0814 - Mister Amok
wüstenähnlichen Landschaft. Ich tippte auf Afrika oder den Orient. Es konnte aber auch in den Staaten sein.
Die Aufnahmen waren von einem Hubschrauber aus gemacht worden.
Die Perspektive wechselte.
Kein Weitwinkel mehr, denn die Kamera fuhr näher auf die Ruinenstadt zu.
Sie war belebt.
Soldaten schlichen umher. Die Männer waren schwer bewaffnet, auch dunkelhäutiger. Orientalen, Araber, in khakifarbenen Kampfanzügen. Sie verhielten sich nicht normal, denn sie sahen aus, als durchsuchten sie die Ruinenstadt. Die Gebäude waren zerstört, wirkten wie zerbombt. Eine Übungsstätte für Soldaten.
Sir James gab einen Kommentar ab.
»Diese Soldaten wissen nicht, was auf sie zukommt. Der Informant berichtete, dass sie keine echten Soldaten sind, sondern Gefangene, die man kurzerhand in eine Uniform gesteckt hat. Man hat ihnen sogar die Freiheit versprochen, wenn die Sache hier hinter ihnen liegt.«
Ich ahnte schon, worauf alles hinauslief. »Zu dieser Freiheit wird es sicherlich nicht kommen, denke ich.«
»Genau.«
Wir schauten hin.
Es war heiß in diesem Gebäude. Die Sonne brannte hernieder.
Staub wehte zwischen den Mauern. Feiner Sand sprühte wie Wasser aus der Dusche.
Sechs Soldaten hatte ich gezählt. Einer von ihnen führte den Spähtrupp, und er erreichte auch als Erster das Ziel. Es war so etwas wie ein Innenhof, umgeben von drei Mauern, die eine unterschiedliche Höhe aufwiesen.
Auf dem Hof blieben sie stehen.
Obwohl sie angeblich keine ausgebildeten Soldaten waren, benahmen sie sich entsprechend. Sie konnten keine richtige Deckung finden, aber sie sorgten dafür, dass sie rücklings nicht mehr angegriffen wurden. Sie hielten die Waffen schussbereit und bewegten sich vorsichtig im Halbkreis, immer darauf bedacht, dass plötzlich ein Gegner erschien.
Noch blieb es ruhig.
Von keiner Seite erfolgte ein Angriff. Auch auf den breiten Mauerresten bewegte sich niemand. Wir schauten aus der Distanz zu. Der Film war nicht durch einen Ton untermalt worden, keine Musik hätte die Spannung antreiben können, dennoch kam etwas rüber. Es war das Gefühl der Spannung, das uns in seinen Klauen hielt, als hätte ein unsichtbarer Krake die Arme ausgebreitet.
Meine Hände waren feucht geworden. Irgendetwas würde passieren, das stand fest.
Der neben mir sitzende Sir James atmete schnaufend durch die Nase. Er rückte abermals die Brille zurecht, dann nickte er, und in diesem Augenblick sah man auf der Leinwand, dass sich der Boden öffnete.
Jemand kam.
Das wussten auch die Soldaten. Blitzartig hatten sie ihre Stellungen verändert. Die sich öffnende Luke befand sich genau in ihrer Mitte. Sie waren kampfbereit. Die Gewehre hatten sie gesenkt, und mehrere Mündungen zielten auf den immer größer werdenden Spalt.
Sekunden vergingen.
Wir hielten den Atem an. Ich zuckte kurz mit den Augen, als ich die Hand, den Arm und dann einen Teil der Schulter sah, die sich durch den Spalt ins Freie schob.
Die Öffnung war wenig später groß genug, um einen Menschen hindurchzulassen.
Er kam auch.
Er war zu sehen.
Einer der Soldaten sprach ihn an. Wir hörten ihn zwar nicht, sahen nur, wie er den Mund bewegte.
Die Gestalt, die aus der Tiefe kam, kletterte, kümmerte sich nicht darum. Sie drückte die Luke so weit hoch, dass diese zu Boden schlug.
Freie Bahn für ihn.
Wir trauten unseren Augen nicht, als wir sahen, welche Gestalt da hervorkroch. Es war ein Monstrum, grau, haarlos, ein nackter Oberkörper, der aussah, als wäre er mit Staub gepudert worden, ein Kopf, der uns mehr an einen Totenschädel erinnerte. Der breite Mund war zu einem Grinsen verzogen.
Und hinzu kam die Bewaffnung.
Mit beiden Händen hielt er eine maschinengewehrähnliche Waffe fest, die einen sehr langen Lauf aufwies, neben einem halbrunden Magazin, das an eine russische Kalaschnikow erinnerte.
Noch einmal wurde der Mann angesprochen.
Er kümmerte sich nicht darum.
Dann schossen die anderen.
Wir hörten nichts. Der Film lief in einer stummen Grausamkeit vor uns ab.
Die Kugeln schlugen in den Körper der mächtigen Gestalt. Sie hätten den Mann fällen müssen, doch er wurde von den Einschlägen nur durchgeschüttelt und ging weiter.
Es gab keine Wunden, es floss kein Blut, so wie er sah ein Unbesiegbarer aus.
Aber er ließ sich nicht alles gefallen. Er schoss zurück.
Und wir erlebten die Hölle.
Die Waffe in seiner Hand schien zu explodieren. Er selbst bewegte sich traumhaft sicher, fand schließlich an einer Mauer seitlich
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