0814 - Der Vario und der Wächter
Ahnungen hatten sich bestätigt.
Oder sollte er es so sehen, daß sein Ruf erhört worden war?
„Ich habe nach einem ebenbürtigen Gegner verlangt, an dem ich mich messen kann", gestand er sich ein. „Ich habe es mir selbst zuzuschreiben, wenn das Llungo-Mokran diesem Wunsch nachkommt. Ich bin kein Feigling, ich stehe zu meinem Wort. Zeige dich, Varioggantenmaggenen!"
Einsam beruhigte sich wieder.
Er sang Heldenlieder.
Aber wieder beschlichen ihn die eifersüchtigen Gedanken, vergifteten seinen Geist.
Es wäre alles nichts so schlimm gewesen, wäre er nicht dahintergekommen, daß die Station gegen ihn intrigierte.
Einsam hatte den Ruf abgehört, den das Llungo-Mokran an den „eisenbeschlagenen, rund geschliffenen Vario von den Fünfhundert" abgeschickt hatte.
Die Station warb um ihn, bezeichnete ihn bereits als den kommenden Wächter der Heroen.
„Wollt ihr es so, Georlanfannen, Taangaronnen, Koelkettanfollan-nen .."
Diesmal kam die Antwort.
„Nein!"
Die Stimme klang fest und unerschütterlich Es war die Stimme eines Heroen Die Stimme Koelkettanfollannens Einsam war gerührt. Der erste von drei Millionen Heroen, der sich für ihn ausgesprochen hatte. Und einer der legendenumwobensten.
„Ich stehe zur Tradition!" ließ der Held mit dröhnender Stimme wissen.
Einsam, der sich vor der strahlenden Erscheinung ehrfurchtsvoll zurückgezogen hatte, war ergriffen.
Koelkettanfollannen zog für ihn in den Kampf. Der Held würde für ihn den Herausforderer besiegen, der eigentlich nicht einmal würdig war, einen Heldennamen zu tragen. Aber gegen den Willen der Station, die ihn Varioggantenmaggenen benannt hatte, war nichts zu machen.
Der strahlende Koelkettanfollannen schritt unbeirrbar auf sein Ziel zu. Er tauchte aus dem Llungo-Mokran auf - und starb, kaum, daß er seinen Kriegsruf hatte ertönen lassen.
Einsam stimmte eine Hymne auf ihn an.
„Besinge nicht das Vergangene, nach vorne sei dein Sinn gerichtet, wie die Waffe eines Kämpfers!"
Da stand Friimommohanggaeskel!
Der nächste Heroe, der für Einsam in den Kampf ziehen wollte.
Einsam war beeindruckt, und zum erstenmal während seiner langen Wacht fühlte er sich nicht allein.
Er wußte, daß drei Millionen Helden mit ihm waren.
Friimommohanggaeskel entschwand. Sein Kriegsruf verhallte im Llungo-Mokran.
Germaar-Vonk war enttäuscht und verbittert, als er die lakonische Antwort von Hotrenor-Taak auf seine Meldung erhielt.
Der Stützpunktkommandant hörte sie sich immer wieder an, um etwas von dem erwarteten Wohlwollen herauszuhören, mit dem er seinen Fleiß belohnt sehen wollte. Doch keine von Hotrenor-Taaks Formulierungen ließ auch nur den leisesten Hoffnungsschimmer aufkommen.
Die Antwort war eindeutig, kühl, distanziert.
„Die aufgezeigten Symptome können keinesfalls als Beweise für eine Krise der Kelosker gelten, sondern decken lediglich ihre Sensibilität auf. Die empfindlichen Kelosker reagieren auf plötzliche Ortsveränderungen allemal in der aufgezeigten Weise.
Es wird dringlich empfohlen, die Vorgänge auf Goorn-II zum Vergleich heranzuziehen. Auch dort reagierten sie auf Ereignisse der Gewalt mit vorübergehender Depression.
Wie damals werden sie sich auch diesmal stabilisieren."
Das war alles. Kein Ton der Anerkennung. Die Antwort war eine einzige Zurechtweisung.
Germaar-Vonk ging in sich und überlegte sich lange, wie er reagieren sollte. Er war noch zu keinem Entschluß gelangt, da geschah etwas, das seinem Mißtrauen neue Nahrung und ihm gleichzeitig die Hoffnung gab, eine Bestätigung für seinen nagenden Verdacht gegen die Kelosker zu finden.
Die Wissenschaftler hatten die Daten über den Protonensturm ausgewertet. Dargmenon-Gelk erstattete ihm persönlich Bericht.
Zu diesem Zeitpunkt war der Stützpunktkommandant noch übler Laune und sah nicht ein, warum er sich nicht an dem Wissenschaftler abreagieren sollte.
„Sie sind wohl mächtig stolz darauf, daß es Ihnen gelang, den Protonensturm zu analysieren", sagte Germaar-Vonk giftig.
Dargmenon-Gelk erkannte sofort, in welch übler Stimmung sich sein Kommandant befand, und verhielt sich entsprechend.
„Es gibt einige Details, die mir erwähnenswert erscheinen", sagte er. „Zuerst einmal fällt auf, daß das Auftauchen des Satelliten mit dem Abflauen des Protonensturms zusammenhängt. Es könnte also sein, daß der Stützpunkt der Fremden auf besondere kosmische Ereignisse programmiert ist."
„Ist das bedeutungsvoll?"
„Vielleicht. Immerhin befindet
Weitere Kostenlose Bücher