0812 - Blutzoll einer Druidin
die sich vor mir in der Weite verlor und praktisch im Nichts endete.
Sie war bleich, in meiner Einbildung schien sie aus Knochenmehl zu bestehen und somit ein großes Meer für all die Menschen zu bilden, die hier ihr Leben verloren hatten. Deren Knochen hatten sich unter der grellen Aibon-Sonne allmählich aufgelöst und waren ebenso zu mehligem Sand geworden.
Aber die Fläche bewegte sich trotzdem.
Zuerst dachte ich an eine Täuschung. Relativ weit von mir entfernt entstanden kleine Kreise, die von Wellen begleitet wurden. Sie bildeten ein zitterndes Muster, sie rollten zusammen und bewegten sich dabei immer auf das Zentrum zu.
Dort lauerte etwas unter dem Sand, das bereit war, an die Oberfläche zu steigen.
Auch Suko hatte es bemerkt. Flüsternd sprach er mich darauf an.
Gab anschließend seinen Kommentar. »Ich könnte mir vorstellen, dass man noch ein paar Überraschungen für uns auf Lager hat.«
»Toll. Welcher Art denn noch?«
»Lass dich überraschen.«
»Ungern!« presste ich hervor, um dann zu schweigen, denn nicht weit von uns entfernt – etwa zwei Armlängen – bewegte sich der weiche Boden heftiger.
Obwohl wir selbst in einer verzweifelten Lage steckten, hielten wir doch den Atem an und konzentrierten uns auf das andere Geschehen. Unser eigenes Schicksal hatten wir dabei vergessen. Wir spürten nicht mehr die heiße Sonne, den Schweiß, den Staub, wir sahen nur mehr den verdammten Sand, der zusammensank und im Boden einen Trichter bildete.
Aus ihm stieg etwas hervor. Etwas weiter entfernt ebenfalls, so dass ein Gleichklang entstand.
Es war noch gestaltlos, wir erkannten nur die grünlichbraune Haut, dann etwas Spitzes.
Zwei Ohren!
Wir wussten Bescheid.
Einen Moment später bekamen wir es präsentiert. Aus dem Sand hervor schälten sich die verfluchten Beißer, und ihre Opfer waren jetzt wehrlos…
***
Sie fuhren durch die Nacht!
Der Jaguar war wie ein Schatten, der die Meilen in sich hineinfraß.
Ein flaches Tier auf vier Rädern, lang gestreckt mit zwei hellen Glotzaugen, einer breiten Schnauze, getönten Scheiben und zwei schattenhaften Gestalten in der Fahrgastzelle, die schweigend nebeneinander saßen.
Jane hielt die Augen gesenkt. Sie schaute auf das dunkle Band des Gurts, das sich schräg über ihre Brust spannte. Nur hin und wieder blickte sie hoch, dann sah sie das dunkle Band der Küstenstraße, die als gewundene Schlange ins Nichts zu führen schien.
Kimberly Hart hatte nicht viel gesprochen. In den letzten Minuten hatte sie sogar geschwiegen. Als Jane dann ihre Stimme hörte, kam es ihr vor, alswürde ein Traum zerschnitten. »Wir haben die Polizisten oder den Bewacher abgehängt.«
Jane seufzte. »Meinst du?«
»Ja.«
»Was macht dich denn so sicher?«
»Ich sehe dieses bestimmte Scheinwerferpaar nicht mehr hinter mir. Das ist der Beweis.«
Für Jane war es das nicht. Sie kannte sich mit den Überwachungs-Ritualen der Polizei besser aus. Sie wusste auch, dass die Beamten nicht so dumm waren, und ein Objekt ohne weiteres sausen ließen, wenn es sich etwas anders verhielt.
Es hatte keinen Sinn, die Frau über diese Methoden aufzuklären.
Zudem fühlte sich Jane unter dem Schutz irgendwelcher namenlosen Polizisten sicherer. Wenn es hart auf hart kam, würden sie hoffentlich eingreifen. Die Straße war um diese Zeit kaum befahren.
Wenige Urlauber hielten sich im Freien auf, dazu war die Nacht noch nicht warm genug. Einige Wochen später würde es hier anders aussehen, zudem hatten die Ferien noch nicht begonnen.
Der Himmel war beinahe wieder klar geworden. Sterne funkelten um die Wette, und hin und wieder öffnete sich die Landschaft an der rechten Seite, so dass ihnen ein Blick auf das Meer gelang, das zu dieser Zeit sehr dunkel, abweisend und auch drohend aussah.
Ferne Lichter funkelten an einer Landzunge. Sie ragte wie eine große Hand ins Wasser. Dort lag ein Ort, dessen Name Jane Collins nicht wusste. Überhaupt wusste sie wenig, Kimberly Hart hatte sie über das Ziel nicht informiert.
Mehr als den Namen Farina Milton kannte Jane nicht. Jedenfalls würde esnicht einfach werden, sie zu stellen, denn diese Person verfügte noch über magische Eigenschaften.
»Ob du es dann schaffst, Jane?«
Wieder hatte sie die Frage überrascht. »Was soll ich denn deiner Meinung nach schaffen?«
»Gegen Farina zu kämpfen.«
»Unsinn, das ist…«
»Du musst es.«
»Warum tust du es nicht?«
»Sie kennt mich.«
Jane nahm ihr das nicht ab und fragte direkt: »Oder
Weitere Kostenlose Bücher