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0812 - Blutzoll einer Druidin

0812 - Blutzoll einer Druidin

Titel: 0812 - Blutzoll einer Druidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Treppe gab es nicht. Wer die direkte Rückseite des Hauses erreichen wollte, musste schon über das Hindernis klettern.
    So weit kam Jane nicht.
    An die Vögel hatte sie in den letzten Sekunden nicht mehr gedacht. Nun wurde sie auf dramatische Art und Weise daran erinnert, denn hinter ihr wurde die Stille der Nacht von schrillen Schreien zerrissen, in die sich das harte Klatschen der Schwingen mischte.
    Jane lief weiter, drehte sich aber um.
    Noch immer hatte der schwarze Vogel die Spitze übernommen.
    Dahinter bewegten sich die Möwen in der Dreiecksposition, so dass sie so etwas wie einen dicken Pfeil bildeten.
    Sie waren schnell.
    Jane duckte sich, als sie wieder startete. Sie musste noch die Böschung hoch, dann über die Terrasse und dann…
    Durch die Scheibe.
    Sie rannte.
    Die Vögel waren da. Plötzlich flatterte etwas über ihr, Jane schlug um sich, traf aber nicht, verscheuchte das Tier zwar, was ihr nicht viel nutzte, denn mit dem nächsten Schritt stolperte sie und fiel hin…
    ***
    Die verdammten Zähne würden blutige Klumpen aus unseren Gesichtern reißen und sie vor unseren Augen verspeisen. Sie würden in die Köpfe hacken und die Schädeldecken zerstören. Zahlreiche solcher Gedanken schossen mir durch den Kopf, und Suko erging es bestimmt nicht anders, doch die Beißer bissen nicht zu.
    Sie blieben an ihren Stellen hocken, sie warteten ab, sie wollten uns noch quälen.
    »Sie können euch in Stücke beißen oder es lassen. Es kommt auf euch ganz allein an…«
    Eine Stimme. Dunkel. Volltönend. Eine akustische Halluzination.
    Wer sollte sich schon hier zeigen? Abgesehen von dem Druidenfürst namens Guywano.
    Er aber war es nicht, der gesprochen hatte. Oder hatten wir uns die Stimme eingebildet?
    »John…« Suko hatte meinen Namen gequetscht ausgesprochen.
    »Ich denke mal, dass auch du es gehört hast.«
    Auf dem Kopf spürte ich den Druck der Zähne und versuchte, ihn zu ignorieren. »Ja, aber…«
    »Ich gehe auf alles ein, Alter.«
    »Okay…«
    »Ich erwarte eine Antwort.« Die fremde Stimme wehte uns entgegen. Sie hallte wie in einer großen Kirche.
    »Was sollen wir tun?«
    »Euch ruhig verhalten.«
    »Wir können uns nicht bewegen.«
    »Ich weiß…«
    In den folgenden Sekunden geschah nichts. Die Zeit tropfte verdammt langsam dahin. Das Schlimme daran war, dass wir einfach nichts dagegen tun konnten.
    Also warten…
    Ich spürte den Ruck. Im nächsten Augenblick landete das kleine Monster neben und halb vor mir. In seinem Maul hielt es ein Büschel Haare fest.
    Und dann starb es!
    Es wurde von einem tief schwarzen Band oder Strahl erwischt, und es löste sich genau dort, wo es stand, auf. Nichts blieb zurück.
    Ich konnte es nicht begreifen, obwohl sich tief in meinem Innern etwas regte, das mit dem Wort Erinnerung gut beschrieben war.
    Schwarze Strahlen.
    Steine!
    Männer in Schwarz oder Grau. Die Hüter Aibons, die zwischen den Grenzen wandelten.
    Wieder huschten Strahlen heran. Einer wischte schräg an meinem Gesicht vorbei und tötete das kleine Monstrum, das Suko hatte anknabbern wollen. Das dritte versuchte es mit der Flucht. Der Beißer drehte sich auf der Stelle, sein runder Rücken zuckte, als er seinen Kopf bewegte, um sich blitzartig in die Erde einzugraben, was ihm nicht mehr gelang.
    Ein Strahl drehte sich und verdampfte ihn förmlich.
    Nichts blieb mehr von ihm zurück.
    Waren wir gerettet, oder waren wir dabei vom Regen in die Traufe geraten?
    Keiner von uns konnte das sagen. Wenn ich mir diese Frage selbst stellte, wusste ich auch die Antwort. Den Männern in Grau konnte ich kaum trauen. Sie standen nicht unbedingt auf unserer Seite.
    »Siehst du sie?« fragte Suko.
    »Noch nicht.«
    »Du kannst dir denken, wer sie sind?«
    »Du nicht?«
    »Doch. Uns bleibt auch nichts erspart.«
    Kein Monstrum stand mehr im Weg. Ich konnte weit nach vorn schauen, und auf dieser flachen Ebene malten sich zwei Riesen ab.
    Zumindest sahen sie aus meiner Perspektive so aus, und meine Erinnerung verließ die Gestade der Vermutungen und formte sich allmählich zur Realität.
    Ich kannte sie.
    Es waren tatsächlich die Männer in Grau, die Hüter Aibons, wie sie sich einmal genannt hatten, denen wir unsere Rettung verdankten. Zu zweit waren sie erschienen, und sie hoben sichvon der Fläche ab wie Schatten, die jeden Augenblick wieder verschwinden oder von einem plötzlichen Windstoß umgerissen werden konnten.
    Ich kannte sie nur als graue Wesen. Hier aber machten sie auf mich den Eindruck, als

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