Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0810 - Stirb in einer anderen Welt

0810 - Stirb in einer anderen Welt

Titel: 0810 - Stirb in einer anderen Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
Vom Netzwerk:
nicht schwach?
    »Entscheide dich«, sagte sie. »Soll es sein oder nicht?«
    »Ja!«
    »Soll es sein oder nicht?«, wiederholte Nicole. Dabei ging sie zielsicher rückwärts, bis sie das Sofa fand, und streckte sich darauf aus. Rein vorbeugend.
    »Ja, es soll sein!«, murmelte Zamorra.
    »Dreimal ein Ja, so soll es sein«, raunte Nicole. Die Zeichen auf ihren Lidern brannten jetzt in gleißendem Feuer. Mit den Kuppen beider Zeigefinger berührte sie sie und löste sie ab wie Folien. Dann hielt sie sie Zamorra entgegen.
    Er schluckte. Langsam ging er um den Tisch herum, nahm die Folien und presste er sie auf Zeichen des Siegels, die ihnen in ihrem Aussehen entsprachen.
    Das Siegel brannte plötzlich komplett! Die Flammen tanzten an Zamorras Armen hinauf bis zum Kopf, hüllten ihn ein. Dann erloschen sie.
    Etwas knackte und zerbrach.
    Nicole sank auf dem Sofa zusammen!
    ***
    Zamorra checkte ab, wie es ihr ging, und es schien alles in Ordnung zu sein. So wie damals bei Gryf.
    Jetzt endlich wandte sich der Parapsychologe wieder dem Buch mit dem Siegel zu.
    Dieses Siegel war zerbrochen. Es war auch nicht mehr dreidimensional, sondern flächig mit dem Papier eins geworden. Und - es verkleinerte sich, um dabei einem der seltsamen Bilder zuzustreben.
    Die dargestellte Figur bewegte sich im Bild. Wie suchend sah sie sich um, dann drehte sie ihr Gesicht dem Dämonenjäger zu.
    Zamorra schluckte.
    Es war wie beim ersten Mal - und doch etwas anders. Auch diesmal war er selbst hier abgebildet, etwas fahrig gezeichnet, aber eindeutig zu erkennen. Auch die Kleidung stimmte überein. Es war, als sei der Zeichner gerade hier und hätte den Meister des Übersinnlichen aktuell skizziert. Der gezeichnete Zamorra drehte sich jetzt dem echten Zamorra ganz zu; ihre Blicke trafen sich. Die Lippen der gezeichneten Figur bewegten sich.
    Zamorra konnte von ihnen ablesen, was sein Abbild sagte.
    DAS ZWEITE SIEGEL IST GEÖFFNET! BEDENKE STETS, WAS DU TUST! EIN FEHLER KANN DEINEN TOD BEDEUTEN!
    Das war ihm schon beim ersten Mal klar geworden.
    Das zerbrochene Siegel war jetzt sehr klein geschrumpft. Es schob sich auf das Etwas zu, das das Zamorra-Bild vor der Brust trug: die Zeichnung des Amuletts!
    Dann verschmolzen Siegel und Amulett miteinander.
    Das Bild erstarrte, bewegte sich nicht mehr. Instinktiv erwartete Zamorra, dass sich stattdessen wieder eine dämonische Kreatur zeigte. Aber genau das geschah nicht. Die Zeichnung zeigte weiter ihn selbst.
    Was bedeutete das? Stellte er jetzt das Monster dar…?
    BESIEGE DICH SELBST!
    Als diese Stimme wieder in ihm aufklang, um diesmal aber von selbst wieder zu verlöschen, war von seinem Abbild nichts mehr zu sehen. Die Seiten hinter dem Siegel, die vormals miteinander fest verbunden gewesen waren, hatten sich gelöst! Jetzt konnte man das erste Kapitel des Buches offensichtlich lesen!
    Wenn man denn die Sprache verstand…
    »Das zweite Siegel ist geöffnet«, wiederholte Zamorra. »Aber was bedeutet es?«
    »Zu viele Fragen«, sagte Nicole, »zu viele Fragen, mein Geliebter. Und zu wenig Anworten.«
    Mit ein paar schnellen Schritten war Zamorra bei ihr. Wie damals Gryf war auch sie immer noch ohne Bewusstsein. Dennoch hatte sie gesprochen! Und zwar die gleichen Worte wie Gryf, nur dass der »Freund« gesagt hatte und nicht »Geliebter«.
    »Was für ein Siegel?«, wiederholte Zamorra seine erste Frage.
    Ohne zu erwachen, sprach sie wieder.
    »Das zweite Siegel der Macht.« Und dann, nach ein paar Sekunden: »Das zweite Siegel der Vernichtung.«
    ***
    Zamorra dachte über die Begriffe nach, und er wartete zugleich darauf, dass ihm etwas sagte, was das alles mit dem Spruch BESIEGE DICH SELBST zu tun hatte. Aber da war nichts. Vor ihm lag nur das aufgeschlagene Buch, dessen vorher versiegelte Seiten jetzt lesbar waren.
    Er durchblätterte die ersten Seiten. Überall gab es neben der Handschrift auch die grausigen Bilder. Bilder, die Bewegung zeigten, die sich ständig veränderten, schneller oder langsamer, je nachdem, was die Szene darstellen sollte.
    Der Dämonenjäger wandte den Blick wieder ab. Er mochte diese Zeichnungen nicht ansehen, die durch ihre Bewegung die Aufmerksamkeit des Betrachters immer wieder vom Text weg zu sich hin zogen. Und der Text, den er nicht lesen konnte, half ihm ohnehin nicht weiter.
    »Böses Buch«, murmelte er.
    Wer mochte es einst geschrieben und illustriert haben?
    »Vielleicht ist es besser, wenn ich es nie erfahre«, sagte er leise. Eine engere Konfrontation

Weitere Kostenlose Bücher