Wir machten ihr aber rasch klar, daß wir das alles im Augenblick nicht für seltsam hielten, höchstens für vorsichtig. Danach betrachtete sie Freddie und mich – vom Inspektor und seinem Untergebenen