0812 - Blutzoll einer Druidin
schaufelte Sand in meine Handfläche und ließ ihn dann durch die Lücken zwischen den Fingern wieder zu Boden rieseln. Dabei hatte ich die Stirn gerunzelt, was wiederum Suko auffiel und ihn dazu veranlasste, mich anzusprechen.
»Du siehst aus, als würdest du nachdenken.«
»Stimmt.«
»Darf ich wissen, um was es geht?«
»Es ist nicht einfach, und ich muss verdammt tief in meinem Gedächtnis herumwühlen. Dabei bin ich gezwungen, Jahre zurückzugehen, denn da haben wir etwas Ähnliches erlebt.«
»Was denn?«
Ich ließ mir Zeit mit der Antwort, weil ich noch nach einem bestimmten Namen suchte. Plötzlich fiel er mir wieder ein. Mir war, als wäre ein Vorhang gerissen.
»Bella Benson«, sagte ich.
Suko schluckte und schüttelte zugleich den Kopf. »Wie bitte? Was hast du gesagt?«
»Bella Benson. Die Frau, die einen Kosmetik-Salon betrieb, zusätzlich aber eine abtrünnige Druidin war. Mit einigen Helfern machte sie in Vampir-Kosmetik. Erinnere dich daran, dass wir es zu dieser Zeit mit diesen Vampirpillen zu tun gehabt hatten, womit künstliche Blutsauger erschaffen werden konnten, ohne dass jemand zubiss. Damals haben wir gedacht, dass sich diese Flut ausbreiten würde. Zum Glück ist es nicht geschehen, aber Bella Benson ist mir noch in Erinnerung geblieben. Wenn Bill hier wäre, hättest du ihn ebenfalls fragen können.«
»Sehe ich ein, John. Was hat das mit unserem Fall zu tun? Ich kriege den Bogen nicht.«
»Es ging da um eine Verräterin, die angeblich den Gral entweiht hatte.«
Suko begriff. »Womit wir beiden Männern in Grau waren, den Hütern Aibons.«
»Oder des Grals.«
»Genau.«
Ich schüttelte den Kopf. »Aber der Gral ist nicht hier. Er hat einen anderen Weg genommen. Er befindet sich in Avalon, wo er eigentlich auch hingehört…«
»Schweifst du vom Thema ab?«
»Nein, nein, das wollte ich nicht. Ich denke nur an die Parallelen zwischen damals und heute. Früher ging es auch um Verräterrinnen, und heute haben wir ebenfalls damit zu tun, wenn auch auf eine ganz andere Art und Weise. Beim ersten Fall hatte Aibon die Männer in Grau geschickt, nun aber ist diese Kimberly Hart gekommen, um sie zurückzuholen, zusammen mit Jane Collins.«
»Was folgerst du daraus?«
»Dass wir möglicherweise nicht mehr zu lange allein bleiben werden. Bisher haben wir immer von den Beißern gesprochen, aber es könnten auch andere Gestalten hier erscheinen.«
»Die Männer in Grau.«
»So ist es – Aibons Hüter.«
Sukos Antwort ließ nicht lange auf sich warten. »Ehrlich gesagt, ich würde mich darüber freuen. Da gäbe es sicherlich eine Abwechslung. Irgendwie muss es ja mal weitergehen, verdammt!«
»Ich hoffe es.«
Es ging weiter.
Der Sand in unserer Umgebung bewegte sich plötzlich. Er warf kleine Wellen und wirkte so, als wäre der Wind darüber hinweggestrichen. Dabei entstanden leise Geräusche. Körner rieselten gegeneinander, leichte Staubschleier entstanden, blieben aber in Bodenhöhe.
Suko krauste die Stirn. »Ich weiß nicht, John, aber ich könnte mir vorstellen, dass du sie praktisch herbeigerufen hast.«
»Wen?«
»Gewisse Geister.« Er stand auf, blieb in einer sehr angespannten Haltung stehen und schaute dabei über den Boden hinweg. »Unter den Füßen spüre ich es auch. Es tut sich etwas, wobei ich hoffe, dass wir nicht in eine Treibsand-Gegend hineingeraten sind. Wenn das passiert, dann können wir einpacken.«
An diese Möglichkeit hatte ich nicht gedacht. Nach Sukos Worten schnellte auch mein Adrenalinspiegel in die Höhe. Mit einer zackigen Bewegung schoss ich in die Höhe, ging zwei Schritte und schaffte es noch, mit dem rechten Fuß normal aufzutreten.
Mit dem linken sackte ich ein bis zur Wade. Ich wollte mich drehen, um Suko zu warnen, doch sein Fluch sagte mir alles.
Auch er steckte fest!
Sogar noch schlimmer, er war mit beiden Beinen im tückischen Boden eingesunken. Unter meinem rechten Fuß regte sich ebenfalls etwas, ein Sog entstand. Ruckartig wurde ich tiefer gezerrt.
Das Schlimmste, was uns passieren konnte, war eingetreten. Wir waren in eine verdammt heimtückische Falle geraten, und nichts wies darauf hin, dass wir ihr entrinnen konnten. Der Sand war einfach gnadenlos, gegen seine Kräfte konnten wir uns nicht wehren.
Diese Falle schikanierte uns, sie machte uns gleichzeitig deutlich, wie hilflos wir waren, und der Sand lief um unsere Beine wie eine Spirale.
Ich erhaschte einen Blick auf Suko, der einen Arm ausstreckte.
Nicht freiwillig, um
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