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081 - Schatten der Vergangenheit

081 - Schatten der Vergangenheit

Titel: 081 - Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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zahlreiche kleine Schnitte zufügte, die schließlich - entweder durch den ständigen Blutverlust oder die Nervenüberreizung - zum Tod führten. Die Folter hatte seine Albträume wochenlang begleitet.
    »Noch ist es nicht so weit« , presste er hervor.
    »Was ist noch nicht so weit?«
    Dave zuckte zusammen, als er Jeds Stimme neben sich hörte. In der Dunkelheit waren seine Begleiter nicht mehr als vage Schemen, die mit der Nacht verschmolzen.
    »Nichts… ich hab nur laut gedacht.«
    Tack-Tack. Tack-Tack.
    »Deckung!« , befahl Black ebenso laut wie überflüssig. Dave ging neben einem Felsen in die Knie und presste die Arme gegen seinen Kopf. Er hörte den Aufprall der Steine und das Reißen seiner Kleidung, aber der befürchtete Schmerz blieb aus. Die Splitter hatten ihn verfehlt.
    Vorsichtig hob er den Kopf. Die Angriffe wurden schwächer und die Zeitabstände dazwischen größer.
    »Vielleicht… hm … sind sie ebenso erschöpft wie wir.« Jed trat neben ihn.
    Dave hörte, wie der Bunkermann aus Waashton nach seinem Wasserschlauch griff und leise seufzte. »Leer… ein Splitter muss das Leder zerrissen haben.«
    »Wir müssen weiter!« Blacks Silhouette winkte ihnen zu. »Vielleicht können wir sie jetzt endlich abhängen.«
    Dave tastete sich an den Felsen entlang.
    »Abhängen?« , fragte er und griff nach seinem Wasserschlauch. »Wir sind doch so fertig, dass wir noch nicht einmal die alte Rriba'low von heute morgen abhängen könnten.«
    Jed lachte leise. »Ja, sie war… äh … ungewöhnlich schnell für ihre hundertfünfzehn Jahre.« Er trank und reichte den Schlauch zurück. »Danke.«
    Schweigend gingen sie weiter. Der Schweiß brannte in Daves Wunden, und immer wieder stolperte er in der Dunkelheit oder rutschte auf dem unsicheren Geröll aus. Er und Jed hatten längst aufgehört, ihre Stürze zu zählen. Selbst Mr. Black, dessen muskelbepackter Körper unerschütterlich wirkte, taumelte ab und zu. Doch nach jedem Mal straffte er sich und ging schneller, so als wäre Erschöpfung etwas, das er sich nicht eingestehen konnte.
    »Sie… äh … war gerade achtzehn geworden« , sagte Jed unvermittelt und mit gedämpfter Stimme. »Black war… nun, ich glaube, ein Jahr älter. Er… hm … leistete seinen Wehrdienst an der Oberfläche und sie sollte ihren antreten. Aber Black hatte Angst um sie und… äh… nun, er suchte nach einem … Ausweg.« Er räusperte sich. Dave sah nach vorne, doch Black war mit den Schatten der Felsen verschmolzen.
    »Es gab nur eine Möglichkeit, um den Wehrdienst zu verhindern. Jemand musste sie als… hm … wissenschaftliche Assistentin anfordern. Ich war der einzige… äh, Wissenschaftler, dem Black vertraute. Also kam er zu mir…«
    Dave hörte das Rascheln von Kleidung und glaubte fast zu sehen, wie Jed Stuart die Hände tief in die Taschen steckte.
    »Er bat mich darum, sie anzufordern, und ich… tja, ich sagte nein. Sie hatte einfach nicht die - wie soll ich sagen? - die wissenschaftliche Qualifikation. Zwei Wochen später war sie tot, äh… erschlagen von einem betrunkenen Hafenarbeiter … Ihr Name war …«
    »Wagen Sie es nicht, ihren Namen auszusprechen!«
    Dave machte einen erschrockenen Schritt zur Seite, als Black plötzlich wie aus dem Nichts vor ihm auftauchte. Er prallte gegen Jed, ging zu Boden und rutschte über das Geröll. Fluchend versuchte er sich aufzurichten, aber die Steine gaben unter ihm nach und er benötigte fast vier Anläufe, bis seine Stiefel endlich Halt fanden.
    Seine beiden Begleiter umkreisten einander wie Raubtiere. Jed wirkte lächerlich dünn gegenüber Blacks massiger Gestalt.
    »Ich werde ihren Namen aussprechen, wann immer ich das möchte« , hörte Dave ihn trotzig sagen.
    Hast du den Verstand verloren ?, dachte er. Mit zwei raschen Schritten war er heran, drängte sich zwischen die beiden, während Black bereits mit der Faust ausholte.
    Dave hob die Arme. »Hey, ganz ruhig, okay? Wir sollten nicht vergessen, wo die wahren Feinde sind. Alles andere können wir klären, wenn wir wieder zurück sind.«
    »Ich weiß nicht, ob ich bereit bin, so lange zu warten.« Mr. Black senkte die Faust. »Halten Sie ihn besser von mir fern.«
    Er wollte sich abwenden, aber ein
    Tack-Tack unterbrach ihn. Dave sah in den nachtschwarzen Himmel.
    »Nicht schon wieder« , stöhnte Jed hinter ihm.
    Tack-Tack. Tack-Tack. Tack-Tack.
    Tack-Tack. Tack-Tack. Tack-Tack.
    Tack-Tack…
    Von allen Seiten kam das Geräusch und hallte von den Felsen wider. Es

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