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081 - Schatten der Vergangenheit

081 - Schatten der Vergangenheit

Titel: 081 - Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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etwas weiter als vorhin spucken, werden wir alle gekocht. Aber von diesen Kleinigkeiten abgesehen haben Sie Recht: Es ist ein echter Glückstag heute.«
    Stuart schien darauf antworten zu wollen, schüttelte dann aber nur den Kopf.
    »Wird er nicht« , sagte Dave McKenzie scheinbar zusammenhanglos und eifrig damit beschäftigt, seine Brille zu putzen. Der Running Man wandte sich um, stirnrunzelnd, die Fäuste in die Seiten gestemmt.
    »Wer wird was nicht?« , fragte er verwirrt.
    McKenzie hielt die Brille hoch, blinzelte hindurch und setzte sie wieder auf.
    Dann breitete er seine Arme aus. »Der Vulkan! Er wird nicht weiter als bis zum Rand kommen - wenn er überhaupt noch einmal ausbricht. Sehen Sie sich um, Mr. Black! Der Waldbestand, die Felsen, die ganze Landschaft… das ist nicht innerhalb von Jahren oder Jahrzehnten gewachsen. Das ist uralt! Und nirgendwo eine Spur von Lava.« Dave bückte sich und fuhr mit der Hand über die Erde. »Hier, bitte: kalt und feucht! Blätter vom letzten Herbst, Moos und Würmer - so etwas findet man nicht auf vulkanischem Boden! Und was die Bäume anbelangt…«
    »Ist ja gut, Dr. McKenzie: Ich habe es verstanden!« , unterbrach ihn der Rebellenführer gereizt, warf einen Blick auf die Wolkensäule über den Baumwipfein, fegte sich so nutzlos wie ungeduldig etwas Asche vom Ärmel und marschierte los.
    »Ich schlage vor, wir kehren an den Waldrand zurück und folgen dem Verlauf der Schlucht« , sagte er, und seine Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass es ihn nicht sonderlich interessierte, ob die anderen sich nun anschließen wollten oder nicht. »Wir werden so nahe wie möglich bei den Felsen bleiben. Halten Sie die Augen offen - die Brücke war bestimmt nicht der einzige Weg zum Plateau.«
    »Und wenn doch?« , fragte Dave automatisch.
    Der Running Man lächelte dünn.
    »Dann, Dr. McKenzie, haben wir ein einmaliges Phänomen entdeckt: einen aktiven ringförmigen Vulkan, aus dessen Mitte etwas grün Bewaldetes wächst. - Aber daran glauben Sie nicht ernsthaft, oder?« , fügte er spöttisch hinzu.
    Dave errötete. Black nickte ihm zu - kurz und knapp - und ließ ihn stehen.
    Das wird dich lehren, mir noch einmal einen Vortrag zu halten !, dachte er befriedigt.
    Aschewolken umspielten seine Stiefel, während er zügig durchs Unterholz Richtung Waldrand stapfte. Ein Teil von ihm wollte Stuart und McKenzie abhängen, ein anderer erinnerte ihn daran, dass er als einziger Kämpfer der kleinen Truppe die Verantwortung trug.
    Die beiden waren beunruhigt, mehr noch als er selbst, und versuchten sich mit einer leisen Unterhaltung abzulenken.
    » Sor'goschwynn ist ein merkwürdiger Name für die Gegend am Rand eines Vulkans« , hörte er Dave murmeln.
    »Sag mal, Jed, was soll das überhaupt sein: Winterseelen? Eine Art Lichtgestalten? Schutzengel vielleicht?«
    Black verdrehte die Augen.
    »Tja, also… äh … es könnte sein, dass die Übersetzung etwas ungenau ist« , antwortete Stuart. »Diesen alten Dialekt spricht niemand mehr, und die Rriba'low kennen ja nur mündliche Überlieferungen. Das Wort stammt von … hm, wie nannte sie es noch gleich? Ah ja: sarrgosch - das bedeutet so viel wie kalte oder leere Hülle . Aber Ynnii heißt Leben und…«
    »Und daraus hast du Winterseelen gemacht?« , fragte Dave McKenzie verblüfft.
    »Ist das nicht etwas sehr frei übersetzt?«
    »Äh, ja, theoretisch hast du natürlich vollkommen Recht, aber wenn du sarrgosch und Ynnii im Zusammenhang siehst, ergibt das eine… hm … poetische Metapher, der man mit diesem Begriff schon nahe kommt. Ich glaube, doch, ja, zumindest die Rriba'low wären mit dieser Übersetzung einverstanden.«
    »Geht das auch ein bisschen leiser?«
    , fauchte Mr. Black über die Schulter zurück, obwohl er insgeheim froh war, von seinen eigenen Gedanken abgelenkt zu werden. Er fragte sich, ob die anderen ebenso viel Glück gehabt hatten wie sie - und Glück war es gewesen, egal was er zu Stuart gesagt hatte. Der Rand des Waldes war kaum mehr als einen Steinwurf entfernt; es wurde merklich wärmer und der beißende Geruch nach Schwefel und verbranntem Holz nahm zu.
    Konnte auf der anderen Seite überhaupt etwas oder jemand überlebt haben?
    Hatte die schmale Brücke lange genug gehalten oder waren Matt, Aruula, Rulfan und Wulf vielleicht schon Teil der wogenden Lavamassen?
    McKenzie und Stuart schienen die gleichen Befürchtungen zu haben, denn ihre leise Unterhaltung wurde immer wieder von sekundenlangem Schweigen und

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