0812 - Blutzoll einer Druidin
Sagen hatte, und dieser schwarzmagische Druidenfürst gehörte nicht eben zu ihren Freunden.
Janes Vorsätze oder Pläne jedenfalls standen auf einem sehr dünnen Boden. Sie konnte nur hoffen, dass sie mit irgendwelchen Dingen Glück hatte und durchkam.
Seit ihrem unbefugten Eindringen auf das Grundstück hatte sich nichts getan. Sosehr sie sich auch umschaute, eine Überwachungskamera konnte sie nicht entdecken. Diese Frau verließ sich einzig und allein auf sich selbst und auf ihren Instinkt.
Hohe Bäume schirmten den Boden des Grundstücks ab. Ihr Laub bildete ein dichtes Dach, das auch Regen abhalten würde. Der Boden war weich, weil der Rasen dicht wie der Bart eines Mannes wuchs. Es gab keine Beete, keine mit Kies bestreuten Flächen oder Rondells, nur eben diese flache Rasenfläche, beschützt von den mächtigen Laubbäumen.
Jane hatte sich geduckt.
Sie lief nicht schnell, sondern blieb immer wieder stehen und schaute sich um. Noch hatte sie das Haus nicht gesehen, aber sie entdeckte einen Weg. Vom Tor her führte er als etwas hellerer Streifen durch den dunklen Untergrund.
Jane sah überhaupt kein Licht, auch dort nicht, wo das Haus stehen musste. Die Mauern ahnte sie mehr als Schatten, und genau zwischen den beiden knorrigen, schiefen und dicken Stämmen zweier Platanen verhielt sie ihren Schritt.
Es geschah nichts.
Ruhe hüllte sie ein.
Bis auf ein Rascheln.
Jane hob den Kopf, um in das über ihr schwebende Geäst hinsehen zu können.
Dort bewegte sich ein Schatten.
Wieder raschelte es.
Diesmal stärker.
Auch wieder über ihr.
Ihr Herz schlug schneller. Das Gefühl, in einer Gefahr zu stecken, breitete sich aus. Ein schriller Schrei ließ sie erzittern. Auch er war aus dem Blattwerk des Baumes gedrungen, und Janesah dann, wie sich ein großer Vogel von seinem Schlafplatz löste. Eine Möwe war es nicht, dazu schimmerte das Gefieder zu dunkel.
Aber Möwen folgten ihm.
Jane wusste nicht, woher sie plötzlich kamen. Sie mussten sich ebenfalls im dichten Geäst zum Schlafen zurückgezogen haben. Für Möwen ungewöhnlich, dachte sie.
Die Vögel flogen davon. Jane hatte sie sogar zählen können. Fünf insgesamt.
Seltsamerweise traute sie den Tieren nicht, deshalb blieb sie auch auf ihrem Platz und verfolgte sie mit den Blicken. Die Vögel blieben dicht zusammen. An der Spitze flog das schwarze Tier, die Möwen hielten sich dahinter.
Eine Formation, die mit einem Dreieck zu vergleichen war, zeichnete Kreise durch die Luft. Das riesige Grundstück verließen sie nie, sie bewegten sich darüber hinweg wie Wächter.
Ein Schauer floss über Janes Rücken.
Diese Vögel oder ihr Verhalten waren ihr nicht geheuer. Da steckte mehr dahinter.
Sie schaute zum Haus hin. Dort rührte sich nichts. Wie eine schwarze Festung lag es in der Stille. Nicht einen Funken Licht entdeckte sie hinter der Scheibe.
Wartete man bereits auf sie? Hatten die Vögel der Bewohnerin durch ihr Verhalten klar gemacht, dass sich eine fremde Person näherte? Wenn ja, dann musste die Frau hinter dem Fenster stehen und in die Dunkelheit des Gartens schauen.
Jane Collins wollte nicht mehr so lange überlegen. Für sie gab es nur den Weg nach vorn. Ob er ins Verderben führte, das war eben ihr Risiko.
Noch einmal schaute sie sich um. Nichts bewegte sich in ihrer Nähe. Der Wind hatte sich aufs Meer zurückgezogen, und auch die Geräusche aus dem Ort waren kaum zu hören.
Sie lief auf das Haus zu.
Nach wenigen Schritten schon konnte sie einen schmalen Pfad benutzen, und wieder einige Yards weiter tauchte die Rückseite des Wohnhauses vor ihr auf.
An das Haus war eine Terrasse angebaut worden. Sie lag höher als der Garten, und wer sie betreten wollte, musste über eine schmale Böschung gehen. Die Terrasse war menschenleer. Drei weiße Klappstühle standen traurig um einen runden Tisch herum, und der Wind hatte noch Laub auf die Fläche geweht.
Jane Collins war froh, diese Strecke schon einmal hinter sich zu haben. Die Detektivin konzentrierte sich auf die Rückseite des Hauses, und sie sah die zahlreichen hohen Glasfenster, die nebeneinander gereiht waren, umgeben von hell gestrichenen Rahmen.
Jane lief nicht mehr geduckt. Sie hatte alles auf eine Karte gesetzt.
Es war ihr auch egal, ob man sie entdeckte oder nicht. Sie musste einfach zu einem Ziel kommen.
Mit schnellen Schritten näherte sie sich der Terrasse und damit auch der Böschung. Jane stellte fest, dass sie doch steiler war, als sie angenommen hatte. Eine
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