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0810 - Stirb in einer anderen Welt

0810 - Stirb in einer anderen Welt

Titel: 0810 - Stirb in einer anderen Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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jetzt lieber«, krächzte er heiser.
    »Sie bleiben hier«, kam es schneidend zurück. »Sie tun, was ich Ihnen befohlen habe. Sofort! «
    Pierre ging rückwärts. Plötzlich fuhr er herum und rannte zur Tür. Aber sie ließ sich nicht öffnen. Pierre fühlte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Ein kalter Schauer lief übei seinen gesamten Körper. Er hatte Angst, so sehr wie noch nie in seinem Leben.
    »Auf den Tisch!«, befahl Zamorra erneut. »Verdammt, muss man denn hier alles selbst machen?«
    Pierre schluckte. Hätte er sich in diesem Moment im Spiegel sehen können, er hätte sich nicht wiedererkannt. Er begriff, dass ihm nichts anderes übrig blieb als um sein Leben zu kämpfen.
    Allerdings fragte er sich, ob er Zamorra ausschalten konnte. Der trainierte jeden Tag diverse Kampfsportarten und war absolut fit. Ein Gegner, der für Pierre so gut wie unbesiegbar war.
    Dennoch versuchte er es. Es war seine letzte Chance.
    Mit gespannten Muskeln stürmte er auf Zamorra zu, um ihn in einem Überraschungsschlag zu Boden zu strecken.
    ***
    Er fand sich auf den Tisch wieder. Er war nackt, aber nicht gefesselt. Dennoch war er nicht in der Lage, sich zu erheben.
    Er konnte sich überhaupt nicht bewegen.
    Und er wusste nicht, wie es geschehen war. Von einem Moment zum anderen, Sekunden, ehe er Zamorra erreichte, wurde es schwarz um ihn herum, und nun lag er hier. Genau so, wie Zamorra es ihm befohlen hatte.
    Der Schwarzmagier stand neben ihm, eine Hand erhoben. Jetzt sah Pierre, wie dünne Fäden von den Fingern ausgingen, Spinnengewebe gleich. Die kaum sichtbaren Fäden bestanden offenbar aus Magie. Und sie mussten es sein, die ihn an jeder Bewegung hinderten.
    Er begriff, dass er am Ende seines Lebensweges angekommen war.
    Es lohnte sich nie, mit dem Bösen zu paktieren. Irgendwann bekam man die Rechnung präsentiert. Er hatte für den düsteren Herrn von Château Montagne gearbeitet und war sehr gut dafür bezahlt worden, in einer Zeit, in der andere um ihre Arbeitsplätze kämpfen mussten und immer schlechter bezahlt wurden. Pierre und seine Kollegen hatten sich zu den Gewinnern gezählt. Ihr Gehalt hätte andere vor Neid blass werden lassen, wenn sie denn jemals nach außen hin darüber gesprochen hätten. Dazu kamen Sonderzahlungen für besondere Aufträge . Ein bisschen Erpressung hier, ein bisschen Mord da; wen kümmerte es schon?
    Aber jetzt war es vorbei. Jetzt war er es, der ein bisschen ermordet wurde - von dem Mann, der ihn bezahlte!
    »Warum?«, keuchte er. »Warum wollen Sie mich töten? Ich habe doch nichts getan!«
    »Eben«, sagte Zamorra. »Sie haben nichts getan. Deshalb sind Sie überflüssig. Sie haben für mich nur noch einen Nutzen.«
    »Aber - aber warum?«
    »Frag den Wind«, sagte Zamorra.
    Aus den Augenwinkeln sah Pierre das seltsame Messer in der rechten Hand des Schwarzmagiers.
    Zamorra warf es in die Luft.
    Aber er fing es nicht wieder auf.
    Aus geweiteten Augen sah Pierre zu, wie das Messer sich in der Luft drehte, wie es regelrecht tanzte. Wie es herunterkam.
    Und wie es in seinen Körper eindrang.
    Der Schmerz war furchtbar…
    ***
    Duval betrat das »Zauberzimmer«, dessen Tür sich plötzlich wieder öffnen ließ. Die furchtbaren Schreie hatten aufgehört. Stille des Todes , durchfuhr es sie.
    Zamorra saß in einem Sessel. Er sah auf, als sie eintrat. Irgendwie wirkte er fitter als vor einigen Stunden. Irgendwoher musste er neue Lebenskraft bezogen haben, und als Nicole einen Blick auf den Tisch warf, wusste sie auch, woher.
    »Du hast ihn…?« Sie verstummte. Übelkeit stieg in ihr auf, obgleich sie nicht mehr hinsah, sondern ihre Aufmerksamkeit Zamorra widmete. Sie hatte Mühe zu sprechen.
    »Er hat mir«, sagte der Schwarzmagier, »seine Lebensenergie gegeben. Alles, was er davon besaß.«
    Ganz sicher nicht freiwillig , dachte sie bitter. Aber es war sinnlos, mit Zamorra darüber zu diskutieren.
    »Es war nicht genug«, sagte er. »Es reicht nicht, denn ich muss mit weiteren Angriffen rechnen.«
    Duval runzelte die Stirn. »Wovon redest du? Was für Angriffe sind das?«
    Er ignorierte ihre Frage wie vorhin schon einmal, vorher , als sie sich auf dem Korridor begegneten. »Ich brauche weitere Lebensenergie.«
    Zu der Übelkeit kam jetzt noch Unbehagen. Was hatte dieser Teufel in Menschengestalt vor?
    Sie liebte ihn schon lange nicht mehr. Aus der Liebe war Eigennutz geworden, und seit dem Kontakt mit der anderen Welt Hass.
    Natürlich war auch Duval alles andere als eine fromme Seele.

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