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081 - Schatten der Vergangenheit

081 - Schatten der Vergangenheit

Titel: 081 - Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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grinste.
    »Siebzehn zwölf? Warum nicht direkt Neunundvierzig Null?«
    Majela lachte, und Honeybutt begriff, dass Aiko gescherzt hatte. Ihr war nur nicht klar, worüber. Mit einem stummen Seufzer stützte sie den Kopf auf die Hände und starrte auf den Radarbildschirm des ARET, der längst vor der Flut von Signalen kapituliert hatte.
    Der Zeiger strich einfach nur noch über eine grüne Fläche, ohne etwas zu lokalisieren.
    Honeybutt zählte die Sekunden, die er benötigte, um die Fläche einmal zu umrunden, und versuchte die Zeit auf Stunden und Tage hochzurechnen, verlor jedoch rasch die Lust.
    »Hast du Langeweile?« , fragte Aiko.
    »Nein, ist toll hier…« Sie hatte nicht so antworten wollen, aber ihre Zunge war schneller als ihr Gehirn.
    »Wieso kontrollierst du dann nicht noch einmal die Filter?«
    »Weil ich sie schon vor zwei Stunden kontrolliert habe. Sie sitzen fest, da kommt nichts durch.«
    Aiko hob jetzt erst den Kopf und sah sie an. »Kannst du da wirklich sicher sein? Unser Leben hängt davon ab.«
    »Also gut.« Honeybutt stand auf und begann die Luft- und Feuchtigkeitsfilter an den Wänden zu überprüfen. Es war eine sinnlose Aufgabe, denn sie hatten jeden einzelnen mehrfach gesichert und kontrolliert, aber sie gab Aiko Recht, dass man in diesem Fall nicht vorsichtig genug sein konnte. Und vielleicht verstrich die Zeit so ein wenig schneller.
    Schritt für Schritt arbeitete sie sich am ARET entlang, bis sie schließlich das Bett erreichte, auf dem Pieroo unter einer Decke lag. Wie die anderen hatte auch Honeybutt geglaubt, er würde schlafen, doch als sie sich jetzt über ihn beugte und seinen kalten Schweiß roch, stutzte sie.
    »Pieroo?« , fragte sie leise.
    Er antwortete nicht. Vorsichtig legte Honeybutt ihm eine Hand auf den Arm und spürte, wie er unter ihrer Berührung zitterte. Er schien völlig verkrampft zu sein.
    »Aiko, Majela… kommt ihr mal?«
    Sie trat zurück, als die beiden sich über Pieroo beugten und ihn auf den Rücken drehten. Honeybutt biss sich auf die Lippen, als sie sein verzerrtes Gesicht sah, das Holzstück in seinem Mund und das Blut in seinem Bart. Die Schmerzen hatten seinen Körper verkrümmt.
    »Verdammt, Pieroo« , rügte ihn Aiko, »warum hast du denn nichts gesagt?«
    Pieroo sah stumm auf. In seinen Augen lagen Stolz und Trotz.
    Sie hatten ihm etwas gegeben, das sie
    Morphium nannten. Pieroo wusste nicht, weshalb sie den Dämon nicht schon früher damit besänftigt hatten, denn er nahm es freudig entgegen und wurde ganz ruhig und friedlich in seinem Bauch.
    Pieroo drehte sich auf die Seite.
    Seine Augenlider waren schwer, aber er wollte jetzt nicht schlafen, wollte stattdessen jeden Moment genießen, den er ohne Schmerzen verbringen durfte. Er hatte längst aufgehört, sich über irgendetwas anderes Gedanken zu machen.
    Der Innenraum des ARET verschwamm vor seinen Augen. Er fühlte sich leicht und frei, und der gelbe Strich an der Wand schien sich im Rhythmus seines eigenen Herzschlags zu bewegen.
    Es war nur ein kleiner Strich, kaum größer als ein Glied seines Daumens, aber er hatte Beine und Fühler und einen Kopf. Ein zweiter Strich kroch aus dem Gitter, in das sich Pieroo gekrallt hatte, als der Dämon ihn zum Schreien zwingen wollte.
    Käfer , dachte er träge. Das sind die Käfer, vor denen alle Angst haben .
    Pieroo öffnete den Mund, noch während sich seine Augen schlossen. Sie sind hier , wollte er sagen, doch das Einzige, was er hörte, war das Geräusch seines eigenen Atems. Und dann folgten ihm die gelben Striche auch schon in seine Träume.
    ***
    Sie alle bluteten. Blut verkrustete ihre Gesichter, ihre Hände und die Teile ihres Körpers, an denen die Kleidung nicht stark genug gewesen war, um die Splitter aufzuhalten. Die Wunden waren nicht tief, aber sie schmerzten und juckten und fügten der hektischen Flucht durch die Nacht eine weitere Tortur hinzu.
    Anfangs hatte Dave noch an einen Zufall geglaubt, war davon ausgegangen, dass die Angreifer eigentlich auf die Menschen gezielt und nur versehentlich das Lavagestein getroffen hatten.
    Inzwischen hatte er jedoch längst begriffen, dass die scheinbaren Fehlschüsse Absicht waren. Vor den Steinen konnte man sich relativ leicht in Sicherheit bringen, vor den Lavasplittern nicht.
    Der Tod der tausend Schnitte , dachte Dave, während er durch das unebene Gelände stolperte. In einem alten Bruce-Lee-Film hatte er zum ersten Mal davon gehört. Es war eine Foltermethode, bei dem man dem Opfer

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