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0810 - Stirb in einer anderen Welt

0810 - Stirb in einer anderen Welt

Titel: 0810 - Stirb in einer anderen Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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Silberscheibe. In der Mitte ein stilisierter Drudenfuß, umgeben von einem Ring mit den zwölf Tierkreiszeichen und außen eine Art Band mit seltsamen Hieroglyphen. Bisher hatten sie sich jedem Versuch, sie zu übersetzen, wiedersetzt; wahrscheinlich wäre selbst ein Genie wie Champouillon daran gescheitert, der seinerzeit die altägyptische Schrift entziffert hatte.
    »Das ist es«, sagte Nicole, die ihm über die Schulter sah, und deutete auf eines der Symbole.
    In der Tat glich es dem, das im Buch leuchtete.
    Zamorra runzelte die Stirn. »Ich glaube…«, sagte er langsam, überlegte seine folgenden Worte. »Ich glaube, ich weiß, welche Funktion es auslöst.«
    Jedes der Symbole erfüllte einen bestimmten Zweck. Einige der Zeichen konnten auch miteinander kombiniert werden. Aber in all den Jahren, die Zamorra die Silberscheibe bereits sein eigen nannte, hatte er kaum einmal die Zeit gefunden, sich näher um das zu kümmern, was er da auslöste.
    Um die jeweils gewünschte Funktion zu aktivieren, musste man das jeweilige Zeichen unter leichtem Fingerdruck verschieben. Für einen kurzen Moment verblieb es in der neuen Position, dann glitt es von selbst in seine alte Lage zurück und wirkte wieder scheinbar fest. Eines der Symbole löste die Zeitschau aus; das war identisch mit dem ersten Siegel gewesen. Aber was danach auf Zamorra wartete, hatte mit der Zeitschau nichts zu tun.
    War es diesmal anders? Gab es eine Verbindung zwischen dem, was ein Verschieben des Zeichens bewirkte, und dem Siegel in der Form, dass Zamorra erklärt wurde, was er zu tun hatte, um sich selbst zu besiegen?
    »Bist du bereit, mir zu helfen, Nici?«, fragte der Dämonenjäger.
    »Was soll ich tun?«
    »Das, was beim ersten Mal Gryf getan hat.« [4]
    »Inklusive bewusstlos zusammenbrechen?«, fragte sie mit leichtem Sarkasmus.
    »Wenn es sich als nötig erweist… Du erinnerst dich sicher daran, dass er nicht richtig bewusstlos war, sondern in einem Zwischenzustand, in dem er durchaus mitbekam, was passierte.«
    Sie nickte. »Und wie ich mich nicht erinnere!«, sagte sie. »Ich kenne es nur von eurer Erzählung her. Du erinnerst dich sicher daran, dass ich in jenem Moment nicht hier im Zimmerchen war.«
    »Grumpf«, machte Zamorra. »Man wird alt und bringt zuweilen einiges durcheinander.«
    »Was für dich tödlich sein kann.«
    Der Meister des Übersinnlichen seufzte. »Dann lausche gespannt der Gebrauchsanweisung«, sagte er. »Danach weißt du, was du zu tun hast. Es ist erschreckend einfach.«
    ***
    »Einfach«, murmelte Nicole nach der Instruktion. »Einfach, sagt dieser Mensch. Die Betonung sollte eher auf Erschreckend liegen.«
    Zamorra lächelte ihr zu. »Bist du bereit?«
    Sie nickte stumm. Das versiegelte Seitenpaket begann mit einer Handschrift, die mit Bildern versehen war. Was geschrieben stand, konnte niemand entziffern, aber die Bilder - waren einfach böse. Sie zeigten Szenen, die einen äußerst unangenehmen Eindruck hinterließen. Mord, Folter, Perversionen, Monstrositäten; nichts, was ein Mensch zu erleben wünschte. Wer immer einst dieses Buch geschrieben hatte, musste krank gewesen sein.
    Oder absolut dämonisch.
    Zamorra wusste vom ersten Siegel her, dass das Böse sich auf den anderen Seiten fortsetzte. Musste man wirklich den Text kennen, um zu verstehen, worum es ging? Sagten die Bilder nicht schon alles?
    Nicole fühlte, wie es ihr kalt über den Rücken lief. Sie überwand sich und konzentrierte sich auf die versiegelte Seite.
    Ihre Fingerspitzen zeichneten ein unsichtbares Muster auf die bebilderte Handschrift. Dabei orientierte sie sich an der Glyphe des Amuletts.
    Etwas klickte leise.
    Im nächsten Momen änderte sich das Aussehen der Seite. Schrift und Bilder wurden blasser. Stattdessen trat etwas in den Vordergrund, das aussah wie jenes Siegel. Es begann sich emporzuheben, wurde dreidimensional und stabil. Dabei füllte es die gesamte Seite und deckte die entsetzlichen Zeichnungen ab.
    Weitere rätselhafte Symbole zeichneten sich darin ab. Auch sie schienen denen des Amuletts zu gleichen und taten es dennoch nicht. Irgendwie blieben sie unscharf.
    Nicole schloss die Augen.
    Zamorra sah, dass sich auf den geschlossenen Lidern Zeichen zeigten. Sie entsprachen denen auf dem Siegel. Er erkannte es trotz der Unschärfe.
    Und er hörte Nicole fragen: »Soll es sein oder nicht?«
    »Ja, es soll sein.«
    Sie hielt die Augen immer noch geschlossen. Aber die Zeichen auf ihren Lidern wurden kräftiger. Leuchteten sie

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