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081 - Schatten der Vergangenheit

081 - Schatten der Vergangenheit

Titel: 081 - Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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beherrscht werden! Selbst die Götter halten sich von ihnen fern! , hatte die Barbarin gesagt und, wie so oft, hatte Matt insgeheim ihre Warnung als Aberglauben verworfen.
    Natürlich würde er sie nie spüren lassen, dass ihre Gebete und Rituale nur Hokuspokus für ihn waren - dafür liebte er diese Frau viel zu sehr. Dennoch, sie war eine Barbarin. Ein Naturkind bar jeder Bildung, das nicht einmal ein Telefon bedienen könnte, wenn irgendwo eines auftauchen würde. Er hingegen, Commander Matthew Drax, entstammte einer hoch entwickelten Zivilisation, die es auch zweifellos geschafft hätte, sich selbst und den Rest der Welt in die Luft zu sprengen, wenn »Christopher-Floyd« ihr nicht zuvorgekommen wäre.
    Warum also sollte er an Gespenster glauben?
    Weil mir heute welche begegnet sind! , dachte Matt unbehaglich.
    Denn während die anderen Pause machten, nachdem sie das Feld entdeckt und einen Vorrat an Pflanzen abgeerntet hatten, war er allein aufgebrochen, um die Reste des Klosters zu erforschen.
    Sor'goschwynn - Tempel der Winterseelen -, ein solcher Name schrie geradezu danach, als romantischer Grusel enttarnt zu werden. Matt erinnerte sich noch genau, wie Aruula versucht hatte, ihn zurückzuhalten.
    Und sie wagte es auch nicht, ihn zu begleiten. Er hatte Mühe gehabt, sich aus ihrer Umarmung zu lösen, und musste danach - Matt grinste bei diesem Gedanken - auch noch Namuuki aus seinem Ohr pulen.
    Durch die stillen, verfallenen Klostermauern hatte der Wind geheult, klagend und überraschend kalt. Dann war da noch ein anderes Geräusch gewesen: leise Schritte auf Moos. Ein brechender Zweig. Wispernde Stimmen. Im Gewirr der Mauern und Säulengänge waren nur fliehende Schatten zu erkennen gewesen, also hatte Matt einen Bogen geschlagen und Aufstellung genommen an einer Hausecke, auf die sich die Stimmen zu bewegten. Atemlos hatte er gewartet, ein Lasergewehr im Anschlag und hart gegen die brüchige Wand gelehnt.
    Aber sie kamen nicht. Niemand bog um diese verdammte Ecke, und das Wispern zerfloss so sehr in der Stille ringsum, dass Matt nach kurzer Zeit nicht mehr sagen konnte, ob es überhaupt je da gewesen war.
    Dann versagten seine Nerven.
    Matt war urplötzlich vorgeschnellt - und stand genauso plötzlich einem Albtraum gegenüber. Denn es konnte nichts anderes als ein Traum gewesen sein, oder eine Folge seiner überreizten Nerven.
    Oder vielleicht wurde er auch ganz einfach nur verrückt.
    Seine Ex-Frau Elisabeth Harper kam auf ihn zu, die Hände freudig nach ihm ausgestreckt! Ihr folgte Burt Cassidy, sein bester Freund zu alten Zeiten, der Liz 2012 einen Bunkerplatz verschafft hatte, und er brachte jemanden mit: Simon und Eve Drax. Matts Eltern. Sie
    waren definitiv bei der Flutwelle des Kometen umgekommen, das wusste Matt, aber auch die anderen beiden konnten nicht wirklich existieren. Sie waren tot!
    Und im gleichen Moment, da er dies dachte, hatte sich ihre Gestalt verändert.
    Plötzlich hatten sie tatsächlich wie Tote ausgesehen, wie verbrannte und ertrunkene und vermoderte Leichen.
    In der Tat: ein Albtraum. Matt schluckte schwer. Es war so hart gewesen, den Verlust jener Menschen zu akzeptieren, die einst sein Leben mitgestaltet hatten und ihm so wichtig waren.
    Mit eiserner Disziplin hatte er es endlich geschafft, sich ihrer nur noch in Liebe zu erinnern und keine quälenden Gedanken mehr zuzulassen, die tiefer gingen und ihm das ganze Ausmaß seiner persönlichen Tragödie bewusst machten.
    Aber dann hatte er den Tempel der Winterseelen aufgesucht. Und auf einmal standen sie wieder vor ihm - die Schatten der Vergangenheit.
    »Bist du okee, Maddrax?« Aruulas Stimme drang durch seine Gedanken und holte ihn in die Gegenwart zurück.
    Matt blinzelte heftig.
    »Hm? Was? Ja - natürlich« , stammelte er. »Wieso fragst du?«
    »Deswegen« , antwortete die Barbarin, strich ihm sanft über die Wange und hielt den Finger hoch. Auf der schlanken Kuppe glitzerte etwas im Mondlicht.
    »Weinst du, Maddrax?«
    »Ich? Aber nein.« Matt gähnte laut.
    »Es ist nur die Müdigkeit. Ich kann nicht schlafen.«
    »Ich auch nicht« , murmelte Aruula, schmiegte sich an ihn und schloss die Augen. »Aber ich werde es versuchen!«
    Mit ihrer Hand auf seiner Brust blieb Matt reglos liegen und starrte ins Leere.
    Er hatte die eigene Frage noch immer nicht beantworten können: Waren es Geister gewesen, die seinen Weg im Tempel der Winterseelen gekreuzt hatten - oder verlor er allmählich den Verstand?
    Als ihm seine

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