0811 - Dämonensplitter
musst mir die Burschen vom Leib halten.«
Khira nickte. Sie wusste nicht, wie sie das anstellen sollte, doch jetzt war nicht die Zeit zum Diskutieren.
Mirjad wandte sich zur Tür und öffnete mit einer raschen Bewegung das Klappmesser. Genau in dieser Sekunde wurde die Tür aufgestoßen, und ein breitgefächerte Lichtstrahl blendete Khiras Augen.
»Da sind sie. Ich hab es doch gesagt, sie sind hier drin!«
Blinzelnd versuchte sich Khira an die plötzliche Helligkeit zu gewöhnen. Und dann wusste sie, wem die Frauenstimme gehörte. Die Bäuerin - die so nette und besorgte Frau… sie hatte Khira und Mirjad an die Vampire verraten!
Was dann geschah, lief so rasend schnell ab, dass Khira sich beinahe wie eine weit entfernte Beobachterin vorkam. Sie selbst zählte zu den handelnden Personen, doch das alles schien ihr wie ein Film, den sie sich aus sicherer Entfernung ansah.
Hinter der Frau sprang ein großer Schatten hervor - direkt auf Khira zu. Er schien zu wachsen, als er sich von oben auf sie stürzte. Ja, von oben - er schwebte… oder flog er?
Mehr vor Schreck als aus einer wirklichen Reaktion heraus ließ sie sich nach hinten fallen. Der hysterische Schrei der Bäuerin schmerzte in Khiras Ohren. Einen Wimpernschlag später kannte sie den Grund für die Panik der Frau, denn über Khira schwebte nicht der Körper des Vampirs, sondern nur noch sein Kopf, eine blutige Fahne hinter sich herziehend! Wie in Zeitlupe fiel er zu Boden - direkt zwischen Khiras Beine. Mirjads Klinge hatte perfekt getroffen.
Eine Mischung aus Ekel und Wut packte die junge Frau.
Mit einer Kraft, die sich selbst niemals zugetraut hätte, sprang sie auf die Füße und rammte sich mit Wucht in die Frau hinein, die noch immer wie eine Wahnsinnige schrie. Wie von einer Dampframme getroffen, klappte die Bäuerin zusammen und verstummte endlich.
Khiras Blicke huschten durch den Stall.
Der zweite Vampir wollte dem Schicksal seines dunklen Bruders entgehen. Geschickt wich er der immer wieder zuschnappenden Klinge Mirjads aus. Das Mädchen mochte sich für Vampire unsichtbar machen können, doch ganz sicher nicht dann, wenn sie einen von ihnen wie ein Racheengel attackierte. Der Blutsauger war geschickt und schnell. Mirjads Lage schien nicht eben rosig. Die ersten blutigen Furchen seiner Krallen zogen sieh bereits über ihre Arme und den Hals.
Und Khira erging es nicht besser, denn die drei willenlosen Männer, die mit den Nachtwesen gekommen waren, drangen nun auf sie ein!
Die Frau hatte sie besiegen können, doch gegen diese kräftigen Burschen war sie absolut chancenlos. Zumindest was die körperliche Präsenz betraf.
In Sachen Intelligenz und Cleverness mochte das anders sein.
Verzweifelt suchte sie nach Fehlern bei der Attacke ihrer Gegner. Es gab keine - nur eine Leichtsinnigkeit, eine unvorsichtige Handlungsweise. Khira nutzte sie blitzschnell aus. Mit zwei Schritten war sie wieder an dem Platz, an dem sie für wenige Minuten Schlaf gefunden hatte. Die Flasche… sie war noch da. Und sie lag gut in der Hand. Gut genug, um einen gezielten Wurf mit ihr durchführen zu können.
Der Erste der Männer war nun schon fast bei ihr, doch Khira tauchte durch seine Beine hindurch und entging so seinen zufassenden Händen. Dann hatte sie den Längeren der Kerle vor sich. Ihn hatte sie gesucht. Der Mann hielt in seiner Hand keine Taschenlampe wie die anderen, sondern eine altmodische Öllampe, die er nun zu Boden stellte, um beide Hände für sein Opfer freizuhaben.
Khira zielte kurz. Sie konnte die Lampe auf diese Entfernung überhaupt nicht verfehlen.
Glas traf auf Glas.
Das trockene Stroh brannte sofort lichterloh.
»Mirjad, schnell - raus hier!«
Vielleicht war es Khiras Ruf, vielleicht der plötzliche Schein der Flammen. Der Vampir war für einen Augenblick abgelenkt. Mehr brauchte das schwarzhaarige Mädchen nicht.
Die Klinge ihrer Waffe pfiff durch die Luft und köpfte den Blutsauger.
Der Vampir torkelte wahrhaftig kopflos nach hinten, mitten hinein in das Flammenmeer, das sich rasend schnell ausbreitete.
Khira sah, wie die Bäuerin auf allen vieren aus dem Stall kroch. Die Wut der Kleinwüchsigen war noch lange nicht verraucht, doch einen Tod in dieser Feuersbrunst wünschte sie der Frau nun doch nicht.
Die Helfer der Blutsauger allerdings schafften den Weg in die Sicherheit nicht mehr. Einer drängte sich noch zur Tür hinaus, doch plötzlich war da der Bauer und beförderte den Vampirsklaven mit einem Tritt zurück in den
Weitere Kostenlose Bücher